War auch Partner von Opfer;
Hallo,
ich habe Dir vor einer Weile schon mal via Beitrag geschrieben. Hoffentlich hat sich das Vertrauen in Dich gestärkt, so dass sie spürt, dass Du bei ihr bist und sie niemals alleine lässt, egal was passiert.
Wie wichtig Vertrauen für ein Opfer sexueller Gewalt ist, kann ich selbst bei einer Frau erkennen, die Opfer wurde und zu mir Vertrauen gefunden hat. Kennengelernt hatte ich sie auf dieser Seite hier, so dass von Anfang an bekannt war, dass sie ein Opfer ist. Sie ist und war nie meine Freundin im engeren Sinne, wir sind sehr gute Freunde. Man merkt es ihr immer wieder an, wie wichtig es ihr ist jemanden zu
haben der für sie da ist, der für sie ein Rückhalt ist. Ich habe nie erwartet, dass sie mit mir redet über das Thema, sondern es ist immer ihrer eigenen Entscheidung überlassen ob sie dies möchte oder nicht.
Für ein Opfer sexueller Gewalt ist es sehr sehr schwer, wieder einem Menschen zu vertrauen. Wenn dies einem Opfer gelingt Vertrauen zu finden, ist dies ein gutes Zeichen. Ich hoffe sehr für Dich und vor allem für Deine Freundin, dass sie Vertrauen zu Dir gefunden hat auch im Hinblick auf das, was sie durchmachen musste. Für mich ist es möglich, dass Du das Vertrauen finden kannst oder bereits gefunden hast, da sie es geschafft hat Dir zu sagen, dass sie vergewaltigt worden ist.
Ich hätte mir von meiner Partnerin dieses Jahr auch gewünscht, sie hätte mir gesagt, dass sie in ihrer Jugend vergewaltigt worden ist. In welchem Alter dies war, weiss ich nicht. Auf diese Vergangenheit bin ich gekommen, weil sie im Laufe der Zeit unseres Kennens viele Indizien gestreut hat, deren Gesamtschau auf diese schlimme Erfahrung sehr sehr deutlich hinweist. Zwei Indizien sprechen für einen Alterszeitraum zwischen 14 und 18 Jahre, seither sind sicher 15 Jahre vergangen. Der Grund, warum sie es mir als ihrem Freund im engeren Sinn oder Partner nicht sagte, besteht darin, dass sie höchstwahrscheinlich nicht das hierfür erforderliche Vertrauen zu mir gefunden hat. Gerade jetzt Weihnachten ist das Fest der Familie und auch der Liebe denke ich sehr viel an sie und merke, dass ich sie nach wie vor ungebrochen sehr liebe, weiss aber auch, dass ihre Vergangenheit, für die sie nichts kann, sie daran hindert eine längerfristige Bindung in einer Beziehung einzugehen. Nachdem sie erwähnt hatte eine dunkle Seite zu haben über die sie nicht sprechen wollte (weil sie es nicht kann), hatte ich ihr gesagt, dass ich sie so annehme, wie sie ist, auch mit der dunklen Seite; sagte ihr, dass ich glücklich bin mit ihr zusammen zu sein. Später sagte ich ihr auch, dass sie mein Ein und Alles ist. Alles was ich ihr sagte, kam aus tiefsten Herzen.
