an0N_1189750099zP.S.
Die Theorie, das Borderline die Folge langjähriger unbehandelter ADS / AHDS - Symptomatik ist, wird von nicht wenigen vertreten.
Warum schließt Du aus, dass es bei ihr der Fall ist? Vieles in Deinem Bericht spricht dafür, dass sie tatsächlich Grenzgänger sein *könnte*. AHDS, Selbstverletzung, Lügen (insbesondere, um eine bestimmte Einstellung anderer Personen zur eigenen Person zu erzeugen) - gehören zu den häufigen Anzeichen. Natürlich reicht es nicht aus, um zu urteilen, aber ausschließen würde ich keinesfalls, dass sie damit recht hat.
Die Frage ist doch eher: warum fühlst Du Dich davon so angegriffen?
Hast Du das Gefühl, sie setzt Deinen eigenen Einsatz, Deinen eigenen Kampf herab, in dem sie "ich auch" sagt und Dir nich so schwer erscheint?
Ich bin nicht die einzige Grenzgängerin, die sich durch so viele Therapien gekämpft hat, die nichts verbessert haben - oder alles noch schlimmer machten. Fast jeder von uns hat schon sooooooooooo oft von Skills gehört - Nur der Anteil derer, die sie so einsetzen können, dass es ihnen etwas bringt, wenn sie es wirklich brauchen, ist winzig.
Sollen wir uns herabgesetzt fühlen, wenn jemand mit 5 Wochen "Wissen" ankommt und meint, die ultimative Lösung für unseren jahrelangen Kampf zu haben?
Auch das gehört zum Leben mit Borderline. Erst mal Luft holen und das betrachten, was Du damit meinst, nicht den Angriff, den wir fühlen mögen. Versetz Dich in meine Lage. Du kannst Dir vorstellen, dass man Deinen Beitrag aus diesem Blickwinkel dann als Angriff empfinden kann, oder? Ich bin mir sicher, Du kannst es Dir vorstellen, auch wenn Du weißt, wie Du es gemeint hast.
Also versuche es auf Deinen Fall zu übertragen - denke über die Möglichkeit nach, dass sie Dich gar nicht angreifen, herabsetzen oder sonst wie in den Schatten stellen will, das es noch nicht mal einen Bezug zu dem hat, was Du gerade durchmachst, auch wenn Du Dich so *fühlst*. Genau so, wie Du mit Deinem Beitrag im meinem Thread mich nicht angreifen wolltest.
Ich glaube, ich sollte asap die Zeit finden, da den versprochenen Beitrag zur Wahrnehmung hineinzusetzen. :-/
Wie ich reagieren, wenn mir jemand gegenüber steht, der sich selbst verletzt? Ich sage, dass ich das auch tue. Dass ich seit der Pubertät damit lebe (was eine Weile her ist, ich bin 37) und seit ein paar Jahren halbwegs klar komme - das ich vielleicht ein paar Hinweise geben kann und biete an, da zu sein, wenn derjenige über etwas reden will, was nur Menschen, die sich auch selbst verletzen wirklich verstehen können - die einen auch nicht angucken, als wäre man ein seltenes Insekt, wie es oft sogar die Therapeuten tun. Die nicht emotional zu tief betroffen sind und sich dabei zu hilflos fühlen, wie es Angehörige und Freunde tun. Die nicht der Meinung sind, "Bescheid zu wissen" mit irgendwelchen schlauen Erklärungen, wie es Bekannte und Fremde tun.
Wie ich reagiere, wenn mir jemand gegenüber steht, der sagt, er wäre Grenzgänger? Ich sage, dass ich es auch bin und damit Leben gelernt habe. Dass es immer noch Tage gibt, wo ich übel zu kämpfen habe. Das es mir manchmal sooooooooo zum Halse heraus hängt, alles zu hinterfragen, mich selbst ständig zu überwachen, meine Gefühle zu hinterfragen und ggf. zu steuern, ganz banale alltägliche Dinge bewusst zulassen zu müssen - und manchmal trotz dem ganzen Kampf trotzdem abzusaufen. Dass ich manchmal das Gefühl habe, dass mir langsam Kraft und Wille ausgehen, wieder aufzustehen und brav weiter zu kämpfen. Aber dass ich einen Punkt erreicht habe, wo das längst nicht mehr die Regel ist. Wo der Alltag einfach alltäglich ist und nicht nur anstrengend. Wo ich meist innerlich ruhig und glücklich bin. Das ich deswegen weiß, dass es möglich ist - aber dass ich auch weiß, wie stark seelische Schmerzen sein können und die Hilflosigkeit, mit sich selbst und anderen nicht zurecht zu kommen.
Klar, es gibt Menschen, von denen ich mich immer angegriffen fühle. Sogar, wenn ich weiß, dass sie das weder wollen noch eigentlich tun. denen gehe ich aus dem Weg und lasse sie nicht an mich heran. Also emotional nicht an mich heran, da sind auch Arbeitskollegen darunter, denen kann ich nicht aus dem Wege gehen, im Sinne von "keinen Kontakt" haben. Aber ich kann bestimmen, wie weit ich mich emotional auf sie einlasse. Das ist in dem Falle: gar nicht. Dann können sie mir auch nichts tun. Noch nicht mal, wenn sie mich wirklich angreifen würden, könnten sie das.