Hallo,
letztes Jahr ist soviel passiert, dass ich kaum weiss, wo ich anfangen soll. Ich war schwanger mit meinem zweiten Kind und wusste, dass zwei Menschen, die mir wichtig waren, krebskrank waren und die Heilungschancen gegen Null gingen. Das eine war meine Oma und das andere meine "Ersatzmama" (eine liebe Freundin im Alter meiner Eltern, die viel für mich da war, als ich klein war).
Genau eine Woche nach der Geburt meiner Tochter ist meine Oma plötzlich verstorben. Ich erfuhr, dass meine Oma den Pastor ihrer Gemeinde hat ins Krankenhaus kommen lassen und ihm gesagt hat, sie wäre bereit zu gehen, aber sie wolle noch mitbekommen, dass ihre Urenkelin gesund zur Welt kommt. Ich hielt danach meine Tochter in den Armen und hatte Schuldgefühle. Es war, als wenn ich das Todesurteil meiner Oma mit der Geburt meiner Tochter unterschrieben hätte. Sie hat die ersten Bilder von ihrer letzten Urenkelin gesehen und ist gestorben. Ich hatte gespaltene Gefühle meiner Tochter gegenüber. Da ich mich aber ja um sie und ihren grösseren Bruder kümmern musste, habe ich alles verdrängt.
Kurz vor Weihnachten starb dann auch noch meine Ersatzmama. Ich wohne in Südfrankreich und konnte einfach nicht zu ihr, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. Vorher hatte ich es nicht geschafft, sie nochmal zu besuchen. Und auch dies liess Schuldgefühle in mir aufkommen.
Sie fehlen mir beide so und ich hätte mich so gefreut, wenn sie meine kleine Maus hätten sehen können. Sie ist so ein Sonnenschein und ich habe trotzdem so oft Lust zu weinen, wenn ich sie sehe. Sie erinnert mich einfach ständig an den Tod meiner Oma und das tut so weh.
Mein Sohn leidet auch darunter, dass es mir innerlich nicht gut geht, auch wenn ich versuche, es nicht zu zeigen. Er ist richtig agressiv geworden, seit dem Tod meiner Oma. Ich frage mich echt, ob ich da je drüber hinwegkommen werde. Der Schmerz scheint so unendlich gross.
Die Psychologin aus dem Kindergarten hat mir gesagt, dass ich keine Schuldgefühle haben brauche. Und das meine Oma sicherlich glücklich von uns gegangen sei. Aber das hilft mir so gar nicht. Ich habe auch Angst, dass meine Tochter dieses empfindet und irgendwann auch dieses Verhältnis schwierig wird. Aber ich weiss auch einfach nicht, an wen ich mich hier wenden kann...
Sonja