Bevor ihr anfängt zu lesen kurz noch ein paar Worte.
Diese Geschichte fällt leider etwas länger aus, also würde ich empfehlen wirklich nur zu lesen wenn ihr Interesse daran habt, da es teilweise auch schwierig zu lesen ist vielleicht.
Mir fällt es schwer, diese Worte hier nieder zuschreiben, aber mit meiner Hoffnung bin ich mittlerweile am Ende, ich möchte mir endlich selbst helfen können ein normales Leben zu führen. Ich versuch es auch für mich, ein bisschen als erzählte Geschichte zu schreiben, also wenn einige Worte zu hochgestochen sind, ich versuche hier nicht von mir zu schreiben, ich versuche meine Probleme aus der Sicht einer anderen zu erzählen, ansonsten würde ich wohl immer wieder abbrechen müssen um das Geschehene erneut hinunterwürgen zu müssen..
Wie gesagt es fällt mir nicht leicht, also bitte habt Nachsicht mit mir.
Alles begann damit, dass ich im April 2009 meine einst große wahre Liebe kennen gelernt hab, der treffenderweise in meinem Alter war (damals 19) und von dem ich mir dachte, dass ich den Rest meines Lebens mit ihm verbringen möchte. Wie man halt so denkt, wenn man das erste Mal nach Jahren voller Einsamkeit jemanden gefunden hat, der gerne Zeit mit jemanden verbringt. Er war nett, sympathisch und hatte Humor, auf seine Art und Weise jedenfalls.
Er kam aus sehr schwierigen Familienverhältnissen, seine Eltern waren vielleicht nicht geschieden oder arm, aber Streit stand bei denen so ziemlich auf der Tagesplanung. Sein Vater war ein Egoist und Märtyrer, seine Mutter hatte verschiedene Zwänge und war einfach etwas Besseres. Damals merkte ich leider noch nicht, wie ähnlich er seinen "Vorbildern" eigentlich war.
Aber das war mir damals wurscht, ich schwebte auf Wolken und das ist was zählte. Ich konnte ihn nicht oft genug sehen, ich war einfach verknallt bis über beide Ohren.
Es ging einige Monate auch ganz gut, er war liebevoll und aufmerksam, machte mir kleine Geschenke und hatte mich einfach gern bis ich eines Abends um Weihnachten herum Besuch von meinem damals besten Freund hatte. Der mir mehr oder minder erzählte, dass er seit Jahren Gefühle für mich hegt, und auch wenn der Zeitpunkt schlecht ist, er es endlich los haben will. Ehrlich wie ich bin (leider), hab ich natürlich alles meinem Freund tags darauf erzählt. Er war natürlich, wie von jedem Partner zu erwarten, stinksauer, aber hat sich zu meiner Verwunderung tagelang nicht mehr bei mir gemeldet um nach ner Woche ca wieder bei mir anzurufen ob ich nicht vorbeikommen möchte.
Da er noch bei seinen Eltern wohnte, und ich es dort gehasst habe, zögerte ich zwar am Anfang und auch, weil ich es einfach komisch fand, dass obwohl ich keine Schuld trug oder fremd gegangen wäre, er plötzlich so eisig zu mir war. Als er mir jedoch sagte dass seine Familie übers Wochenende fort sei, willigte ich blindlings ein. Ich war schon froh, dass der Ärger verflogen ist und er immer noch zu mir hält, da das Gefühl nicht mehr allein zu sein einfach zu schön war.
Also fuhr ich zu ihm in das Nachbarbundesland, seine Familie war tatsächlich außer Haus und es war anfangs auch ganz nett. Plötzlich rief eben oben genannter bester Freund an, ob ich nicht Lust hätte was mit ihm zu machen. Das Telefon war wohl so laut eingestellt dass es er auch gehört hatte. Mein Freund riss mir das Telefon aus der Hand, schrie etwas, das ich verdrängt oder einfach vergessen habe hinein und schmiss mein Telefon in die Ecke. Dann schrie er mich an, was dass denn soll, ob ich zweigleisig fahre und mir das Spaß machen würde ihm weh zu tun. Er war traurig aber auch wütend und als ich versucht hab ihm zu erklären was los ist und selbst auch stinkig wurde, knallte es plötzlich.
