Ich bin im Alter von 8-9 Jahren von einem Freund meiner Eltern sexuell missbraucht worden. Ich kann mich nur an wenige Details erinnern, wobei ich denke dass mich größtenteils mehr an die Aussagen die ich mit 13 bei der Polizei gemacht habe erinnere, als an den Missbrauch an sich...Ich habe in den letzten 10 Jahren so gut wie es ging nicht an die Sache gedacht. Der Mann saß 3,5 Jahre im Knast und ist kurze Zeit danach an Krebs gestorben.
Ich weiß nicht mehr genau die Zeitspanne in der er es gemacht hat, es ging aber garantiert über 1 Jahr. Mehr oder weniger regelmäßig.
In dieser Zeit ist ein neues Kind in unsere Nachbarschaft gezogen, unsere aller Familien haben sich angefreundet und er ließ irgenwann von mir ab. Obwohl ich sehr jung war, war mir damals bewußt, dass er ES nun mit ihr macht. Sie war ein paar Jahre jünger als ich und entsprach wohl eher seinem Täterprofil... Und ich war glücklich darüber dass ich meine Ruhe hatte. Ein paar Jahre später platzte halt die Bombe, er wurde angezeigt und das Mädchen, mit dem ich mich mittlerweile ein wenig angefreundet hatte sagte bei der Polizei aus, dass er ihr erzählt dass ich ES ja auch tuen würde und dass nichts dabei wäre. So kam die Polizei auf mich. Ich weiß dass er schlimmere Dinge mit ihr gemacht hat, dass sie ihn auch oral befriedigen mußte u.ä. Wenigstens das ist mir erspart geblieben. Nichtsdestotrotz habe ich Dinge mit ihm machen müssen, die für jeden klar erkennbar sexuellen Missbrauch darstellen. Nach meiner Aussage mußte ich meiner und ihrer Familie erklären warum ich nichts gesagt habe, geschwiegen habe.
Ich weiß warum: ich hatte meine Ruhe, er war nie bösartig zu mir und ich wollte einfach nicht darüber reden. Ich war in der Pubertät, ich hatte andere Sorgen, andere Probleme...
Das Mädchen bekam damals eine Therapie. Zu mir meinte die Therapeutin, nachdem die meine Aussage oder so gelesen hatte, dass eine Therapie wohl nicht nötig sei. Sie würde sie nicht empfehlen. So kam es dass ich in den Jahren danach nie wieder darüber geredet habe, noch es wollte.
Ich weiß nur dass mir immer wieder gesagt wurde wenn ich das Thema doch anschlug, was unausweichlich war, vor allem in der Zeit als oft und offen über seine Verhandlung geredet wurde, dass ich glücklich darüber sein könnte, dass er mit mir nicht so etwas schlimmes gemacht hat wie mit ihr...
Im Alter von 16 hatte ich ein weiteres Erlebnis: Auf dem Nachhauseweg von der Disco bin ich von einer Gruppe von 5-6 alkoholisierten Typen im Alter von vielleicht Anfang 20 "überfallen" worden. Sie haben mich gegen einen Zaun gedrängt, angefangen auszuziehen und mich begrabscht. Autos fuhren vorbei, Passanten gingen an uns vorbei, aber niemand unternahm etwas...Einer von denen hatte bereits die Hosen unten, als zum Glück ein Freund von mir vorbeikam und mich "rettete"...Ich habe sie nicht angezeigt und erst Jahre später einen von ihnen wiedererkannt. Er war Stammkunde in dem Lokal in dem ich arbeitete, war supernett zu mir. Ich mochte ihn aber nie, warum wußte ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Erst nach Monaten fiel es mir ein, woher ich ihn kannte: Von diesem Abend!!
Ich bin ihm später aus dem Weg gegangen und habe wenige Monate später im Lokal gekündigt.
Seit diesem Erlebnis sind nun gute 7 Jahre vergangen. Ich habe mein Leben weitgehend im Griff. Ich studiere, lebe allein. Habe Freunde, eine liebevolle Familie.
Was Männer angeht sieht es weniger rosig aus. Ich "habe" Männer, aber keine Beziehung mit ihnen. Oft schlafe ich nur mit ihnen und wenn ich doch anfange Gefühle für sie zu entwickeln, mache ich es mir zu schnell kaputt, indem ich versuche sie rein sexuell an mich zu binden. Von Emotionen möchte ich nicht reden. Ich bin sexuell für vieles offen. Angst macht mir, und den Männern auch oft, meine devote Ader. Ich bin oft zu forsch, überstürze gleich alles, im Bett möchte ich dagegen eine "harte Hand", einen Mann der mich erniedrigt und quält. Überträgt er dies aber in das normale Leben, reagiere ich emotional...
Ich weiß nicht inwieweit dies auf meine Vergangenheit zurückzuführen ist, aber solche Geschichten, Affären und ONS ziehen sich bei mir durch mein komplettes Beziehungsleben.
Schlimm ist dabei auch, dass ich von Männern nicht die Finger lassen kann, die bereits eine Beziehung führen. Dabei ist es mir egal, ob es sich dabei um die Männer von Freundinnen oder Bekannten von mir handelt.
Innerhalb meiner Familie und engen Freunden bin ich teils sehr liebevoll, andererseits auch oft launisch, agressiv und tyrannisch. Das wird in letzter Zeit schlimmer und schlimmer...
Ich beobachte viel neues, aber auch altes erschreckendes bei mir. Auch denke ich oft in letzter Zeit an die Erlebnisse aus meiner Kindheit.
Ich habe mit meiner Mutter darüber geredet und sie findet es richtig, dass ich eine Therapie machen soll.
Ich selbst weiß es nicht. Was soll es mir bringen? Wird es mir helfen? Was kostet soetwas? Übernimmt es in meinem Fall die Krankenkasse? Was sagt ihr dazu??
Vielen Dank fürs Lesen!!
Eure,
Ghettochicka