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Forum / Psychologie & Persönlichkeit

Unsicherheit, sexueller Missbrauch in der Kindheit?

Letzte Nachricht: 27. September 2015 um 2:34
N
noemi_12144013
14.09.15 um 11:08

Hallo
Ich hoffe, ich bin thematisch im richtigen Forenbereich gelandet. Oo

Vorab möchte ich auch sagen, dass es mir um den Austausch mit Betroffenen geht. Ich weiß, dass es sinnlos ist, über das Internet irgendwelche Ferndiagnosen zu stellen. Das möchte ich auch gar nicht bezwecken. Ich hoffe einfach nur auf Erfahrungsaustausch und die Sicht anderer auf meine Situation, mir hilft es, einfach manchmal nochmal die Meinung einer unbeteiligten Person zu hören. Und einfach mal die Gedanken von der Seele schreiben.

Möglicherweise wird das auch ein recht länger Text.

Also, zunächst.. Ich bin derzeit in stationärer DBT Behandlung (Borderline). Demzufolge werde ich die Thematik natürlich auch mit meiner Therapeutin besprechen.
Die Situation ist die, dass ich gestern Abend ein kurzes Gespräch mit einer Pflegerin hatte, was mich jetzt ziemlich verunsichert. Zum einen ging es um Zunahme von Panikanfällen und einer Art "Erinnerungsgefühl". Ich kann es schwer beschreiben, aber ich habe häufig das Gefühl, ich würde mich an etwas erinnern, nur weiß ich nicht, an was. Begleitet von negativen Gefühlen, und ausgelöst von teilweise alltäglichen Dingen, einfache Gegenstände, durch Gesichter unbekannter Personen, Geräusche, Gerüche. (ich weiß nicht, ob das mit folgendem zusammen hängen könnte)
Das Hauptthema gestern war allerdings, dass ich große Probleme habe mit Sexualität. Sowohl in Beziehungen, als auch "alleine", oder bei Sexszenen in Filmen, etc. Ich fühle mich meist sehr unwohl, ängstlich, ein Beklemmungsgefühl, Bedrängnis, Ekel, teilweise bis hin zu Panik und/oder Übelkeit. Ich kann auch Sex in einer Beziehung nie wirklich nur schön finden. Mal sind die negativen Gefühle stärker, mal schwächer, das schon. Aber da sind sie immer. Das hab ich auch schon, seit meiner allerersten Beziehung.
Ich habe versucht, diese Gefühle von mir wegzuschieben, sie zu ignorieren, sie einfach auszuhalten, mir das Gegenteil einzureden, mich mit Alkohol zu betäuben. Nix hat etwas gebracht. Häufig versuche ich auch, Situationen, die mit Sexualität einhergehen, zu vermeiden. Zu Beginn einer Beziehung zögere ich es so lang wie möglich heraus, meist etwa drei Monate, im Laufe einer Beziehung "drücke" ich mich davor etc pp. Auch einfache Berührungen lösen oft solche Gefühle bri mir aus. Kopf und Arme sind in Ordnung, aber an allen anderen Körperstellen nicht. Manchmal ist es so unerträglich, dass ich aggressiv reagiere, zickig werde, weglaufen usw.
Naja, Konsens des Gesprächs war.. Ich habe keine Erklärung dafür, warum das so ist, die Pflegerin meinte, ich solle unbedingt mit meiner Therapeutin reden (mach ich morgen auch), ob möglicherweise in meiner Kindheit etwas in die Richtung vorgefallen sein könnte. Ich bin jetzt einfach völlig verunsichert. Ich hatte diese Gedanken zwar auch schon mal selbst, aber da ich mich überhaupt nicht erinnern könnte, dass mal was gewesen wäre, da auch gar nicht weiter drüber nachgedacht.

