Hallo,
ich weiß nicht ob ich hier richtig bin, aber ich versuch einfach mal alles loszuwerden und vielleicht hat jemand ähnliches mitgemacht und kann mir helfen.
Meine Schweser ist vor einem Jahr an Krebs gestorben, sie ist gerade mal 25 Jahre alt geworden.
Meine Mama und ich haben uns das ganze Jahr lang Tag und Nacht abgewechselt, um bei ihr im Krankenhaus zu sein. Es waren so viele Höhen und Tiefen, immer wenn es ihr besser ging und wir dachten es wird alles wieder gut, kam ein Rückschlag. Jeder Rückschlag war schlimmer als der vorherige, aber sie hat sich immer wieder hochgekämpft. Die Ärzte hatten sie so oft aufgegeben, aber sie wollte leben.
Als wir kurz vorm Ziel waren und jeder sagte, wir haben es geschafft, kam es wieder anders. Die Krankheit ist wieder ausgebrochen und es ging rasend schnell. Innerhalb von einer Woche war alles vorbei und sie hat einfach aufgehört zu atmen. Sie hat bis zur letzten Sekunde gekämpft wie eine Löwin, immer und immer wieder. Sie wollte doch nichts weiter, als leben.
Meine Schwester ist für mich das wichtigste auf der Welt, das weiß ich, aber seit diesem Tag habe ich nicht einmal richtig geweint oder irgendeinen Schmerz gespührt. Weder als ich mich von ihr verabschieden musste, bei der Beerdigung oder wenn ich Bilder von ihr/uns anschaue.
Im Gegenteil, wenn ich an die Zeit davor denke, muss ich grinsen, weil wir so viel schönes miteinander erlebt haben. Und wenn ich an die Zeit im KH denke, fange ich an zu überlegen was noch nicht versucht worden ist. Was wir noch tun können, wie ich ihr helfen kann.
Sie ist nicht nur meine Schwester, sondern auch beste Freundin, Beschützer, Berater, einfach alles. Wir brauchten nie viel zu reden, aber jeder wusste, dass es einem nicht gut geht. Haben uns gegenseitig Mut gemacht und sind immer ehrlich gewesen. Natürlich waren wir nicht immer einer Meinung, aber ich habe soviel Respekt vor ihr, den ich sonst niemandem gegenüber habe. Ich bin einfach wahnsinnig stolz auf sie und wünsch mir, das sie wieder bei mir ist.
Ich habe eine Therapie schon vor längerer Zeit angefangen, aber es hat sich immer noch nichts geändert. Ich fühl nichts und lebe nur noch in der Vergangenheit.
Durch die vielen Gedanken, wie es vorher war, hoffe ich das alles wieder so wird wie es war.
Nicht nur die Zeit mit ihr wünsch ich mir zurück, sondern alles drumrum auch. Egal ob das der Job ist, mein Exfreund oder das Familienleben. Bevor das alles anfing, war ich glücklich, hatte Ziele und Träume, aber heute ist mir einfach alles egal.
Ich habe in der Zeit, als wir im KH waren so viel Angst, Hoffnung und Verzweiflung gehabt. Hatte Wutausbrüche oder Heulkrämpfe und seit diesem Tag ist alles weg.
Oder ist sie mir vielleicht gar nicht so wichtig wie ich immer dachte? Habe ich das alles einfach so akzepiert und hingenommen wie es ist?
Kennt jemand diesen Zustand? Bitte sagt was dazu, ich weiß nämlich nicht mehr weiter.
Danke schon mal