Erst mal nicht verzweifeln. So wie dir geht es extrem vielen anderen jungen Frauen auch. In gewisser Weise ist es in unseren Breiten heutzutage "normal". Es bedeutet keineswegs, dass du "gestört" bist oder verrückt wirst. Die gute Nachricht ist, dass Angststörungen sehr leicht behandelbar sind, auch OHNE Medikamente. Lass dir nicht einreden, dass du unbedingt Medikamente brauchst, denn gerade Panikattacken kann man wunderbar in einer Gesprächstherapie behandeln.
Bei mir hat das Ganze vor gut zehn Jahren begonnen. Ich war gerade volljährig, da bekam ich aus dem Nichts keine Luft mehr und habe voller Panik die Rettung angerufen. Im Endeffekt war alles in Ordnung, ich hatte eine klassische Panikattacke. Danach hatte ich etliche weitere Attacken, es zog sich über Jahre hinweg und hatte in meinem 21./22. Lebensjahr einen absoluten Höhepunkt, als ich nicht mehr außer Haus gehen konnte, mit Todesangst aufgewacht und wieder eingeschlafen bin. Inzwischen habe ich viel ausprobiert, sowohl auf eigene Faust, als auch mit Therapeuten, Ärzten und auch Esoterisches (Beten, Engel, blah). Jedem hilft etwas anderes besser.
Panikattacken sind rein psychisch bedingt und absolut nicht gefährlich. Du kannst während einer solchen Attacke weder ersticken noch tot umfallen. Auch kann dein Herz nicht stehen bleiben, da kann deine Panik noch so groß sein. Dessen musst du dir im Klaren sein. Logisch denken hilft zwar im Moment der Attacke nicht viel, aber ich denke, das Bewusstsein, dass du nie wirklich in Gefahr bist, kann dir in Zukunft bei der Bewältigung helfen.
Was du auf jeden Fall tun solltest: Zum Psychologen gehen. Und zwar besser jetzt als später. Je länger du nichts tust, desto mehr wird sich das steigern und desto schwieriger wird es, dagegen anzukommen. Dennoch sind und bleiben Angststörungen die gut behandelbaren psychischen Probleme, also kannst du ruhig optimistisch sein. Alleine die regelmäßigen Gespräche mit einem netten Psychologen wirken Wunder. Einfach, weil man sich aussprechen kann. Es kann sein, dass dir dein erster Psychologe nicht zusagt. Dass ihr einfach nicht gut miteinander könnt. Dann such dir einen anderen. Es muss die Chemie stimmen, man muss sich verstehen, sonst kannst du dich nicht richtig auf die Therapie einlassen. Man spricht allgemein mal über das Leben, wer man ist, wie man aufgewachsen ist, was man so macht, was so passiert. So lernt dich der Therapeut kennen. Irgendwann gehen die Gespräche tiefer. Bei aktuellen Problemen wird auf diese eingegangen. Der Therapeut erkennt schnell Muster in deinem Denken und deinen Handlungen. Er hilft dir, deine Gedanken besser zu ordnen, falsche Gedankengänge zu ändern, auch wird er dir viele praktische Übungen für zuhause mitgeben. Du wirst verschiedene Verhaltensweisen in bestimmten Situationen austesten, beim nächsten Termin redet ihr darüber. Das kann riesigen Spaß machen und man lernt sich selbst so gut kennen. Man freut sich über die Erfolge und blickt positiver in die Zukunft.
Bei mir waren Panikattacken immer mit Atemot verbunden. Ich habe immer ein Problem mit meinem Hals, d.h. mit Atmen, Schlucken. Für mich ist es das Schlimmste, Ersticken oder Ertrinken zu müssen. Und gerade deswegen bilde ich mir dann gerne ein, dass mein Hals anschwillt, ich nicht mal trinken kann, dass mein Kehldeckel nicht aufgeht und ich keine Luft bekomme, blah. Ich rede mir dann die unmöglichsten Szenarien ein. Auch bilde ich mir gerne allergische Überreaktionen ein inklusive Atemnot und Herzrasen. Gemeinsam ist allen Attacken, dass man über kurz oder lang hyperventiliert und das steigert das Panikgefühl nur noch mehr. Hyperventilieren bedeutet, dass man zu viel einatmet, aber zu wenig wieder ausatmet. So kommt es zu einem unnormalen Verhältnis der Gase in der Lunge, was für den Körper ungefährlich ist (man bekommt immer genug Sauerstoff), aber man hat das Gefühl, keine Luft zu haben, weil neben dem ausreichenden Sauerstoff so viel Kohlendioxid in der Lunge ist, dass der Körper quasi glaubt, er hätte nur Kohlendioxid und keinen Sauerstoff. Ist einfach ein blöder Selbstbetrug, wie eine Fata Morgana. Das Ganze fühlt sich schrecklich an, ist aber vollkommen ungefährlich.
Was mir während so einer Panikattacke immer gut geholfen hat:
- Singen (man beginnt wieder, normaler zu atmen)
- Weinen (auch da atmet man normaler)
- Sport/körperliche Arbeit (und auch da atmet man normaler)
- Ablenkung (Arbeit, Lernen, dein Baby versorgen usw.)
- meine beiden Katzen
Ich bin inzwischen annähernd angstfrei und das ganz ohne Medikamente. Wenn man die Tendenz zu Ängsten hat, wird man sie zwar nie los, und man wird sicherlich das eine oder andere Mal nervös werden, aber wenn man weiß, wie man damit umzugehen hat, ist das halb so schlimm. :BIEN:
Ich könnte einen 1000 Seiten Roman über das Thema schreiben, weil ich einfach schon so viel mitgemacht habe mit diesen Angststörungen. Wenn du noch Fragen hast oder einfach jmd. zum Reden brauchst, kannst du mir gerne eine Nachricht schreiben, ich kann dir sicher noch viel erzählen und noch viel mehr Tipps geben.
Alles Liebe!