Trauer um den Bruder
Hallo lissi82,
ich glaube nicht, dass ich Dir wirklich helfen kann, aber ich wollte Dir ein paar Worte zu Deinen Fragen schicken.
Ich habe meinen Bruder auch verloren, vor 5 Jahren, und ich habe genau die gleichen Erfahrungen gemacht wie Du. Alle Leute haben mir gesagt, ich soll mich um meine Eltern kümmern, denen es ja jetzt schlecht geht. Mein Freund hat mir gesagt, ich soll mich nicht in meinem Selbstmitleid baden, immerhin sei ich ja nur die Schwester gewesen. Das hat mich alles so sehr verletzt, deswegen kann ich Dich so gut verstehen. Jetzt, nach 5 Jahren weiß ich, dass die Leute, die so was sagen, einfach keine Ahnung haben. Sie meinen es daher auch nicht böse, sie kapieren es bloß nicht. Der Tod Deines Bruders hat Dein Leben und Deine Persönlichkeit genauso geprägt wie Deine Eltern, Du hast also auf alle Fälle genau dasselbe Recht auf Trauer wie sie! Versuch doch mal mit Deinem Mann zu reden und ihm zu sagen, dass Du ihn jetzt mehr dennje brauchst, dass Du sehr traurig bist und dass er sehr wichtig für Dich ist. Mein Freund hat mir erst jetzt gesagt, dass er damals das Gefühl hatte, er sei gar nicht mehr wichtig für mich, weil ich so um meinen Bruder getrauert habe,und dass er sich deshalb von mir distanziert hat. Deswegen ist es vielleicht wichtig Deinem Mann zu sagen, dass Du ihn genauso liebst wie zuvor, dass er jetzt sogar besonders wichtig für Dich ist und dass Du froh bist, dass Du ihn hast. Vielleicht kann er sich dann mehr für Deine Trauer öffnen. Aber erwarte nicht von ihm, dass er Deine Trauer lindern kann, das kann nur die Zeit.
Was Deine Eltern anbelangt: Du kannst ihnen nicht helfen. Ich habe 5 Jahre lang versucht, meinen Eltern zu helfen und habe dadurch kaum mein eigenes Leben gelebt. Erst als ich selbst nicht mehr konnte und mich zurückgezogen habe, haben meine Eltern gelert, selbst ganz gut klar zu kommen. Jeder kann nur sich selbst helfen. Erwarte auch umgekehrt nicht von Deinen Eltern, dass sie Dir helfen. Das kann nicht funktionieren.
Ich war ungefähr drei Jahre lang sehr sehr traurig, es ist also ganz normal, dass das lange dauert. Du darfst nur nicht verzweifeln! Auch wenn Dus Dir jetzt nicht vorstellen kannst: Es wird irgendwann besser. Gib Dir Zeit und nimm Dir auch ab und zu Zeit für Dich, in der Du alleine sein und nur weinen kannst, das hilft. Lass die Trauer so gut Du kannst zu, mit jedem Tal, das Du durchschreitest, komst Du danach eine Stufe weiter oben raus.
Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute und vor allem Zuversicht - und vergiß nicht: Es wird besser!