Hallo ihr lieben,
ich muss mir jetzt einfach mal etwas von der Seele schreiben (vorsicht lang).
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Momentan zweifel ich immer mehr an mir selbst, bin ständig am weinen, weil ich mit meiner Verzweiflung nicht weiß wohin. :-(
Ich bin fast 26, verlor im Alter von 9 Jahren meinen Vater und lebte von dort an mit meiner älteren Schwester und meiner Mutter (die im Schichtdienst arbeitete) allein. Da meine Schwester einige Jahre älter ist und für ihre Ausbildung 350 km weit weg zog, war ich ab meinem 11. Lebensjahr viel allein (besonders während meine Mutter auf der Spätschicht war, war ich bis 22 Uhr allein). In der Schule lief es immer rund, ich hatte letztlich einen Realschulabschluss mit einem 1,8 Durchschnitt. In meiner Klasse war ich Mitglied einer der "Gruppen", wurde anerkannt und gemocht. Mit dem Rest der Klasse war es ein neutrales Verhältnis. Nur einige Idioten aus der Parallelklasse meinten, mich wegen meiner damaligen Pummeligkeit hin und wieder beleidigen zu müssen. Dazu habe ich generell eine sehr rote Gesichtsfarbe und musste mich deswegen, insbesondere bei Wärme als "Tomate" abstempeln lassen. Als ich dann zu höheren Klassen Kontakt hatte und dann zu einer Clique gehörte, nahm das etwas ab.
Diese Zeit mit den vielen Freunden (ich verstand mich schon immer mit älteren besser) tat mir sehr gut, bis sich das alles aufgrund der verschiedenen Wege, die jeder ging leider verlief. Meine Mutter war immer nicht sehr begeistert, dass ich soviel unterwegs und viel draußen war. Auch mein Hobby, das Reiten, durfte ich nur in einem bestimmten Maß ausleben. Ich wäre gern jeden Tag in den Stall gegangen, was meine Mutter nur ungern erlaubte. Warum weiß ich nicht.
In schulischer Hinsicht machte ich wiegesagt meine Realschule und wollte mir im Anschluss eine Ausbildungsstelle suchen. Da ich nicht gerade in DER Metropole wohne und mich beim Vorstellungsgespräch nicht verkaufen kann (ich war schon immer ruhig und schweigsam, wollte nie gern vor vielen Leuten reden), sah es da natürlich schlecht aus. Deswegen entschloss ich mich kurzerhand zum Fachabitur. Nachdem ein Jahr abgeschlossen war, offenbarte mir meine Mutter, dass sie zu ihrem neuen Freund zieht (200 km weiter weg). Damals war ich 16 und hatte schon 2 Jahre einen Freund, zu dem ich dann schließlich gezogen bin. Nach einem halben Jahr wurde er zur Bundeswehr berufen und war nur am WE da, was mir unwahrscheinlich schwerfiel. Jeden Sonntag, als er wieder in die Kaserne musste, weinte ich mir die Augen aus dem Kopf, hatte zu nichts mehr Lust. Das machte sich auch im Fachabitur bemerkbar, ich war nicht schlecht, aber ich merkte, dass mich die ganze Situation überforderte, ich oft krank war usw.
Jedenfalls brachte ich diese Schule dann zu Ende, von dem Freund trennte ich mich, weil er eine Neue hatte. Ich zog aus, suchte mir ein neue Wohnung und zu derselben Zeit war ich wieder auf Ausbildungssuche. Diesmal konnte ich eine Ausbildungsstelle als Industriekauffrau ergattern. Die musste ich nach zwei Jahren gezwungenermaßen aufgeben, weil im Zuge der Finanzkrise mein Betrieb in Insolvenz ging. Da ich keinen "Anschlussbetrieb" fand und auch das Arbeitsamt mich mehr oder weniger im Regen stehen ließ, wurde ich mit 19 und trotz aller Bemühungen mit der Arbeitslosigkeit konfrontiert. Viele Bewerbungen folgten, wie auch ein Gespräch bei der Studienberatung. Letztlich suchte ich nach 9 Monaten mein Glück in einem Dualen Studium (mit Praktikum), welches ich vor zwei Jahren erfolgreich beendete. Danach stand ichvor der Entscheidung "Arbeiten" oder "Master". Da der Bachelor jedoch nicht mit einem Diplom vergleichbar ist und ich keine Frau der halben Sachen ist, entschloss ich mich zum Master. Im Nachhinein scheint das als eine sehr große Hausnummer für mich, ich musste die Hälfte aller Prüfungen wiederholen, zweimal stand ich kurz vor der Exmatrikulation, hab die zwei Drittversuche aber dennoch geschafft. Vor zwei Wochen habe ich meine Masterarbeit abgegeben und alle Prüfungen erfolgreich abgeschlossen.
