Ist schon ein weilchen her
Huhu Du,
beim Durchstöbern des Forums bin ich auf Deinen etwas älteren Beitrag gestoßen und wollte nun doch noch etwas dazu schreiben.
Dein Text oben hätte in Teilen von mir selbst sein können. Manchmal kommt die Seele aber hinter dem eigenen Wünschen nicht so richtig hinterher.
Du sagst: "Wie kann ich das schaffen den Schritt zu gehen?"
Das hab ich mich auch oft gefragt... wie kann ich es schaffen, endlich so zu sein, wie ich es mir wünsche - ohne all den Mist, ohne diese Bilder, die schlimmen Körpergefühle, einfach SEIN und Zweisamkeit mit allen Sinnen genießen können. Beim Streicheln nicht wie ein verschrecktes Reh in der Ecke kauern, beim Küssen nicht versteinern, bei intimeren Berührungen nicht seelisch nach nirgendwo verschwinden. Schließlich reden doch viele verklärt darüber, wie schön und geborgen und erstrebenswert es ist, die schönste Nebensache der Welt eben.... Es macht traurig und hilflos, immer wieder an eigene Grenzen zu kommen und zu merken, dass einem so wichtige Dinge einfach verwehrt bleiben. Also Augen zu und durch? hm... nein....
Ich suchte mir im Teeniealter also einen Mann, mit dem ich "rumprobieren" konnte, den ich nicht wirklich kannte (da ists einfacher, weils weniger mit Vertrauen zu tun hat). Keine Ahnung, vielleicht wollte ich mir beweisen, dass alles nicht so schlimm war und ich "normal" war - das ging aber sowas von schief. Ich wurde erneut vergewaltigt (war mir im Grunde im Vornherein so verdammt klar, weil das genau das war, was ich kannte).
Hab lange gedacht, dass es das Ziel ist Sex zu haben, sich "daran zu gewöhnen" und dann ist alles gut und heil.... ein sexuelles Trauma ist keine Bienenstichallergie, die man per Hyposensibilisierung in den Griff bekommt.
In meinen Augen wäre sowas eine Selbstvergewaltigung.
Du bezahlst mit Deiner Grenze für etwas, das nach außen hin vielleicht "normal", aber im Moment einfach too much für Deine Seele ist. Daher könnte auch Dein Zögern kommen... weil Du im Grunde weißt, dass es (trotz wünschen und wollen und vermissen ein Schritt zu viel ist im Moment).
Man wünscht sich eine klitzekleine Chance auf ein gutes Körpergefühl, auf Zärtlichkeit, Sex und manchmal fühlt es sich so an als würde man alles dafür geben, nur um eine Minute dieses Gefühl - ohne den ganzen Erinnerungsmist - zu haben. Statt Nähe Zärtlichkeit, Annahme bekommt man dann aber bei einem Wildfremden Erinnerungsblitze, ein tiefsitzendes Scham- und Schuldgefühl, Ekel und ist einsamer als zuvor, weil es nicht um einen selbst als Menschen mit Grenzen ging, sondern um den reinen Akt.
Ich will sowas nicht mehr und lebte seit x Jahren ohne auch nur den Hauch von Sexualität - das gabs einfach nicht, abgeschaltet, machte nur miese Gefühle, Angst und brachte an Grenzen, die traurig und einsam machten. Sogar mit mir selbst konnte ich mit vorsichtig-sanft nicht viel anfangen - überall war mein Vater präsent und ich hasste mich dafür, dass das was ich sexuell umsetzen konnte mehr mit Übergriffen zu tun hatte als mit mir selbst und dem was gut getan hätte. Erst vor 3 Jahren habe ich mich langsam wieder der Thematik angenähert - in meinem unendlich langsamen Tempo - aber leider zu spät (siehe anderer Thread).
Lange Rede kurzer Sinn....Nimm Dein Zögern ernst, Du kennst Dich besser auch wenn Dich Dein Zögern im Moment vielleicht wütend macht, ist es ein Schutz der angesprungen ist.
viele Grüße
Sophie