Meine Sicht, von der anderen Seite
Ich hatte eine Situation in der ich das war, was dein guter Kumpel ist. Nur daß wir beide älter, Kollegen und verheiratet sind, und sie nicht meine große Liebe war, die bleibt meine Frau. Aber sie mir klar mehr bedeutete als ein Kumpel, und ich glaubte, das sei umgekehrt genauso gewesen. Und ich meinte, daß man sich das auch sagen können dürfen müsse.
Sie reagierte vergleichbar wie du. Es herrscht jetzt Funkstille, und ab und zu ein "Hallo" damit die Funkstille nicht ganz so peinlich wird. Ich fand ihre Reaktion reichlich dürftig, jedoch hat genau das mir geholfen um über sie hinwegzukommen: Ich hätte mir von einer Frau, die ich für derart toll hielt, genügend charakterliche Reife gewünscht, um mit der Situation klarzukommen, daß ich für sie fühle. Ich wollte nichts von ihr, außer ehrlich sein zu dürfen, und habe ihr das genau so gesagt.
So gesehen habe ich mich einfach in der Person geirrt: Den aufrichtigen Charakter, den ich in ihr sah, hat sie nicht gezeigt. Das gibt mir übrigens immernoch zu knabbern, allerdings über mich selbst.
Ich finde deine Reaktion ein wenig verkrampft. Es ist keineswegs ungewöhnlich sich ineinander zu verknallen. Das kommt vor, und geht übrigens auch wieder vorbei. Das Stück dazwischen darf man genießen. Solange man den respektvollen Umgang beibehält ist es keineswegs verwerflich, Gefühle lassen sich nicht verbieten, jedoch gehen einige mit ihren Gefühlen souveräner um als andere. Ich halte es für Betrug das Gegenüber nicht wissen zu lassen, wie man fühlt, ob das nun Liebe, Freundschaft oder Nichts ist: Ehrlichkeit ist angebracht, was auch immer dahinter steckt. Wer ehrlich in einer nicht verwerflichen Angelegenheit ist darf eine respektvolle Behandlung erwarten, und die muß in eurer Situation von dir kommen.
Meiner Ansicht nach verhält sich dein Kumpel dir gegenüber ehrlich und offen, von unangebracht aufdringlich habe ich nichts gelesen. Er hat besseres verdient als geschnitten zu werden. Tu ihm den Gefallen, was auch immer du fühlst, sei offen und ehrlich darin.
Ich würde mich an deiner Stelle selbstverständlich mit den Jungs treffen. Wäre ich dein Freund, würde ich dich lassen, solange ich dir vertraue. Würde ich dir nicht mehr vertrauen, würde ich mich von dir trennen. Das wäre dann aber ein Problem zwischen dir und mir, nicht den Jungs.