Ich war geschockt, ich saß bei ihm auf dem Sofa und spürte seine Ohrfeige an meiner Wange brennen, ich hatte Tränen in den Augen und wollte nur noch heim. Dann hat er sich aber wieder beruhigt und sich auch für sein Verhalten entschuldigt. Ich war in den ersten Minuten einfach verwirrt und hatte panische Angst vor ihm und bin dann am selben Abend noch heefahren.
Dann begann Telefonterror, es folgten Entschuldigungen und die blumigsten Ausreden, bis ich mich dazu brachte, ihn wieder zu treffen. Ich fuhr also wieder zu ihm, da meine Eltern schon etwas skeptisch waren und es mir damals verboten haben ihn einzuladen. Sie wussten zwar nicht was vorgefallen ist und gingen wohl davon aus dass es Streit war, aber sie wollten dieses Wochenende einfach auch jemanden einladen, sodass mir nichts übrig blieb als wieder dort hin zu fahren.
Für mich waren diese Wochenenden einfach die Hölle, da ich selbst aus einer gepflegten zwar auch strengen Familie stamme, aber seine Mutter einfach eine Krankheit hatte mit der ich nicht klar kam. Und dass war einfach die Tatsache dass sie alles hortete und nie etwas wegschmeißen konnte. Ich schlief also jedes Wochenende in einem viel zu kleinen Zimmer zwischen Schutt und Müll und Tausenden Katzenhaaren. Mir ekelte einfach. Deshalb wollte ich auch immer alleine dort unten schlafen, da ich ansonsten Platzangst bekam und nur manchmal hab ich es zugelassen dass er auch dort unten nächtigt. Jedenfalls kam es dann wieder, dass seine Familie erneut an einem Abend außer Haus war, ob Zufall oder nicht sei dahingestellt.
Wir hatten bis dato damals noch keinen Sex, für mich war es einfach das erste Mal und ich wollte den perfekten Moment abwarten. Und wollte es vorallem nicht in einer Müllhalde. Den hat er mir leider in dieser Nacht genommen. Ich wusste nicht mal mehr wie genau das alles passiert ist, es fing eigentlich so harmlos an und ich glaube es eskalierte durch einen erneuten Streit, dass er plötzlich wieder handgreiflich wurde und sich dieses Mal aber nicht mehr aus seiner Rage fing.
Er war sehr brutal, eine Seite die ich an ihm gar nicht kannte und drückte mir seine Hand in den Mund um meinen Kopf am Boden zu halten. An mehr kann ich mich leider nicht mehr erinnern, da diese Nacht für mich sehr schlimm war und es jetzt noch unerträglich ist daran zu denken oder überhaupt davon zu sprechen/schreiben...
Ich war ein Idiot. Ich weiß es nicht wieso, aber ich nahm ihn in Schutz, in Schutz vor mir selbst. Ich konnte ihn nicht verlassen, obwohl diese Nacht ausschlaggebend war, für die beiden folgenden Jahre, die ich mit ihm noch verbracht hatte. Ich konnte mich nicht von ihm losreißen obwohl er mir ständig weh tat, mein ganzer Körper geschunden war und ich teilweise so Verhaltensgestört war, dass ich bei jeglicher Kleinigkeit zu weinen anfing.
Es folgten viele solche Nächte, in denen ich sein Spielzeug seiner wahr gewordenen Perversionen war und er mit mir machen konnte was er wollte. Woher er diese Einfälle hatte wusste ich nicht, ich denke mir bis heute, dass er das in i.welchen japanischen Zeichentrickpornos gesehen hat oder einfach auf solche Sachen stand oder was weiß ich... Es war einfach perfekt für ihn und zerstörend für mich.
Ich zog mich immer mehr zurück, schämte mich, sprach mit niemanden mehr und auch meine Familie merkte, es stimmt etwas nicht, konnte mir aber nicht helfen. Ich fühlte mich einfach wertlos, ich fühle mich immer noch wertlos. Es war teilweise vielleicht nicht unbedingt brutal, aber es war einfach entwürdigend..
Erst als er mir nach und nach den Kontakt mit meinen Freunden verbat, er selbst sich plötzlich eine Art Schutzwall aufgebaut hatte und meine damaligen besten Freunde nicht mehr zu mir hielten sondern mehr zu ihm, war es für mich vorbei. Ich wusste ich muss loskommen, ich wusste nur nicht wie.