Ja, es gibt ja Menschen, die es völlig verdrängen.
Mir graut es auch vor dem Gespräch, ich habe so ein inneres Gefühl, als würden schlafende Hunde geweckt.
Es gibt ja auch Dinge, die mich stutzig gemacht haben, schon früher, sonst wäre ich ja nie auf die Idee gekommen. Die würden dann für mich auch irgendwie einen Sinn ergeben.
Aber auf der anderen Seite, vielleicht gibt es auch ganz andere Ursachen, Gewalt in der Erziehung, mobbing in der Schule.. Ich hab auch gelesen, dass man sich sowas auch "einbilden" kann, falsche Erinnerungen oder so.

Und es ist auch einfach belastend, wenn ich immer wieder so komisch reagiere, gerade in Beziehungen. Es ist ja nicht nur scheiße, es hat ja nun mal auch Schöne Seiten.

Ich hab danach auch mit meiner Mutter telefoniert, sie sagte, ihres Wissens nach war nichts, allerdings war sie ja auch nicht 24/7 um mich herum. Schule etc.
Wie sind eure Erfahrungen? Wie seht ihr das? Ich würde mich sehr über Antworten freuen

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A
adam_11922143
16.09.15 um 3:38

Hallo
Also wenn es dich interessiert, kann ich dir gerne von meinen Erfahrungen berichten. ich habe in meiner Jugend sexuellen Missbrauch durch meinen Cousin erlebt und habe auch eine etwas verkorkste Sexualität, die aber meiner Ansicht nach nicht nur aus dem Sexuellen Missbrauch Resultiert. Hier spielen auch Erfahrungen die nicht primär mit Sex zu tun habe eine Rolle. Das sind zum einen das Verhältnis zu meinen Eltern, vor allem in der frühen Kindheit und zum anderen wie ich in die Pubertät "eingeführt" wurde.
Bei mir äußert sich diese "Verkorkste Sexualität" dadurch, dass wenn ich im begriff bin mit einer Frau zu schlafen, ich extrem unsicher werde und totale Minderwertigkeitskomplexe bekomme. Ich fühle mich dann in meinem ganzen Körper unwohl und möchte die andere Person einfach nur noch von mir stoßen. ich hab in solchen fällen auch schon versucht mich dazu zu zwingen, aber da meine Erektion verschwindet ist das auch nicht möglich.

Du berichtest davon, dass gewisse Situationen und Faktoren, also dies Gerüche, Gesichter und vor allem Sexuelle Aspekte, dieses negative Gefühl in dir hervorrufen. Anschließend meintest du, dass du dann versuchst, diese auftretenden Gefühle weg zustoßen oder zu ignorieren.
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn sich ein "negatives" Gefühl oder eine Angst in mir regt, ich mich früher oder später dieser Angst oder dem Gefühl stellen muss, weil es mich sonnst immer wieder einholt.

Als mich meine Erinnerungen an den Missbrauch täglich verfolgt haben, hab ich mir eines Abends ein Bad eingelassen und die komplette Geschichte Stück für Stück in meinem Kopf nochmal "durchlaufen" lassen. Aber diesmal ohne zu bewerten, ohne Emotionen und ohne Hass. Ich hab das Geschehene nochmal durchlebt und als einen teil von mir akzeptiert und angenommen. Dieses "Erleben", hat mir den Umgang mit meiner Vergangenheit wesentlich erleichtert. Wenn danach wieder Erinnerungen im Alltag hoch kamen konnte ich sogar die annehmen und als Teil meiner selbst akzeptieren. Ich musste diese "Übung" zwar auch öfter machen und es hat auch nicht immer auf Anhieb funktioniert, aber ich habe gelernt, dass es mir hilft mich meinen Ängsten und Gefühlen zu stellen und bei solchen Themen komplett ohne Zwang und Erwartungsdruck ran zu gehen.


Ich freue mich wenn meine Geschichte dir in irgend einer Art und Weise weiter hilft Solltest du noch Interesse an mehr Erfahrungsaustausch haben, helf ich dir gern. Mir persönlich tut es immer gut mich mit Gleichgesinten zu unterhalten.