Nebenbei arbeite ich übrigens als Hilfswissenschaftlerin an der Uni.
Jedenfalls geht es nun wieder ans Bewerben für einen Job. Ich bemühe mich total, hab schon einige Bewerbungen abgeschickt, hier in der Region und auch weiter weg. Bis jetzt ein Gespräch auf einem Amt gehabt und heute die Absage bekommen. Das zieht mich immer so extrem runter, vorallem höre ich schon wieder meine Mutter "Ich hab es geahnt, dass du nichts findest". So etwas macht mich einfach irre traurig. Ich mache mir selbst schon unheimlich Druck und muss mir noch das (nicht zum ersten Mal) anhören.
Und als ob das alles noch nicht genug wäre, ziehe ich meine derzeitige Beziehungen (2,5 Jahre) aufgrund meiner Verzweiflung und Launen aufgrund des Masterstudiums in die Knie. Mein Freund bringt mir einfach nicht das nötige Verständnis entgegen, sondern ich hab eher das Gefühl, dass er meine, ich solle mich nicht so anstellen. Ausgesprochen hat er das nie, aber ich hab eine sehr gute Einschätzung in Bezug auf meine Mitmenschen. Dabei ist er selbst auch anfällig auf schwierige Situationen. Nun ist es auch noch so, dass sein Betrieb fast insolvent ist und er sich jetzt umorientiert. Letzte Woche erzählte er mir, dass er sich in einer international tätigen Firma beworben und zum Gespräch war, bei der er nur unterwegs ist (6 Wochen Argentinien am Stück und solche Scherze). Ich habe ihm gleich zu verstehen gegeben, dass ich das nicht kann und eine Stetigkeit brauche. Sonst falle ich wieder in so ein Loch wie damals mit meinem Ex während der Bundeswehrzeit. Er konnte das nicht verstehen, dass diese Trauer kein böser Wille von mir wäre, sondern einfach meine Gefühlslage, die ich nicht beeinflussen kann. Dann fiele mir ein Schlussstrich wahrscheinlich leichter (wenn doch auch unendlich schwer), als diese ständigen Trennungen. Ich komme damit einfach nicht klar. War deswegen auch schon einmal in therapeutischen Gesprächen, aber nachhaltig waren diese nicht.
Vor einigen Monaten kündigte ich meinem Freund an, dass es beruflich hier für mich wahrscheinlich schwierig wird, wenn ich nicht für 8,50 euro arbeiten will. Schon immer wollte ich in den Norden, wo übrigens auch seine Jobaussichten besser wären und er (zumindest in meiner Gegenwart) auch meine Träume mitsponn. Mich hält hier nichts, er hat hier aber Familie, die er ungern verlassen will. Verstehe ich jedoch nicht, denn bei dem internationalen Job wäre er auch nicht häufig da.
Nun bin ich schon soweit, dass ich mich doch hier unten unter Wert verkaufen würde, wenn er sich doch eine Firma suchen würde, die hier in der Region ist und wir zusammenbleiben könnten. Unsere Beziehung steht derzeit allgemein auf sehr wackeligen Beinen, zum einen wegen meinem damaligen Stress aus dem Studium und unsere beiden Arbeitssituationen. Jetzt geht es zwar erstmal wieder, aber ich merke, dass er scheinbar nicht mehr seinen Lebensinhalt mit mir teilen will, mir nicht mehr alles sagt, wie ich im Nachhinein feststelle. Er macht einfach, ohne mich einzubinden. Dazu sei gesagt, dass er damals zu der stressigen Zeit hier bei mir wohnte, weil seine derzeitige Arbeit näher ist. Er schnarcht und knirscht nachts mit den Zähnen, was mich zusätzlich noch in den Wahnsinn trieb. Nach einiger Zeit ging er auf die Couch, was aber auf lange Sicht nicht das Wahre ist. Als unsere Beziehung dann fast scheiterte, zogen wir die Notbremse und er schlief wieder zuhause. Nun ist der Unistress vorbei und er könnte wieder hier schlafen, aber das will er nicht. Scheinbar gerade wegen dem Schnarchen. Zum Arzt möchte er deswegen aber auch nicht gehen.
Naja er ist jetzt immer am WE hier und schläft auf der Couch. So funktioniert das ganz gut, "vornherum" verstehen wir uns auch ganz gut, aber irgendwie merke ich, dass doch irgendwas zwischen uns steht und er nicht drüber reden mag. Bis ich aus ihm mal ein Wort herausbekomme, braucht es echt Überredungskunst. Kann es das sein in einer Beziehung?
Naja lange Rede, kurzer Sinn: Viele Probleme, die mich zur Zeit einfach wahnsinnig machen. Aber es tut, es aufzuschreiben. Vielleicht hat ja jemand noch einige Worte für mich übrig.
LG