Ich werde immer zurückhaltender.
Verhalte mich merkwürdig ruhig gegenüber anderen.
Lasse kaum noch von mir hören in meiner Familie.
Ich ziehe mich immer mehr zurück.
Ich geh nicht mehr raus, wenn ich frei habe. Verdrück mich nur in meiner Wohnung und lenke mich mit meinem Onlinespiel ab.
Ich hab das Gefühl, dass ich allgemein unbewusst versuche, mich dauernd abzulenken.
Auf Arbeit lache ich zwar und versuch mich fröhlich zu verhalten, aber ich glaube, dass ich das bloß tue, damit niemand merkt, wie dreckig es mir geht.
Ich schlafe in letzter Zeit sehr schlecht ein. Komme nur noch ins grübeln und bekomm sehr ungewöhnliche Träume.
Kann eine Seele zerbrechen, wenn man Todesfälle nicht mehr verkraften kann?
Denn seit Januar 09 bin ich umgeben von Todesfällen. Januar 09 starb der Mann von meiner Mutter ihrer Cousine, durch einen sehr tragischen Autounfall. Ich war da gerade 20 und es war meine erste Beerdigung. Auch ich kannte ihn sehr gut und seine Frau auch. Sie sind sehr liebenswert gewesen und ich weiss noch genau, wie ich mich fragte, warum es augerechnet SOLCHEN Menschen passieren musste? Sie beide waren immer sehr nett, schienen immer glücklich zusammen zu sein. Und jetzt wurde ihre Ehe einfach auseinander gerissen, durch so einen Unfall. Er starb sofort und sie überlebte nur sehr schwer verletzt.
Dann war eine zeitlang Ruhe.
April 10 starb meine geliebte Katze. Wurde 11 Jahre alt. Sie mußte eingeschläfert werden, da sie an Nierenversagen litt. Mein Vater und ich mussten die Entscheidung treffen, sie zu erlösen. Wir waren bis zum Schluss dabei und begruben sie anschließend im Wald. Noch heute kann ich dies nicht begreifen und ich bekomme Tränen in den Augen, wenn ich an diesen Tag denke.
August 10 starb meine geliebte Uroma. Sie wurde noch einen Monat früher genau 100 Jahre alt. Das war meine 2. Beerdigung. Ich wünschte, sie wüsste, wie sehr ich sie liebe. Ich bereue es zutiefst, dass ich sie noch nichtmal besuchen gegangen bin, als ich den Anruf erhielt, dass sie eine Lungenentzündung hat. Wie sehr hätte ich noch gerne ein letztes mal ihre Hand gehalten und ihr am liebsten gesagt, dass ich sie liebe und die Engel dort oben sie beschützen werden.
September 10 starb der Stiefvater meines Freundes, weil er den Kampf gegen den Krebs verlor. Er hatte Darmkrebs und war bloß ca. 55 Jahre alt. Er sollte noch ein letztes mal operiert werden, wachte aber nicht mehr von der Narkose auf. Er fiel ins Koma.
Er wurde an Maschinen angeschlossen. 1 1/2 Wochen später setzten sie die Maschinen ab, weil sie meinten, es bringt nichts mehr. Und trotz des Abschalten der Maschinen, atmete er noch von SELBST weiter und auch sein starkes Herz schlug noch kräftig weiter. Er war noch nicht bereit zu gehen. Er hatte noch viel vor gehabt. 2 Tage später nach Abschalten der Maschinen verstarb er. Dies war meine 3. Beerdigung und ich versuchte stark zu sein, für meinen Freund. Doch mir gelangte es leider nicht. ZU groß war noch der Schmerz, als meine Uroma einen Monat zuvor verstarb. Auch war er der Lieblingsopa meiner Tochter. Und sie verstand es kaum, dass er nicht mehr da ist, wenn wir zur Oma fahren. Sie ist 2.
Februar 11 verschwand unser Kater. Er war 2. Er war immer der, an dem ich mich klammerte, als meine Katze eingeschläfert wurde. Er gab mir Trost. Plötzlich war er nicht mehr da. Es war wie, als hätte man mir das Herz rausgerissen. Bis heute ist er unauffindbar.
Jetzt am Freitag, den 8. April musste ich mein Kaninchen gehen lassen. Nicht auch noch sie. Mein geliebter Hase. Doch auch sie verlor den Kampf und war viel zu krank, sodass ich sie Erlösen wollte. Ich war die ganze Zeit bei ihr und hielt sie auf dem Arm, als man ihr die Spritze gab. Ich verabschiedete mich von ihr und küsste sie mehrfach und kuschelte noch eine ganze Weile mit ihr, bis ihr Atem immer schwacher wurde. Das Wohnzimmer sieht so ungewohnt leer aus, ohne Käfig. Ich vermisse die Zeiten, als sich meine Hase und mein Kater noch gegenseitig jagten. Jetzt haben wir keine Haustiere mehr.
Ich nehme jeden Abend bevor ich schlafen gehe eine Beruhigungstablette, um besser einschlafen zu können und trotzdem wache ich Nachts auf, durch irgendeinen merkwürdigen Traum. Ich könnte nur noch heulen. Als dann auch noch mein Kaninchen ging, das war...... Keine Ahnung...... Ich fühle mich so leer und zerissen. Keiner kann mich verstehen. Ich fühle mich alleine. Wie soll meine Tochter das verstehen, dass ihr "Hasi" nimmer da ist. Ich sag ihr immer, Hasi ist oben im Hasenhimmel.
Immer mehr drängt das Bedürfnis, nach der Flasche zu greifen oder sonst irgendeinen Blödsinn zu tun. Ich war früher mal Soizidgefährdet und ritzte mich täglich. Seit vielen Jahren tue ich das nimmer und bin stolz drauf. Aber diese Leere und diese Einsamkeit und Traurigkeit kommt mir wieder so bekannt vor. Vor anderen zeige ich mich fröhlich und lächle immer was das Zeug hält.
Doch mit jedem Zug an der Zigarette kommt mir wieder mein reales Leben in den Sinn, was eigendlich alles passiert ist. Spätestens wenn ich wieder zu Hause bin, erdrückt mich dieses Leben voller Trauer und Todesfälle.
Also kann eine Seele dadurch tatsächlich zu Grunde gehen. Was sollte ich denn tun?
Ich hab zur Zeit garkeine Peilung mehr, was ich noch machen soll. Lasse alles auf mich zukommen und gehe nur noch meinen geregelten Tagesablauf nach. Ich fühle mich wie eine leere Maschine, die nur noch funktionieren muss.