Hallo, ich bin froh, dieses Forum gefunden zu haben!
Es geht zwar nicht um mich, sondern um einen Freund, der unter starken Depressionen leidet und ich nicht weiß, wie ich ihm helfen und wie ich mir weiterhelfen kann.
Aber der Reihe nach.
M. ist 41 Jahre alt, und hatte ein bewegtes Leben, in dem er sehr viele Negativerfahrungen machen musste; zum einen hat die Mutter früh die Familie verlassen, mit dem Vater (der sich nie für ihn interessierte) ist das Verhältnis angespannt. Dass Desinteresse seines VAters, das dazu gefüghrt hat dass es keinen Kontakt mehr gibt, belastet ihn schwer.
Auch war er Helfer im Kriegsgebiet des ehem. Jugoslawien, die traumatisierten Menschen konnte er nie vergessen.
Mit den Frauen hat es auch schlecht geklappt, er wurde meistens ausgenutzt und belogen. (Hierzu muss ich sagen, dass ich ihn damals noch nicht kannte und aus diesem Grund nur "seine Versionen" schildern kann.)
Auch berufliche Erfolge gab es keine Nennenswerten, in den letzten Jahren war er arbeitslos. Da er -wie er sagte- sich zu sehr schämen würde, Arbeitslosengeld zu bekommen, hat er nie welches beantragt. Heute glaube ich, dass das damals schon ein erstes Anzeichen der Depression (Antriebslosigkeit) war.
Obwohl er zwar grundsätzlich ein geselliger Mensch ist, hat er sich in den letzten Jahren immer mehr von seinen Mitmenschen zurückgezogen, sie vergrault, in dem er sie teilweise übel beschimpft hat. Es kam wie es kommen musste - im Endeffekt bin ihm nur mehr ich geblieben. Natürlich ist ER daran nicht schuld, alle anderen würden nur darauf warten, bis sie seine Existenz zerstören können, das waren seine Worte.
Ich, die aber nicht mehr weiter weiß. Denn auch ich bin ständigen Beschimpfungen und Beleidigungen ausgesetzt. "Ich wolle ihm gar nicht helfen, ich nutze ihn auch nur aus, ich würde ihn nicht verstehen, ich bin auch so eine Schl*** wie alle anderen,", das sind die Sätze, die ich mittlerweile täglich (wir mailen oder telefonieren, da er in Franken lebt und ich in Bayern).
Als es dann vor einigen Monaten zum Eklat kam (er bedrohte mich und beleidigte mich), fiel es mir wie Schuppen von den Augen - das Zurückziehen, dieses Verhalten (von [gespielter] Ferundlichkeit zu bedenklichsten Aggressionsschüben), der Selbst"hass",... Depression!
In stundenlangen Gesprächen konnte ich ihm ein wenig die Augen öffnen und ihn dazu bringen, seinen status quo ein wenig selbst zu reflektieren. Er sah es ein, denn mit seinem Zustand ist er sehr unglücklich und allein. Er ging zu einem Psychologen, allerdings nur 3 mal. Der attestierte ihm eine "Sozialphobie", gab ihm Medikamente.
Allerdings hat sich sein Zustand in keinster Weise gebessert, im Gegenteilt. Er ist noch depressiver und aggressiver. Und ich (als die letzte "Verbliebene"!!), ich kann nicht mehr. Ich will ihm auch nicht im Stich lassen, aber ich habe Angst, dass dieser "Sog" mich noch weiter hinunterzieht. Ich versuche wirklich, ihm zu helfen. Aber er lässt niemanden an sich heran, will alles schlecht sehen; ja, mir kommt es hin und wieder sogar vor, dass er sich selbst absichtlich hinunterzieht, sein Leid "genießt" aber gleichzeitig die "anderen" als den Ursprung für all sein Leid beschuldigt.
Ich habe ihm gesagt, er sollte sich "kleine Ziele" stecken, damit er wieder für sich ein Erfolgserlebnis verbuchen kann. Er muss lernen, sich selbst wieder "zu lieben", erst dann kann es ein anderer auch tun. Und ER und nur er muss es wollen, dass dieser Zustand aufhört. Ja, ich kann mich nicht in ihn hineniversetzen, aber die einzige Antwort, die es darauf gibt, ist "WAS soll ich tun? WIE soll ich das tun? Du hast keine Ahnung, es hat keinen Sinn."
Habt ihr auch ähnliche Erfahrungen und Erlebnisse? Würde mich sehr über Austausch freuen, und vor allem über Ratschläge, was man als Angehöriger, als letzter gebliebener Freund, tun könnte... ab und zu, zum Beispiel seit gestern Abend, denke ich mir, ich solle den Kontakt am besten abbrechen. Aber das könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.
Danke!!!