Ich habe mich immer mehr zurückgezogen, war nur noch daheim vorm Computer und habe mehr oder weniger die Tage gezählt an denen ich ihn wieder für bestimmte Zeit ertragen musste. Noch nie war ich so froh darüber eine Fernbeziehung zu führen und doch! Ich Idiot habe ihn nicht in den Wind geschossen. Ich hatte nicht mal mehr die Kraft, nach meinem Schulabschluss für einen Job zu sorgen, hatte kein Selbstbewusstsein, keinen Willen und keinen Stolz mehr, hatte vor jeder Alltagssituation Panik und ich bekam immer mehr Probleme wie Schlafstörungen und Übelkeit. Ich war abgemagert und sah furchtbar aus, mit schwarzen Ringen unter den Augen und diesem ständigen Blick voller Angst.
Langsam aber sicher hatte ich mich sogar mit der Situation abgefunden gehabt, mein Leben einfach so zu führen. Es kamen die Nächte in denen ich weinend im Bett lag und mir selbst immer wieder gesagt habe Du hast es nicht anders verdient immer und immer wieder.
Mein Leben bestand einfach nur daraus, mich in den Stunden in denen ich ihn ertragen musste mit Gedanken an schöne Dinge am Leben zu erhalten und in meiner Freizeit zu zeichnen. Das lenkte mich damals ganz gut ab.
Bis ich eines Tages über das gottgelobte Internet und meinem Hobby jemanden kennen lernte, der zwar nichts von alledem wusste, aber mir insgeheim doch den Mut gegeben hatte, an etwas zu glauben.
Letztendlich war ich nach einigen Tagen wirklich soweit, dass ich Schluss machen konnte. Doch feige wie ich war, hab ich ihm per Telefon gesagt, dass ich ihn nicht mehr sehen möchte. Er weinte, war sauer, schrie und drohte mir.
Aber das war mir wurscht. Es folgten erneut viele Tage voller Telefonterror, Drohanrufe, Kurznachrichten in denen stand wie sehr er sich nach meinem Körper sehnt und schlimmeres. Das war dann auch die Zeit, in der ich dem Mann aus dem Internet erklärte, was damals alles vorgefallen ist. Ich ging damals mit einem der wenigen Freunde die ich damals noch hatte sogar zur Polizei um Anzeige zu erstatten. Leider war dass ein Fall von vielen und ich hatte dann doch zu viel Angst seinen Namen zu nennen, sodass ich sie nur auf anonym schalten ließ. Ein Fehler den ich bis heute bereue...
Die eigentliche Geschichte endet hier.. es kamen noch viele Anrufe, viele Hassnachrichten und es ging soweit, dass ich ohne weiteres Wort meine Sachen gepackt habe und nun in Deutschland lebe (ich stamme aus Österreich). Mit 20 Jahren war ich soweit, meinem dortigen Leben komplett zu entsagen und alles hinter mir zu lassen. Diese zahlreichen Selbstmordversuche, diese Stunden voller Panik und Tränen. All dass wollte ich mit meinem Umzug damals hinter mir lassen, da ich für mich selbst dort keine Perspektive mehr sehen konnte.
Und jetzt kommt die Sache, in der ich eigentlich Hilfe benötige.
Denn ich gehe davon aus, dass ich Beziehungsunfähig bin, seit ich diese knappen 2,5 Jahre durchlebt habe. Versteht mich nicht falsch, ich liebe diesen Mann der mich damals gerettet hat. Ich lebe mit ihm seit 2012 zusammen und genieße die Zeit die ich mit ihm habe. Zumindest inwieiweit man davon ausgehen kann, dass jemand dem soetwas widerfahren ist noch lieben kann. Ich bin zumindest traurig wenn ich ihn nicht sehe und hänge sehr an ihm. Aber manchmal.. habe ich Tage an denen ich nicht weiß, ob das alles so richtig war wie es jetzt ist.
Ich könnte heute ein ganz normales Leben führen, in einem anderen Land in dem mich die Leute die mich kennen schätzen und sich langsam auch mein Körper wieder normalisiert. Ich habe wieder gelernt zu schlafen und zu essen, aus eigener Kraft, kann wieder alleine für mich sorgen und mit meinem sozialen Leben klappt es besser als jemals zuvor. Vielleicht auch weil ich reifer geworden bin.
Aber trotzdem, diese ständige Angst im Nacken, diese Panikattacken in denen ich total die Beherrschung verliere und mich am liebsten vor das nächstbeste Auto stürzen möchte bleiben.
