Mein Freund (27) und ich (30) sind seit etwa 1 Jahr zusammen.
Er hatte lange Zeit keine Beziehung, ich war in einer fast 10 Jährigen Beziehung, wobei mich mein Freund in den letzten 3 Jahren (vermutlich) betrogen hatte.
Wir wohnen seit 3 Monaten zusammen. Ich habe das Gefühl, dass ungewöhnlich früh Alltag einkehrt ist. Meine Arbeitszeiten beginnen extrem früh am Flughafen im Service und ich bin schon um 14 Uhr daheim. Mein Freund kommt um etwa 17 Uhr heim. Der Alltag ist häufig nur noch davon bestimmt, dass ich daheim Wäsche mache, putze und koche. Ihm gefällt das nicht. Er meint, er würde lieber mit mir mal etwas unternehmen, auch wochentags, lieber ginge er mal mit ungebügelten Hemden zur Arbeit, mache aber mit mir mal etwas, statt dass ich da stehe und seine Hemden bügele, er dann aber den EIndruck hat, in mir nur eine Haushälterin zu sehen. Er ist damit sehr unzufrieden, eigentlich mit vielen Dingen, hauptsächlich mit unserer Freizeitgestaltung.
Ich bin ehrenamtlich in einem Kindergarten nachmittags aktiv, allerindgs nur 1x pro Woche. Er ist ein totaler Sportfanatiker. Er fährt Rennrad, läuft, schwimmt und würde mich da auch gern mitnehmen. Ich bin allerdings eher von der unsportlichen Sorte, ich habe fast 12 Jahre geraucht, bin nicht dick aber recht unfit und habe mich mal aufgerafft mit ihm Rad zu fahren. Er stellt sich dann auch auf mein langsames Tempo ein, ich habe allerdings schnell gemerkt, dass ich meilenweit von seiner Leistung entfernt bin. Seit ich heftige Bänderprobleme durch übertriebenen Sport bekommen habe, habe ich das wieder aufgegeben. Irgendwie sind seine Hobbys nicht meine und meine nichts für ihn. ich sitze abends gern gemütlich auf dem Sofa, trinke was oder gehe gern essen, reise gern. Das mag er halt überhaupt nicht. Er hat einen Bürojob und sagt dann ständig, wenn er heimkommt, kann er sich nicht wieder vor die Glotze aufs Sofa hocken, will dann joggen gehen oder sonstiges.
So läuft seit Wochen das gleiche Programm. Wir stehen am Wochenende auf, frühstücken, machen gemeinsam sauber, ich verschwinde mit einer Freundin in die Stadt, er macht stundenlang Sport und ich fahre dann häufig zu meinen Eltern oder besuche eine Freundin etc. Abends machen wir dann manchmal noch zusammen etwas, gehen ins Kino, meine Filme gefallen ihm nicht, seine mir allerdings nicht.
Im Grunde leben wir eine Ehe, wie sie vielleicht nach 40 Jahren sein könnte. Wir haben häufig darüber gesprochen, aber anfangs ist mir das garnicht so bewusst gewesen und aufgefallen, da er sich häufig untergeordnet hat. Er hat dann oft Dinge mit mir mitgemacht, die er eigentlich garnicht mochte, nur um mir einen Gefallen zu tun. So wirklich etwas gemeinsames unternehmen wir selten, was beiden Spaß macht.
Seine große Leidenschaft, den Sport teile ich leider nicht mit ihm, dazu bin ich einfach nicht diszipliniert genug, müsste im Grunde genommen erstmal klein anfangen, aber das ist mir zu langfristig. Jetzt hat er sich noch im Fitness-Studio angemeldet und ist dann sogar an den Wochentagen noch 2x weg. Er bot mir an, dass ich mich auch mit anmelden soll, ich habe allerdings abgelehnt.
Er beklagt sich auch zunehmend über meinen unfitten Gesundheitszustand, klar, ich habe ein bisschen zugenommen, aber gefalle mir so.
Irgendwie ist es derzeit etwas im Stillstand. Ich habe auch das Gefühl, dass er sich über vieles garnicht mehr aufregt. Früher hat er mir Vorträge gehalten, wenn ich zuviel Süsses gegessen habe, geraucht habe. Heute scheint ihm das alles egal und er verweist nur darauf, ich sei alt genug. Aber ich bräuchte häufig mal seinen Tritt in den Hintern, um vielleicht tatsächlich mal etwas Sport zu treiben etc. Doch er meint nur, er könne nicht 24h am Tag meinen persönlichen Trainer spielen, sondern er sei dazu nicht mehr bereit, da ich das ganze nicht ernst nehme und nicht auf ihn und seine Ratschläge, langsam anzufangen, etc hören würde....
Hmm, ich weiß derzeit nicht, wie wir unsere Wege wieder etwas mehr zusammenführen können. Ich glaube auch, wir sind beide etwas Diskussionsmüde geworden und keiner hat mehr Lust, diverse Dinge anzusprechen, weil jeder ahnt, dass es eh zu nichts führt.
Es wäre schade, wenn wir all das, was wir uns aufgebaut haben, wegwerfen würden. Aber derzeit würde mir mal ein Rat von außen gut tun.
Dieses Wochenende z.B. sitzt er schon wieder seit 3 Stunden auf dem Rad, weil ich nicht kann (Rückenprobleme). Er bot mir an, dass wir heute Abend auf eine Musikveranstaltung gehen könnten, doch irgendwie hab ich keinen Zug, weg zu gehen und würde lieber daheim eine DVD schauen. Er meint, das könne er jeden Tag machen, ihm sei das zu langweilig.....und und und... :TRISTE: