Hallo,
mich beschäftigt ein Thema. Neulich war ein Kumpel bei mir zu Besuch. Wir quatschten über ne Menge Probleme und Sorgen bis zum Morgengrauen. Er massiert gerne und gut, also massierte er mir noch den Nacken, wobei ihm aber ein, zwei Mal die Hand ein wenig verrutschte. Naja, war nicht super tragisch - ich hab es auf die Müdigkeit geschoben. Wir wollten dann noch etwas schlafen. Statt ihm das Gästesofa auszuklappen (wozu ich zu faul und viel zu müde war), fragte er, ob er bei mir im großen Bett ne Runde pennen kann. Nun ja, er war erst das zweite Mal bei mir, aber er ist ein lieber Kerl, sehr verlässlich. Ich kenne ihn schon lange durch gemeinsame Freunde. Ich dachte, ach klar - kein Problem, so erspar ich mir Arbeit *gähn*! Die Faulheit siegte also. Kaum im Bett bin ich dann gleich eingenickt, kann mich nichtmal dran erinnern, dass er überhaupt mit im Bett lag. Vielleicht war er auch noch im Bad...
Kurze Zeit später werde ich wach, es ist warm neben mir. Ich denke im Dämmerschlaf, dass mein Freund neben mir liegt. Huch, war er nachts noch zu mir gekommen, wie so oft? Naja, oh wie schön, alles klar. Ich schlafe weiter.
Etwas später kringelt sich "mein Freund" um mich rum. Und fängt an, mich zu befummeln, meine Brust, mein Schritt... Ich werde nochmal kurz halb wach, frag ihn "Was machst du?!", weil ich denke, dass ihm doch klar sein müsse, dass er morgen Uni hat und dass dafür jetzt keine Zeit ist. Es ist stockdunkel und totenstill. Er unterbricht aber und ich nicke wieder ein.
Anschließend träume ich, dass mein Freund auf einmal lange Haare hat. (Ich hab kurze Haare, mein Freund auch. Aber in meinem Bett waren definitiv lange Haare an meinem Gesicht!). Ich weiß nicht, ob ich schlafe oder wach bin oder irgendwas dazwischen. Dann merke ich, dass ich halbnackt bin, Oberteil über die Brüste hochgeschoben, jemand zerrt an mir und ist an meiner Brustwarze. Untenrum bin ich fast nackt. Dann schiebt mir jemand seine Hand in den Schritt und fingert mich. Anders als sonst. Hmm?! Noch im Dämmerschlaf, machen sich bei mir erneut Fragezeichen breit im Kopf. Ich fühle dass an meinem Weltbild irgendwas nicht stimmt. Aber was? Stimmt. Mein Freund riecht nicht wie er selbst. Hat der geduscht, ehe er zu mir ins Bett kam? Komisch. Irgendwie fühle ich mich nicht wohl. He, und wieso fummelt der wie verrückt weiter? Hat der morgen keine Uni? Wir müssen doch schlafen...! Das sage ich dann auch. Fasel irgendwas von schlafen. Auf einmal kommt mir mein Kumpel in den Sinn. Einfach so. Ich beschließe aber, dass ich spinne und gerade Leute verwechsle, denn für meinen Intimbereich ist schließlich mein Freund zuständig!! (Ach, was war ich zu diesem Zeitpunkt naiv...). Die Fummelei stockt. Ich döse also weiter.
Plötzlich wird mir kalt (dann wach ich immer auf). Meine Bettdecke ist weg! Und ich liege fast nackt im Bett, an meinem Fuß hängt noch die Schlafanzughose. Jemand hält meinen Arm fest, hängt halb auf mir und fingert mich recht heftig. Es tut bereits leicht weh. Wer bitte ist das da im Bett? Mein Freund? Glaub ich gerade nicht mehr. Ich bekomme es mit der Angst zu tun. Versuche, wach zu werden. Er macht weiter, ich glaube er leckt mich und hält mich dabei irgendwie fest. Doch dann fingert er wieder und es tut weiter weh. Ich kann mich nicht richtig wegdrehen. Ich bin jetzt halbwach und versuche mein Weltbild zu ordnen. Was bitte, geht da gerade vor sich? Ich denke permanent "Ich will das eigentlich nicht. Ich will das eigentlich nicht. Ich will doch nur schlafen!" Dann fällt mir ein, dass ich bloß still denke. Ich mache den Mund auf und kriege ein halbherzig verschlafenes nein raus. (Hat er nicht bekommen.) Also nochmal - nein. (Immer noch keine Reaktion.) Ich will das eigentlich nicht. Ich will das eigentlich nicht. Nein.
Ich habe mich einige Male wiederholt in dieser Nacht. Ich war mir zu diesem Zeitpunkt nicht ganz sicher, ob ich da wirklich das Schreckliche erlebe, was ich denke. Oder ob mein Traum (mit den langen Haaren) sich mit der Realität vermischt - vielleicht habe ich gerade neben meinem Freund einen Alptraum und brauch bloß richtig aufzuwachen und alles ist gut? Ich komme mir irgendwie gelähmt vor, weil ich merke, wie furchtbare Angst sich breitmacht und gegen meine Müdigkeit kämpft. Wachwerden, Himmel, ich muß wachwerden! Ich komme mir total ausgeliefert vor. Irgendwie erniedrigt. Wer bedient sich da bitte gerade an mir? "Ich will das eigentlich nicht!"
Auf einmal Stille. Er hört auf. Hat er mich jetzt gehört? Ich habe Angst, dass er weitermacht. Angst, mich der Situation zu stellen. Angst vor einer Konfrontation. Bin mir immer noch nicht ganz sicher, dass da gerade tatsächlich mein Kumpel am Werk ist. Höre von weitem die leise Frage "Soll ich gehn?" was, wie war das? Hab nicht genau hingehört. Verfluche die Tatsache, dass mein Freund und mein Kumpel sehr ähnliche Stimmen haben. Wer hat das gerade gesagt? Wer nur? Und warum soll er gehn? "Mussu nich!" höre ich mich sagen. Ich will doch schließlich wissen, wer er ist. Trau mich aber nicht, der Situation ins Auge zu schauen. Dann zieht mich jemand wieder an. Holt leise die Decke und deckt mich zu. Ich fange ein wenig an zu zweifeln und überlege, dass das wohl doch mein Freund sein muß. Wer sonst weiß denn bitte, dass mir nachts sehr sehr schnell kalt wird und deckt mich wieder so zu? Ich bin verunsichert und habe nach wie vor Angst.
Die Müdigkeit übermannt mich wieder und ich fahre Vogel-Strauss-Taktik. Augen zu, Kopf in den Sand und erstmal schlafen, damit man später klar denken kann. Ich drehe mich rüber an die äußerste Bettkante und versuche weiterzuschlafen. Denke noch kurz daran, aufs Gästesofa umzusiedeln, ehe ich wieder einschlafe.
Als ich im Hellen wach werde, höre ich leichtes Schnarchen. Männerschnarchen. Ich dreh mich um und erblicke meinen Kumpel und seinen langen Pferdeschwanz. Mir wird schlecht. Es ist, als ob eine Bombe geplatzt sei. Die Erkenntnis, was in dieser Nacht geschehn ist, überollt mich wie eine Dampfwalze.
Ich bin aufgestanden, quasi geflüchtet aus dem Bett und hab erstmal gründlich geduscht. Meine Gedanken fuhren Achterbahn.
Später kam mein Kumpel reumütig angeschlichen. Sagte, es gäbe für sein Verhalten keine Entschuldigung. Ehe wir schlafen gingen sei in seinem Kopf eine Maschinerie angerollt. Er habe überhaupt nicht drüber nachgedacht, was er da tut. Aber er habe mir nur Gutes tun wollen. Ich erwähne noch, dass ich aufgrund der Handlung erstmal davon ausging, mein Freund liege neben mir. Er lacht mich dafür aus, nimmt meine Worte nicht ernst. Man könne niemanden so verwechseln.
Tja, vielleicht nicht? Vielleicht wollte mein Unterbewußtsein mich so schützen? Ich weiß es nicht. Ich hab ihn rausgeschmissen. Und dann stundenlang unter der Dusche geheult.
Ich weiß jetzt nicht was ich machen soll. Abhaken? Anzeigen? Was soll ich meinem Freund erzählen? Und was soll ich überhaupt denken?
Warum? Warum ist das so passiert? Warum nur?