Ich fühl mit dir
Es ist das Schlimmste, das einem passieren kann. Man muss als Mutter in das Grab seines Kindes hinterher gucken. Ich habe vor fast 11 Jahren (im Dezember werden es 11) meinen kleinen Sohn im Alter von 3,5 Monaten durch den Kindstod verloren. Damals bin ich in ein richtiges Seelenloch gefallen. Nichts hatte mehr einen Sinn für mich. Erst als mein Mann dann zu mir sagte: "Wir haben noch eine Tochter. Willst du vielleicht, dass die auch stirbt?" Das hat mich wachgerüttelt. Ich musste für sie stark sein. Deshalb konnte ich aber auch nicht besser schlafen, deshalb fühlte ich mich aber trotzdem leer. Mir hat es sehr geholfen, dass ich viel darüber reden konnte. Mit meiner Mutter, Freunden und Nachbarn. Erst jetzt bin ich so weit, dass ich ohne Schmerz darüber reden kann. Meine ganze Einstellung hat sich geändert. Ich frage nicht mehr, warum er schon sterben musste. Ich bin dankbar, dass ich ihn haben durfte. Wenn es auch nur 3,5 Monate waren. Ich stell mir deine Situation viel schlimmer vor. Denn du hast schon so viel mit deinem Sohn erlebt. Du hast seine ersten Schritte gesehen, seine ersten Worte gehört. Du hast mit ihm die Einschulung, evtl. Kommunion, Schulabschluss und unzählige Geburtstage gefeiert. Das ist was, das dich immer mit ihm verbinden wird. Denk an die schönen Sachen, die du mit ihm erlebt hast. Mir wurde damals immer gesagt: "Wer weiß, wozu es gut war, dass er sterben durfte. Vielleicht wäre er nach der Reanimation für immer geistig behindert gewesen. Hätte nichts mehr richtig von der Umwelt wahrgenommen. Wäre das ein Leben gewesen, das du dir für dein Kind gewünscht hättest?" Nein, das wollte ich nicht! Und je mehr ich mir das vor Augen hielt, umso besser konnte ich diesen Schicksalsschlag annehmen. Was nicht heißt, das es mir nicht mehr weh tut. Aber halt nur anders.
*drück dich ganz fest*
liebe Grüße
Sandraudl