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N
noemi_12144013
22.09.15 um 12:22
In Antwort auf adam_11922143

Hallo
Also wenn es dich interessiert, kann ich dir gerne von meinen Erfahrungen berichten. ich habe in meiner Jugend sexuellen Missbrauch durch meinen Cousin erlebt und habe auch eine etwas verkorkste Sexualität, die aber meiner Ansicht nach nicht nur aus dem Sexuellen Missbrauch Resultiert. Hier spielen auch Erfahrungen die nicht primär mit Sex zu tun habe eine Rolle. Das sind zum einen das Verhältnis zu meinen Eltern, vor allem in der frühen Kindheit und zum anderen wie ich in die Pubertät "eingeführt" wurde.
Bei mir äußert sich diese "Verkorkste Sexualität" dadurch, dass wenn ich im begriff bin mit einer Frau zu schlafen, ich extrem unsicher werde und totale Minderwertigkeitskomplexe bekomme. Ich fühle mich dann in meinem ganzen Körper unwohl und möchte die andere Person einfach nur noch von mir stoßen. ich hab in solchen fällen auch schon versucht mich dazu zu zwingen, aber da meine Erektion verschwindet ist das auch nicht möglich.

Du berichtest davon, dass gewisse Situationen und Faktoren, also dies Gerüche, Gesichter und vor allem Sexuelle Aspekte, dieses negative Gefühl in dir hervorrufen. Anschließend meintest du, dass du dann versuchst, diese auftretenden Gefühle weg zustoßen oder zu ignorieren.
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn sich ein "negatives" Gefühl oder eine Angst in mir regt, ich mich früher oder später dieser Angst oder dem Gefühl stellen muss, weil es mich sonnst immer wieder einholt.

Als mich meine Erinnerungen an den Missbrauch täglich verfolgt haben, hab ich mir eines Abends ein Bad eingelassen und die komplette Geschichte Stück für Stück in meinem Kopf nochmal "durchlaufen" lassen. Aber diesmal ohne zu bewerten, ohne Emotionen und ohne Hass. Ich hab das Geschehene nochmal durchlebt und als einen teil von mir akzeptiert und angenommen. Dieses "Erleben", hat mir den Umgang mit meiner Vergangenheit wesentlich erleichtert. Wenn danach wieder Erinnerungen im Alltag hoch kamen konnte ich sogar die annehmen und als Teil meiner selbst akzeptieren. Ich musste diese "Übung" zwar auch öfter machen und es hat auch nicht immer auf Anhieb funktioniert, aber ich habe gelernt, dass es mir hilft mich meinen Ängsten und Gefühlen zu stellen und bei solchen Themen komplett ohne Zwang und Erwartungsdruck ran zu gehen.


Ich freue mich wenn meine Geschichte dir in irgend einer Art und Weise weiter hilft Solltest du noch Interesse an mehr Erfahrungsaustausch haben, helf ich dir gern. Mir persönlich tut es immer gut mich mit Gleichgesinten zu unterhalten.

Danke
Vielen Dank für deine Antwort
Ja, über andere Ursachen hab ich auch schon nachgedacht.
Ich hab mit meiner Therapeutin gesprochen, und wir haben uns geeinigt, das Thema erstmal nicht aufzugreifen, es ist zwar nicht auszuschließen, aber kann auch andere Ursachen haben, genau, wie du schreibst. Zumal das im jetzigen Moment wohl sowieso kontraproduktiv wäre, sollte was gewesen sein und es würde jetzt doch hochkommen. Bin sowieso schon relativ labil, da ich bestimmte Dinge aus meiner Kindheit, oder vielleicht auch eher Jugend, aufarbeiten muss und will. Etwas schwierig, da ich bis zum 13 Lebensjahr so gut wie keine Erinnerungen habe, aber einiges weiß ich aus Erzählungen und weil es im Jugendalter nicht anders war
Aber stimmt, dass sollte ich auch anfangen. Wir arbeiten in der DBT Therapie mit Glaubenssätzen. Anhand dieser soll man versuchen, heraus zu finden, wo sie herkommen, i.d.R. Ja aus Kindheit u Jugend. Dann die vergleiche ziehen, wie ist die Situation jetzt, ist es HEUTE noch angemessen, so zu denken und handeln. Und wie du sagst, das ganze natürlich wertfrei ^^
Aber mir hilft das auxh unwahrscheinlich, alles einfach nochmal aufzuschreiben, wirklich konkret Zusammenhänge finden und sich mit dem ganzen beschäftigen, nicht nur mit Bruchstücken.
Ja, der Austausch mit anderen hilft auch sehr

