Nachdem ich hier nun schon den einen oder anderen Beitrag gelesen habe und mich hier sehr gut aufgehoben fühle unter uns Frauen möchte ich euch von meinem Problem berichten, in der Hoffnung, Frauen zu treffen, denen es genauso geht/ging. Vorab vielleicht als Info: ich bin am 17.10. ganze 29 Jahre alt und logischerweise weiblich.
Ich habe ein Problem mit Panikattacken in Verbindung mit zuviel Liebe.
Ich fange mal von vorne an..
Mit 16 hatte ich diese Panikattacken schon einmal, damals hatte ich einen Partner, der mich über alles geliebt und mich auf Händen getragen hat. Dummerweise empfand ich jedoch nicht das gleiche, ich wollte nur auch endlich eine feste Beziehung wie all meine Schulkolleginnen auch. Ich muss dazu sagen, dass ich bis dato von den Jungs immer nur verar*cht und von den Mädchen gemobbt wurde. Er war nun mal greifbar, also habe ich mir meine eigene kleine Soap geschaffen und mir selbst etwas vorgemacht.
Mir war von Anfang an nicht wohl bei der Sache, zumal ich demjenigen auch meine Jungfräulichkeit geschenkt habe. Aber ich wollte nun mal eine Beziehung. Als ich meine erste Panikattacke hatte, kamen all die Symptome, die man überall lesen kann. Ich hatte nur eins nie: Todesangst im eigentlichen Sinne. Ich wusste irgendwie, dass es etwas psychisches ist.
Ich hatte nur Angst, mir selbst das Leben zu nehmen und hatte suizide Gedanken. Leider nahm mich damals kaum jemand ernst, das war schon sehr erdrückend. Und die Panikattacken hörten erst auf, nachdem ich mich von meinem Partner getrennt hatte. Dann aber von jetzt auf gleich. Also schloss ich daraus: Du darfst dir nichts vormachen! Nie wieder! mein Unterbewusstsein jedoch scheint sich dabei gemerkt zu haben Zuviel Liebe macht Angst. Das ist falsch, dich hat sonst nie jemand so geliebt, das kann nicht richtig oder normal sein.
Das für den Anfang (wenn auch schon ziemlich lang)
Das letzte Jahr (2006) war ein ziemlich schweres für mich:
-Im März brachte sich ein Stallkollege von mir auf grausame Art um.
-Kurz darauf hatte ich einen Autounfall (bin mit 50km/h über eine Verkehrsinsel gebrezelt, weil ich sie aufgrund der Witterungsverhältnisse nicht sehen konnte. Zum Glück bin ich nur über die Kante gefahren und habe nicht die Bake mitgenommen, die auf der Insel stand)
-Im April zog ich mit meinem Pferd in den Stall der Eltern meines damaligen Partners.
-Kurz darauf starb meine Oma sehr plötzlich (3 Wochen nach der Diagnose) an Lungenkrebs.
-Im Mai hatte ich einen schlimmen Unfall mit dem Pferd meiner Tante.
-Im August wurde ich gekündigt, konnte aber glücklicherweise sofort nahtlos wechseln, weil ich mich schon vor der Kündigung beworben hatte.
-Im Urlaub dann überfuhren wir bei einer Inselsafari (Usedom) ein erwachsenes Wildschwein.
-Zeitgleich stellte ich fest, dass ich mit meinem derzeitigen Partner einfach nicht mehr zusammen passte und trennte mich noch im Urlaub, weil ich es nicht mehr aushielt. Diese Contra-Beziehung-Gefühle kamen auch innerhalb von 2 Tagen und ich sage heute, DA hat alles angefangen. Die Trennungsnacht war die pure Hölle für mich.
Als ich wieder kam, lernte ich viel zu schnell einen neuen Mann (P) kennen, mit dem ich aber super zusammen passte und wir verstanden uns klasse. Auch sexuell fanden wir uns anziehend und hatten das Gefühl, uns schon ewig zu kennen. Wir euphorisierten einander total und waren mega-happy. Wir überhäuften uns mit Komplimenten, kuschelten und unternahmen viel und sagten uns gegenseitig immer wieder, dass wir gar nicht glauben können, dass wir einander begegnet sind (er schien wirklich DER Mann zu sein. Ich muss allerdings ehrlich gestehen, dass ich das auch schon einmal bei dem einen oder anderen Verflossenen gedacht habe. Aber nie hatte ich dieses Vertrautheits- dieses Angekommen-sein-Gefühl wie bei ihm). Wir haben jedoch (noch) nicht miteinander geschlafen, weil wir uns damit Zeit lassen wollten.
In der ersten Woche, in der wir zusammen waren, warf mich dann auch noch mein Ex aus dem Stall. In dieser ersten Woche hatte ich noch Resturlaub, an dem Montag darauf sollte ich dann den neuen Job beginnen. Das war im September 2006.
