Meine Mutter meinte einmal: "Weine solange, bist du keine Tränen mehr hast." Schön und gut, mit dem Rauslassen meiner Emotionen hab ich ja kein Problem, aber ich hab immernoch Tränen, viel zu viele, besonders kommen sie dann, wenn ich es absolut nicht gebrauchen kann.
Bsp.: Ich möchte etwas in einer Behörde abgeben, der Mitarbeiter am Empfang bittet mich trotzdem noch zu warten, während er es an die Sachbearbeiterin weiterleiten und wohl auf Vollständigkeit überprüfen lässt. Ich wunder mich, weil alles vollständig ist und falls noch was fehlen sollten, können sie mich ja benachrichten und es später noch anfordern, aber ich sag nix und warte. Es tut sich natürlich nichts, ich warte eine geschlagene halbe Stunde. Dabei hab ich noch ein wichtiges Treffen mit einer Verwandten. Also fang ich die Sachbearbeiterin auf ihrem Weg ins Zimmer ab und frage sie, ob alles mit meinen Unterlagen in Ordnung ist, ob ich hier noch länger warten müsste. Sie lächelt mich freundlich an und meint, es wäre alles Ok, der Mitarbeiter hätte die Unterlagen ja an sie weitergeleitet. Ich bin wütend, in mir kocht es, von der Tatsache hier ne halbe Stunde für nix gewartet zu haben. Ich will ihr gerade meine Verärgerung erklären und sie auf den Fehler des Mitarbeiters am Empfang hinweisen, da kullern sie auch schon ... die Tränen. Ich merke, ein Wort noch und meine Stimme klingt wie ein heiseres Krächzen. Weil mir die Situation peinlich wird und ich mich nicht will, dass sie meine Gefühlsausbruch mitbekommt, verabschiede ich mich noch und gehe.
Ich habe viele solche Situationen, die soweit ich feststellen kann, alle auf eigenes Selbstmitleid zurückzuführen sind. Ich bemitleide mich selbst, sinnlos meine Zeit dort vertrödelt zu haben und nicht eher aufgestanden zu sein. Was mich aber vollends nervt ist, dass ich anfange zu Weinen, wo partout kein Grund dazu da ist. Mir kullern die Tränen, aber ich will es nicht! Häufig passiert es mir im Beruf. Ich bekomme Kritik vom Chef und schon rollen sie. Mir ist es immer ober peinlich. Ich versuche ruhig durchzuatmen, zu lächeln, aber meist ist es dann eh schon zu spät. Problem, es ist wie eine Kettenreaktion: mir wurde Kritik offenbart, ich zweifle an meinen eigenen Fähigkeiten, bekomme Wasser in die Augen, es wird mir peinlich, noch mehr Tränen, weil ich es nicht hinbekomme mich zu beherrschen.
Kann man so einen Gefühlsausbruch schon im Vorfeld unterbinden? Wie bringe ich mich am besten selbst wieder unter Kontrolle?