Ich verbringe die Zeit in der ich alleine bin (wir arbeiteten meist gegenschicht) immer damit an allen zu zweifeln. Auch wenn mir immer wieder gesagt wird, ich hab es aus eigener Kraft geschafft hier zu stehen, denke ich trotzdem immer wieder, dass ich nichts auf die Reihe bekomm. Habe Panik vor dem nächsten Arbeitstag, werde furchtbar nervös in neuen Situationen, hab große Panik vor Veränderungen und verbringe meine Nächte meist mit Alpträumen und Weinkrämpfen. Manchmal ist das so schlimm, dass ich es auch vor meinem Freund nicht verbergen kann. Er weiß zwar über alles Bescheid, aber jemand der so etwas nie selbst erlebt hat, finde ich, weiß einfach nicht wie er sich in so einer Situation verhalten soll. Aber das ist ja auch ganz klar - Ich wüsste es selbst nicht mal, weswegen ich ihm keinen Vorwurf machen kann und will. Es ist schwierig mit einem Menschen umzugehen, der an allem Zweifelt und Angst hat. Beziehungsweise ist es einfach schwierig mit einem Menschen umzugehen, der einfach... sich selbst nicht als Mensch sondern mehr als Gegenstand sieht. Wenn er kaputt ist, ist es nicht schlimm. Man kann ihn zwar reparieren, aber man kann ihn auch ganz einfach durch etwas neues, besseres ersetzten, nichts wofür es sich lohnt traurig zu sein.
Ich war deswegen auch schon in Therapie, aber geholfen hat mir die nie wirklich was. Das hat den Selbstzweifel eher noch etwas verstärkt. Auch die zahlreichen Stunden (ich war in Behandlung und trug auch einige Narben am Unterleib von diesen Aktionen fort) beim Gynäkologen, der als einer der wenigen unter Schweigepflicht stand und wusste was los war, konnten mir nicht helfen meinen Körper wieder zu akzeptieren.
Ich würde gerne nächstes Jahr heiraten. Ich will es eigentlich schon und trotzdem versuch ich meinem Freund immer einzureden, dass er es mit jemanden anderen besser hätte, da ich ihm nie das geben kann, dass er wirklich verdient hat. Was eine Freundin ihrem Freund einfach geben sollte, wenn sie eine funktionierende Beziehung haben möchten, dieses volle Vertrauen, das Einverständnis, und einfach das aufeinander verlassen können.
Ich habe Angst dass ich diese Anforderungen einfach nicht erfüllen kann, da ich das Geschehene nicht verarbeiten kann, nicht weiß wie ich ansetzen soll und vorallem was ich dagegen tun soll, dass ich ihn den verschiedensten banalen Situation plötzlich die Fassung verlier und so durchdrehe dass ich mir selbst etwas antun möchte. Ohne das ich es wirklich mitbekomme! Es ist, als wäre man durch etwas anderes gesteuert, manchmal erinnere ich mich nicht mal daran und schäme mich furchtbar im Nachhinein, oder ich merke es bewusst und höre trotzdem nicht auf, sobald ich in diesem Wirbel stecke. Es ist einfach furchtbar, ich mag mich selbst gar nicht mehr leiden.
Ich fühle mich einfach unwohl in meiner Haut, hasse es mich im Spiegel zu sehen und kann einfach mit mir selbst nichts anfangen, obwohl alles so glatt und gut laufen könnte, wie es sich andere nur wünschen könnten.. - wundervoller Mann, Gesichertes Geregeltes und Gutes Einkommen, schöne Stadtwohnung, meine Familie die mehr zu mir hält als zuvor, obwohl sie von alledem nichts weiß, Aussicht auf eine Zukunft an der Seite eines liebenden Partners und doch.. was stimmt mit mir nicht, dass ich mich nicht einfach zurücklehnen kann und es genießen, sondern es mit meinen Zwängen, schlecht zu reden nur um mir wieder zu sagen du hast es nicht verdient so glücklich zu sein, du bist wertlos. Wie bekomme ich so etwas weg.. wie kann ich wieder normal werden..? Ich bin 23, mein Leben kann doch nicht daraus bestehen, mir alles schöne schlecht zu reden..?
Und doch tu ich es immer wieder, ohne es wirklich zu wollen...