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M
makaio_12113686
27.09.15 um 2:34

Hey.
Also zunächst zu diesen "Erinnerungsgefühl"
Das unklare Gefühle, Gedanken und ähnliches hochkommen aber sie keiner klaren Situation zu geordnet werden können kenne ich, vermehrt aus der jüngeren Zeit. Dabei bezieht sich so etwas wage an realen Ereignissen aus meiner jüngeren Vergangenheit.
Gemeinsam ist diesen Ereignissen dass sie persönlich verletzend, demütigend wahren.
Nun scheint es so als kommt es wider hoch, oder als würde ich es anders als damals einordnen.
Das ist nicht unproblematisch denn mit einmal habe ich Probleme mit Umständen die vorher nicht schlimm für mich waren.

Also ja deine "Erinnerungsgefühle" könnten ebenso auf Ereignisse basieren, die dein Ich neu bewerten möchte. Unser Geist geht gerne Erinnerungen durch und bewertet sie neu.
Und ob du dir es nur einbildest, oder es echt war spielt weniger eine Rolle.
Auch falsche Erinnerungen haben Auswirkungen auf unser heutiges Ich.

Aber wenn ich ehrlich bin sehe ich es kritisch sich daran erinnern zu wollen. Ich sehe es an einer Freundin die längere Zeit in Behandlung war. Zwar kann sie wesentlich besser darüber reden und reflektieren, wie welches Ereignis sie beeinflusst hat und immer noch tut. Nur im Alttag hilft ihr das nicht.
In ihrer Behandlung sollte alles aufgearbeitet werden.
Aber von der Natur aus verschüttet unser Geist solche Traumata. Und das wohl nicht ohne Grund.

Also lieber an den Problemen im hier und jetzt Arbeiten ohne alles aus der Vergangenheit aufdecken zu wollen.

Das mit der Sexualität kommt mir bekant vor. Wenn auch anders und von der männlichen Seite.
Normal kann man sie immer noch nicht bezeichnen,vielleicht nicht mal als existent, denn eigentlich besteht sie nur aus drei oder mehr Beteiligten, oder Besuchen von Prostituierten.
Einfach so zu zweit, und einem langsamen anbahnen so eine sexuelle Begegnung hatte ich noch nie.

Früher hatte ich auch solche ähnlichen Probleme. Man geht solchen Situationen aus dem Weg, man reagiert aggressiv, oder verfällt in "Angststarre"

So vermeide ich es zu küssen oder geküsst zu werden. Ich musste einmal das Radio einer Freundin ausdrehen, sonst hätte ich es Aus dem Wagen gerissen so sehr hat es mich aufgebracht, dass da jemand fröhlich über seine Sexualität trällert.
Und oft wenn ich zusammen mit anderen in einem Zimmer schlafe und sie Sex haben bin ich innerlich komplett aufgewühlt und mein Adrenalinspiegel ist spürbar hoch, doch ich trau mich nicht einen Muskel zu rühren als wollte ich nicht entdeckt werden.
Manches sexuelle interpretiere ich aber auch völlig nicht sexuell um, so wie wenn mich ein Mädchen streichelt und ihr Begehren jedem anderen auffällt. Nur ich empfinde es nicht so und denke manchmal sie will mich nur kitzeln oder berührt mich aus Versehen.
Anderseits merke ich aber auch dass ich es schmerzlich misse, Sexualität ausleben zu können. Und ich hab kaum etwas was mir Schamröte ins Gesicht treibt.

Wenn du was konkreter wissen möchtest frag einfach =)

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