An einem Sonntag, ca. 1 Woche nachdem wir zusammen waren, es war der Sonntag vor Jobbeginn, kam ich von ihm nach Hause, stand in der Küche und PENG! Da war sie wieder: die Panikattacke.
Ich wusste sofort, was es ist, ich kannte dieses Gefühl ja schon, auch wenn ich 12 Jahre Panikfrei war. Die Frage, die mir sofort in den Kopf schoss Wie kommst du jetzt aus der Situation wieder raus? Wie bringst du dich am besten um?
Mit der Situation war meine Bindung zu Peter gemeint. Ich wollte plötzlich und auf der Stelle wieder Single sein obwohl (!) ich ihn unheimlich gern hatte und eigentlich (Unwort) mit ihm zusammen sein wollte.
Also rief ich ihn an und sagte ihm, das alles ginge mir zu schnell, ich bräuchte etwas Zeit. Das warf ihn total aus der Bahn und verletzte ihn da ich ja nicht minder euphorisch war, wie er. Allerdings war ich von vorneherein ehrlich und erzählte ihm, was in mir vorging und dass ich das schon mal gehabt hätte.
Wieder drängte sich mir das Gefühl auf, mir etwas eingeredet zu haben. Und trotzdem blieben wir zusammen. Wir passten ja so gut zusammen, ich hatte ihn so gern und er war DER Idealmann für mich.
Nach einer Woche, die ich im neuen Job gearbeitet hatte, ließ ich mich wegen meiner Panikattacken krank schreiben. Ich leugnete sie natürlich auf der Arbeit und ließ mir eine Magen-Darm-Geschichte einfallen. Ich ging zu meiner Hausärztin und ließ mir eine Überweisung zu einem Psychiater geben- da ich es diesmal verarbeiten wollte, was in mir falsch gepolt ist. Ich wollte es MIT meinem neuen Partner und dieses Problem ein für alle mal aus der Welt schaffen.
Meine Hausärztin gab mir Opipramol mit, davon sollte ich morgens und abends 50mg nehmen. Das Zeug warf mich total aus der Bahn. Davon erzählte ich auch dem kühlen und einfallslosen, monotonen Psychiater.. er gab mir eine Liste von kassenzugelassenen Therapeuten und eine niedrigere Dosierung von Opipramol mit, damit ich davon dann nun 25mg morgens und abends nehmen sollte. Das tat ich.. 3 Tage lang. Ich war so dermaßen gedeckelt, so teilnahmslos und mühte mich morgens nur (ohne zu Duschen und ohne Zähne zu Putzen) aus dem Bett auf die Couch, wo ich des Tages verschlief und Abends wieder zurück. Meine Mutter hatte richtig Angst um mich.. sie sagte, das sei nicht mehr ich, nur noch mein Körper.. eine leere Hülle.
Ich setzte das Zeug nach 3 Tagen ab. War zwar immer noch panisch, aber zumindest konnte ich halbwegs klar denken. Ein Therapieplatz war jedoch noch nicht in Aussicht.
Kurz nach meinem Geburtstag im Oktober trennte mein Partner sich von mir. Es war zuviel für ihn, was ich absolut nachvollziehen konnte. Trotzdem war ich nicht weniger traurig darüber.
Im November begann ich dann endlich eine kognitive Verhaltenstherapie. Allerdings redete ich mehr mit dem Therapeuten als irgendwelche Verhaltensweisen zu ändern. Mir war auch mehr danach, mich mitzuteilen und v.a. wollte ich wissen, was denn in mir falsch gepolt war.
Leider schwankten seine Prognosen immer wieder.. Erst hatte ich eine klassische Panikstörung, dann selbige mit einer Agoraphobie, dann eine PTSD (Posttraumatische Belastungsstörung) .. dann eine generalisierte Angststörung. Das alles machte mich nur noch unsicherer und ich brauchte jemanden, der mich an die Hand nimmt und mir sagt, was los ist.. der mir sagt, wie ich das wieder weg kriege.
Zwischenzeitlich setzte dann noch eine mittelschwere Depression ein, die ca. 3 Monate anhielt und mich noch mehr runterzog.. mir Zwangsgedanken wie ich könnte jetzt einfach das Lenkrad rumreißen! einhandelte etc.pp.
Leider und sehr zum Nachteil meiner Genesung fing ich (wobei man das so eigentlich gar nicht sagen kann, im Nachhinein weiß es, es war Manipulation) etwas mit meinem Therapeuten an. Wir kamen uns durchs Spazierengehen und später (durch seinen Vorschlag) durchs gemeinsame Joggen näher.. er wusste genau, was ich wann brauchte, welche Worte ich hören wollte, wann er mich in den Arm nehmen oder mir eine Aufmunterungs-SMS schicken musste.
