Hallo,
was würdet ihr machen, wenn ihr vermutet, dass die Partnerin oder gute Freundin in ihrer Vergangenheit Opfer einer Sexualstraftat geworden ist und ihr den Eindruck habt in ihrem Leben Folgen dieser Tat zu erkennen.
Soweit ich das sehe, hat es eine solche Diskussion noch nicht gegeben. Ich denke, es ist auch eine sehr schwere Fragestellung, weil es mit der Sexualstraftat um ein heikles Thema geht, was auch sehr die Intimsphäre der Frau betrifft.
Vor Jahren war ich in eine Frau verliebt (nennen wir sie A), welche meine Liebe auch erwiderte. Das konnte jeder sehen. Ihre Vergangenheit kannte ich nicht; es gab keine Hinweise, dass es bei ihr eine dunkle Seite gab. Als ich ihr eines Tages einmal sagte, dass ich sie liebte, brach sie unser Verhältnis sofort ab. Ich merkte, dass sie mir eine Vielzahl von erfundenen Begründungen auftischte, warum wir nicht miteinander können. Bis dahin war A immer offen und ehrlich gewesen. Ich fühlte mich sehr verletzt dadurch, hatte eine richtige Wut im Bauch. Erst viel später kam die Wahrheit ans Licht. Ein damaliger Bekannter von mir fand heraus, dass A in ihrer Vergangenheit als Jugendliche sexuell mißbraucht worden ist. Daran ist das Verhältnis zwischen mir und ihr gescheitert (übrigens auch das spätere Verhältnis zwischen dem Bekannten und A); sie sprach die Unwahrheit, weil sie den erlittenen Mißbrauch nicht erwähnen konnte (nachvollziehbar). Es wurde klar, dass A wegen des Mißbrauchs keine Nähe, keine zu starke Bindung zu einem Mann ertragen konnte. Es stellte sich heraus, dass A immer Beziehungen abbrach oder erst gar nicht zuliess, wenn ihr die Nähe einer Beziehung bewusst wurde. Als ich von dem Mißbrauch erfuhr, war ich ihr sofort nicht mehr böse, habe ihr verziehen und habe verstanden, warum sie mir die Unwahrheit sagte (sah es als gerechtfertigt aus ihrer Sicht an). Eine solche Erfahrung sensibilisiert auch einen Mann für das Thema Mißbrauch und welche Folgen dieser für die Frau hat.
Bis heute kam es vor, dass bei zwei Frauen (nennen wir sie B und C) der Verdacht bei mir aufgekommen ist, dass auch B und C ein ähnliches Schicksal wie A erlitten haben könnten und es Auswirkungen gibt, die diesen Frauen möglicherweise nicht bewusst sind. Insbesondere drängte sich der Verdacht auf, dass die schlimme Erfahrung verdrängt wird, was der falscheste Weg bei einem solchen Schicksal ist. Bei B und C gibt es Indizien für eine solche Vergangenheit aus Aussagen, Verhaltensweisen u.ä., deren Auflistung im Einzelnen hier zu weit führen würde. Allerdings gab es bei B weniger Indizien dafür, als bei C. Bei C häuften sich die Indizien mit der Zeit. Angesprochen hierauf habe ich weder B noch C.
Bei mir kam in beiden Fällen die Frage auf, ob ich sie auf meinen Verdacht ansprechen solle. Mir ging es darum diesen beiden Frauen zu helfen, jedenfalls Hilfe anzubieten. Ob diese die anzubietende Hilfe auch annehmen würden, ist eine andere Frage. Hat jemand schon einmal einen solchen Verdacht ausgesprochen und wie war die Reaktion? Wie sollte man sich Eurer Meinung nach verhalten, wenn man diese Vermutung hat? Vielleicht kann sich auch eine Frau äußern, die einen Mißbrauch erfahren musste, wie sie reagieren würde, wenn sie von ihrem Partner oder guten Freund auf den Verdacht des Mißbrauchs angesprochen wird?
Auch wenn das Thema schwierig ist, hoffe ich auf eine gute Situation, denn ich denke, dass jeder Mal vor so einer schwierigen Frage stehen könnte.
Viele Grüsse
smartie