Der Grund dürfte wohl sein...
... das Altenpflege viele Menschen physisch und psychisch überfordert.
Meine Oma wurde von meiner Mutter, meiner Schwester und meinem Opa + Pflegedienst gepflegt. Mein Opa hat fast 1/2 Jahr lag keine 3h am Stück geschlafen. Meine Mutter ist Ärztin mit eigener Praxis. Sie hat mehrfach alle Patienten des Tages wieder nach Hause geschickt, weil mit Omi irgendwas war, die Praxis oft geschlossen, Ihren gesamten Urlaub bei meiner Omi verbracht. Sowas kann man -ob angestellt oder selbstständig nicht beliebig oft machen, sonst haben sich Job und Einkommen irgendwann erledigt. Meiner Schwester und meiner Mutter hat es ganz schöne Probleme in der Ehe gebracht, weil bei Ihnen zu Hause vieles liegen blieb, weil sie je nach Tag je 4-6h tgl. damit verbracht haben, Oma zu pflegen. Geplante Urlaubsreisen wurden nicht angetreten, was auch Streß mit den werten Ehegatten brachte usw.
Ich wohne 500km entfernt, aber wenn es 5 wären: mit Altenpflege könnte ich nur in Teilzeit arbeiten, womit das Geld aber für die Familie nicht genügen würde - und ich glaube nicht, dass man Aufstockung auf Sozialhilfe erhält, wenn man selbst einen Vollzeitjob auf Teilzeit ändert - egal aus welchem Grund.
Das ist aber nur die eine Seite.
Meine Omi hatte Nekrosen. An beiden Beinen war die Haut an den besseren Stellen wie Pergament mit Mottenlöchern. Die schlimmeren waren offene, nässende, unglaublich stinkende Wunden, die teilweise so tief waren, dass man den Knochen sehen konnte. Ihre Schmerzen waren stärker als Morphium - über Monate. Das brachte einen Nervenschock - wenn man sie *irgendwo* berührt hat, hat sie geschrien vor Schmerzen. Auch wenn man ihr einen Becher zum Trinken an die Lippen gehalten hat.
Ich war 4 Tage in der alten Heimat. Sie war mir immer mehr Mutter als es meine Mutter je war, ist und sein wird. Ich habe sie wirklich tief geliebt und bin ihr überaus dankbar für alles. Ich war sie die ersten beiden Tage besuchen, am dritten Tag konnt ich nicht mehr. Ich hab es nicht ertragen. Natürlich ist das ein Extremfall. Aber z.B. auch Demenz ist für nahestehende Menschen auch sehr viel schwerer zu verarbeiten, als man sich das als Unwissender so vorstellt - und die ist überaus häufig.
Wenn man so Menschen auf der Strasse fragt, würde sicher kaum jemand sagen "ich gebe die in ein Heim". - Die haben aber (noch) keine Ahnung, WAS sie da sagen.
Realistisch betrachtet: Ich wäre psychisch vermutlich nicht in der Lage dazu (gut, da kann ich noch meine 30% Schwerbehinderung als Alibi vorschieben - aber ich denke auch ohne dass ich mir nach jedem besuch die haut in Fetzen reißen will - es würde meine Seele fressen, zu sehen, wie ein Mensch, der mir viel bedeutet, hilflos ist. Oder geistig immer verwirrter wird, mich nicht mehr erkennt, in vielen Fällen aggressiv wird usw.), ich wäre nicht in der Lage, das mit einem Vollzeitjob zu leisten und könnte die Familie mit einem Teilzeitjob nicht absichern und rein körperlich - wäre ich wohl die Woche einmal min beim Orthopäden.
Was mich selbst betrifft: hilflos zu sein, ist mein absoluter Alptraum. Geistig und / oder körperlich nicht mehr in der Lage sein für sich selbst zu sorgen - der größt möglich vorstellbare Horror.
Hilfe annehmen kann ich auch kaum - wenn es unumgänglich ist, dann eher von Fremden als von der Familie. Also: Ganz definitiv eher Altenheim.