Du bist nicht verrückt!
Liebe onelove22
Das was du da schreibst könnten meine Worte sein! Mir ging es bis vor kurzem genau so. Gegen Abend wurde ich nervös und unruhig und ich musste überall abklären, ob z.B. meine Mutter erreichbar ist oder dass mein Partner bei mir übernachtet. Nur dann war ich einigermassen beruhigt.
Dennoch hatte ich auch mal aus dem Schlaf heraus eine Attacke, ich rief dann meinen Partner an, aber noch während des telefonierens hyperventilierte ich so, dass ich glaubte zu kollabieren. Ich habe einen kleinen Sohn, und ich hatte riesige Angst, dass mir etwas geschieht und er alleine ist.
Dann ging ich im Pyjama zum Nachbar (den ich nicht kannte, weil ich erst eingezogen bin)und klingelte und er holte den Arzt, der mich dann beruhigte.
Danach hatte ich zwar immer noch etwas Angst, aber ich habe aus dieser Situation gelernt, dass IMMER jemand da ist, der einem hilft. Und dass man nicht einfach so kollabiert.
Dennoch bin ich zu einer Psychotherapeutin gegangen und ich deckte vieles aus der Kindheit auf und erkannte, dass ich in der Kindheit nie richtige Geborgenheit erfuhren durfte (Missbrauch durch den Onkel, junge, nicht sehr verantwortungsvolle Eltern, Scheidung der Eltern nach 22 Jahren, Tod meines Vaters und die Sterbebegleitung während eins Jahres)
Durch meine eigene Scheidung und der damit verbundene Verlust der Geborgenheit, des Haltes, rissen diese Wunden wieder auf.
Jetzt geht es bei mir darum, dass ich mir meine Geborgenheit aufbaue. Durch einen guten Wohnort, durch meine gesicherte Arbeit, durch einen regelmässigen Tagesablauf und es geht mir schon sehr viel besser.
Zudem stelle ich mir manchmal vor, wie das biologisch/chemisch in meinem Körper ablauft, bei einer Attacke, dass mein Körper meint, Gefahr drohe und dass ich dann mit ihm rede und sage: Du brauchst kein Adrenalin auszuschütten! Es herrscht keine reale Gefahr. das beruhigt mich dann. Und meine Therapeutin hat mir gesagt: "Sie haben immer die Wahl! Ihr Körper macht die Angst, sie kommt nicht von aussen. Deshalb können sie wählen, ob sie nun die Angst wollen oder nicht." Am Tag nützt das sehr gut, aber aus dem Schlaf heraus kann ich es nicht steuern.
Vielleicht hast du auch durch die Scheidung deiner Eltern Geborgenheit verloren, bzw. auch das Vertrauen in sie, weil sie einen Krieg führen. Die Todesfälle (die bei mir auch stattfanden) habe ihres dazu getan.
Verrückt bist du nicht. 10000 Leuten geht es wie dir und mir und wir sind nicht verrückt und du wirst es auch nicht!
Ich empfehle dir eine Therapie, sie wird dich weiter bringen und vieles wirst du verstehen können. Denn das Untier Angst ist nur so lange gefährlich und bedrohend, wie es im Dunkeln sitzt. Wenn du es enttanst, wirst du sehen, was für eine klägliche Gestalt dir das versuchte Angst zu machen!
Liebe Grüsse
Lolli70