Ohne es selbst zu realisieren so sieht es jedenfalls aus legte sie an einem Tag, als wir uns nach der Trennung aussprachen, selbst den entscheidenden Hinweis auf den Zusammenhang mit ihrer dunklen Seite. Sie führte aus, dass sie sich zur Trennung entschlossen hatte, da ich für sie seelisch belastend geworden bin, weil immer, wenn sie sich mit anderen Freunden traf (hiergegen hatte ich nie etwas), sie sich nicht frei fühlte, weil sie immer bei den Treffen mit den anderen Freunden an mich dachte, dass ich während dieser Zeit alleine sein würde, was sie seelisch herunterzog. Weil diese Belastung für sie nicht mehr aushaltbar wurde, hat sie mich einmal, es war Freitag, der 31.07., am Ende eines gemeinsamen Abends nach Hause geschickt, obwohl eigentlich ausgemacht war, dass ich bei ihr übernachte. An diesem Tag selbst (31.07.), hatte sie genau dies mit ihrer dunklen Seite begründet, sie wolle allein sein es war das erste Mal, dass sie von dunkler Seite sprach. Von seelischer Belastung war am 31.07. selbst keine Rede. Am Tag der Aussprache sagte sie auch, dass sie nicht mein Ein und Alles sein könne. Beides entspricht der Wahrheit, denn die dunkle Seite führte zur seelischen Belastung. Es ist äußerst ungewöhnlich, dass ein Partner zu einer seelischen Belastung werden kann und dann die Partnerin vor einer Trennung hierüber nicht mit ihrem Partner spricht. Opfer sexueller Gewalt empfinden häufig eine Beziehung als freiheitseinschränkend, da sie im Zeitpunkt des erlittenen Mißbrauchs ihrer Freiheit beraubt waren das macht das Eingehen oder längerfristige Pflegen einer Beziehung für sie so schwer. Sie fühlte sich nicht frei, obwohl sie es die ganze Zeit war, da ich nie etwas dagegen hatte, wenn sie sich mit anderen traf. Das Gefühl des nicht frei seins, hatte so aus dem Unterbewusstsein heraus Besitz von ihr ergriffen, dass sie nicht über diese empfundene Belastung sprechen konnte und sie schließlich ab einem gewissen Punkt nur noch den Ausweg sah diese tatsächlich nie bestehende, aber als bestehend empfundene Freiheitsbeschränkung durch Trennung zu sprengen. Wie überhand die dunkle Seite von ihr nahm, zeigt sich auch daran, dass sie auf die
ganz einfache Lösung nicht kam. Sie hätte mich einfach zu ihren Freunden mitnehmen können bzw. mich fragen können, ob ich mit möchte. Über einen Satz, dass die Partnerin das Ein und Alles für einen Partner ist, freut sich normal jede Frau. Aber hier empfand sie auch dies als seelisch belastend, sie muss auch dies als freiheitsbeschränkend empfunden haben. Zwei Bezugnahmen führen zu einem bestimmten Tag: 31.07. vermutlich jährte sich an diesem Datum die Tat, denn gerade an einem solchen Jahrestag wirken sich Auswirkungen sexueller Gewalt noch viel stärker als sonst aus. Gestützt wurde das Ganze auch durch den Inhalt der Karte, dessen wichtigster Inhalt ich schon mal sagte.
Ich bin in keinster Weise sauer auf sie, denn ich habe aufgrund der Vielzahl von Indizien erkannt, was ihre dunkle Seite ist. Sie hat ehrlich das gesagt, was sie empfand, warum sie die Beziehung lösen musste. In einem anderen Zusammenhang hatte ich am Tag der Aussprache erwähnt, dass vor ihr einmal eine Beziehung an einem sexuellen Mißbrauch dieser damaligen Verbindung gescheitert war und ich deswegen den Gedanken hatte, dass ihre dunkle Seite (diese hatte ich nicht näher bezeichnet) eine Rolle gespielt haben könnte, meinte sie, dass dies nichts damit zu tun habe, allerdings wirkte ihre Stimme alles andere als überzeugend. Dies war der einzige Punkt bei der Aussprache, der nicht wahr ist; sie sprach dies entweder, weil sie den Zusammenhang an jenem Abend nicht sah oder aus Selbstschutzgründen, weil sie bei einem Zugestehen hätte aus ihrer Sicht gesehen preis gegeben hätte, dass sie sexuell mißbraucht wurde und genau dies kann sie leider bis heute gerade nicht.
Auch wenn ich nach wie vor gerne für sie da sein möchte und sie nie allein lassen werde ich weiss, dass sie für ihre Vergangenheit und ihre Folgen, auch die, die mir gegenüber zum Tragen gekommen sind, nichts kann konnte ich ihr Vertrauen nicht gewinnen. Auch wenn es so ist, wie bei mir, ist es wichtig, niemals aufzugeben und so gut es geht der betroffenen Frau zu zeigen, dass man für sie da ist, dass sie auf einen zählen kann, wenn sie dies möchte und dies annehmen kann. Man könnte meinen, dass es für mich aussichtslos ist noch ihr helfen zu können, dennoch gebe ich nicht auf.
Versuche unbedingt auch bei Deiner Freundin so gut Du kannst beizustehen ohne sie zu irgendetwas zu drängen.
Viele Grüsse
smartie