Klar: er kannte mich in und auswendig, all meine geheimsten und kranken Gedanken habe ich ihm erzählt daraus kann sich so ein psycho-studierter natürlich den perfekten Verhaltensplan zurecht schmücken und kenn all meine Knöpfe, die er nur zur richtigen Zeit drücken musste.
Ich war nicht verliebt in ihn, nein. Ich war einfach nur einsam.. liebe- und zuwendungsbedürftig.. ich brauchte Nähe, körperliche und geistige. Ich wollte, dass mir jemand seine Aufmerksamkeit schenkt, mir zuhört.. mir genau sagt, was ich brauchte und auch noch verstand, wovon er sprach.
Genau das gab er mir. Ich habe mich am Anfang noch sehr dagegen gewehrt und habe sogar DESHALB Panikattacken bekommen: allein wegen der möglichen Realität, wir könnten ja etwas miteinander anfangen. Er sagte mir irgendwann, ihm sei auch nicht wohl dabei, er würde ja auch viel riskieren (zulassung, etc.) aber er hätte sich nun mal in mich verliebt und ich solle ihm doch deshalb keinen Vorwurf machen. Hinterher würde ich feststellen, dass all das genau richtig war.
Also ließ ich mich darauf ein und ja, es war gut. Es tat unheimlich gut.. ich war plötzlich total fröhlich, wieder jemanden an meiner Seite zu haben. Jemand, zu dem ich fast schon aufsehen konnte. Jemand, der mich verstand. Jemand, bei dem ich mich nicht verstellen musste, sondern der mich genau so mochte, wie ich bin oder gerade WEIL ich so bin, wie ich bin.
Dummerweise jetzt muss ich die schöne Luftblase zerpieksen ging er mir nach 3 Wochen fremd.
Und ich Depp schrieb ihm sogar noch n Entlastungsschreiben, weil er ja nie etwas gegen meinen Willen getan hätte. Weil ich es sogar für meine Genesung als förderlich empfand diese Beziehung.
Sein Anwalt (zu dem war er gegangen, nachdem ich ihm angedroht hatte, ich würde ihm die Bude einrennen, was ich jedoch nie getan hätte. Bellende Hunde beißen bekanntlich erst, wenn man sie in die Ecke drängt).. hatte gerade mal ein müdes Lächeln für den Schrieb übrig und sagte ihm selbstanzeige wäre quatsch und letzte Instanz. Sie müssen jetzt ne Strafe zahlen, die Psychotherapeutenkammer haut ihnen mal auf die Finger und sagt tu das ja nie nie wieder und dann ist die Sache geritzt. Es sei denn, SIE zeigt sie an. Das sagte er mir dann auch so ich muss mich eben auf deine Gnade verlassen.
Meine Gnade? heute weiß ich, dass ein ich verlass mich auf sie/dich ein sehr wichtiger und psychisch greifender Satz ist.
Natürlich habe ich ihn nicht angezeigt. Ich hatte schon Stress genug und wollte einfach nur noch raus da. Obwohl es mich schon sehr verletzt hat, dass er mich fortan ignorierte (er musste angeblich jeglichen Kontakt zu mir abbrechen).
Wie dem auch sei..
Heute bin ich halbwegs stabil. Ich habe phasenweise wieder depressive Episoden mit Zwangsgedanken und Agoraphobie. Aber keine konkreten Panikattacken mehr. Die Therapie ist seit Juni beendet. Ich bemühe mich jedoch um einen Platz bei einer Tiefenpsychologin. Da habe ich im Oktober meinen ersten Vorstellungstermin und hoffe, dass sie mir helfen kann. Medikamente möchte ich keine mehr nehmen. Nie wieder. Lediglich Johanniskraut 900mg.
Von meinem Ex-Partner P komme ich dennoch nicht los. Wir beide haben scheinbar wenn ich der Aussage meine Hellseherin (ja, ich bin spirituell) und meinen eigenen Emotionen Glauben schenken darf eine karmische Verbindung und können gar nicht voneinander los kommen.
Ihm geht es genau so. Ständig denkt er an mich.. immer wieder sendet er (verbale und auch übernatürliche) Signale, dass er mich noch will, aber Angst davor hat. Er sagt selbst, ihm ist noch nie eine Frau begegnet, die in so kurzer Zeit so nah an ihn rangekommen ist. Die soviel in Bewegung gesetzt hat an Emotionen und Gedanken. Dass wir gut zueinander passen und doch nicht miteinander können.
Ich habe ihm gesagt, dass ich noch nicht soweit bin. Aber wenn ich Hoch-Phasen habe (also solche, in denen ich glaube es ist vorbei was sich später als falsch herausstellt, sobald das nächste Tief kommt).. sehen ich mich unendlich nach ihm.
So.. das wärs. Wer kennt das Gefühl noch?
Danke für eure Geduld.. das waren jetzt 4 DIN A4 Seiten in 12 Punkt. // Steffi.