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Forum / Psychologie & Persönlichkeit

Muss ich meine Freundschaft beenden um mich nicht zu verlieren?

Letzte Nachricht: 16. Juli 2021 um 1:09
A
a12345b12345
06.07.21 um 12:30

hallo lieber Leser 


Ich möchte mich kurz vorstellen, bin Ende 20, in einer Lebenspartnerschaft und plane eine Familie zu gründen in den nächsten 2 Jahren. 


Zum eigentlichen Thema: eine Freundin hat vor Monaten ihren Partner (ca 1,5-2 J. Beziehung) durch eine plötzlich auftretende Krankheit verloren, es war schwer, plötzlich und so-etwas wünsche ich keinem.  
Ich und ihre Familie, wie auch Familie des Partners, mehrere Freunde und Bekannte haben sie begleitet und unterstützt, durch bspw Unternehmungen, Gespräche, jeden Tag haben wir alle abwechselnd bei ihr geschlafen, kochen, putzen etc. 


Derzeit arbeitet sie wieder, möchte es aber nicht, sie war ca. drei bis vier Monate im Krankenstand und möchte nur 20-30h arbeiten, verständlich, aber leider nicht immer umsetzbar. 


Ich habe auch private Sorgen und Probleme (wie jeder Mensch denke ich)  und habe vor bald zu heiraten etc. 
Ich schaffe es nicht mehr wo anders zu übernachten, habe Stress mit meinem Studium, Umzug steht bevor, auch möchte ich nach den letzten 3,5 Monaten mal eine möglichst „stressfreie“ Zeit, in der ich mal Zeit für mich habe und auch für meine Partnerschaft und andere Dinge von denen ich auch manchmal Erholung brauche (Haushalt, lernen, Nebenjob, Krankheiten in der Familie, alltagsprobleme etc.).

In letzter Zeit habe ich „nur“ 1 mal pro Woche bei ihr übernachtet, sehe sie aber trotzdem mind. 2-4 mal pro Woche, schreiben und telefonieren tun wir aber täglich. Ich bekomme alles sehr detailliert mit und halte es für eine gute Idee, dass sie sich in stationäre  Behandlung begibt, da ich vieles vernachlässigt habe um Zeit für sie zu finden.. hänge teilweise nur am handy, um ihr eine Unterstützung sein zu können, ich kann langsam nicht mehr und bin überfordert.

Sie hat mir vor ein paar Tagen gesagt, dass sie enttäuscht wäre, da Andere mehr Zeit mit ihr verbringen aber ich als eine der besten Freunde „nur“ 1 mal pro Woche bei ihr übernachte.. ich versuche sie in der Zeit nicht zu verletzen aber ich kann nicht mehr und ich kann nicht beschreiben wie sehr ich es nicht leiden kann woanders als zuhause aufzuwachen, meinen Tagesablauf zu verfolgen und alles unter einen Hut zu bringen (eigene Kontakte, Familie, Familie meines Partners, Hobbys, uni etc etc..). Sie sagt mir dann, dass sie es verstehe und auch gern zuhause neben ihrem Partner aufwachen wollen würde, aber ihrer eben tot sei und das einzige was ich tun könne, bei ihr zu übernachten sei, damit sie sich nicht so alleine fühlt.

Andere Freundinnen und Freunde/Schwester etc. Schlafen auch bei ihr, aber ich bin einer der einzigen, die schon lange in einer Beziehung ist und eben auch eine Heirat plant.. ich brauche meine Routinen, sie tun mir und meiner Psyche gut und seit dem Todesfall meiner Freundin geht es mir schlecht, ich wache mit Nachrichten auf, in denen es drum geht, wie schlecht die Welt ist, wie schrecklich alles ist, dass sie am liebsten vom Bus erfasst werden würde damit alles vorbei ist, ich kann nicht mehr.. ich muss auf mich schauen, da ich vor Jahren schwere Depressionen (mit Selbstverletzendem verhalten und anderen Erschwernissen) hatte und Routinen und Dinge die mir gut tun, das einzige sind, was mich das Leben schön finden lässt..

ich habe das Gefühl, dass ich eine schlechte Freundin bin aber ich kann nicht mehr.. sie sagt dass ihr freund tot ist und wieso ich nicht mal auf meine Bedürfnisse verzichten kann, wenn sie darum bittet.. 
ich weiß nicht mehr was ich machen soll, es geh mir nicht gut, dann fühl ich mich auch noch schlecht weil ich scheinbar nicht „genug“ für sie da bin, ich brauche Zeit für mich und ich möchte endlich nach vorne blicken und auch meine Vergangenheit hinter mir lassen, ich will sie nicht verlassen, aber ich kann mich auch nicht mehr verbiegen.. 
Bitte keine Beleidigungen.. danke für tips!!  
 

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K
kassandra80
06.07.21 um 14:04

Der Verlust eines geliebten Menschen ist sehr schwer und jeder geht anderes damit um und braucht auch unterschiedlich Zeit um das zu verarbeiten. Das ist alles sicher nicht leicht, aber ich finde es nicht fair von anderen zu verlangen ihr Leben dauerhaft zurückzustellen und Dinge einzufordern! So wie es klingt fordert sie von allen um sich herum so einiges - das klingt nicht allein nur nach "Bitten", sondern teils auch um emotionale Erpressung. Und das ist so nicht in Ordnung - auch wenn es ihr verständlicher Weise schlecht geht. 

Du hast selbst eine Vorgeschichte mit Depressionen und bist sicher nicht so belastbar, wie es vielleicht jemand anderes wäre. Es ist ganz wichtig, dass Du Dir Deiner eigenen Grenzen bewusst bist und diese auch aufzeigst. Vor allem bei Deinen Freunden solltest Du das uneingeschränkt tun können! Es ist niemandem geholfen, wenn Du wieder in eine depressive Phase verfällst. Es hilft bestimmt auch temporär, dass Leute bei ihr sind - aber auf Dauer reicht das in punkto Trauerverarbeitung nicht aus und sie muss auch - so schwer es auch sein mag - selbst daran arbeiten und auch mal alleine zurecht zu kommen. So wie es klingt, steckt sie irgendwie fest und verdrängt durch permanente Ablenkung ihre Trauer. 

Ich finde es ganz bemerkenswert, wie sehr ihr Familie und Freunde hier beistehen, aber so wie es klingt ist bereits ein Punkt erreicht, an dem man professionelle Hilfe hinzuziehen sollte. 

Du bist ganz sicher keine schlechte Freundin, wenn Du ihr offen sagst, dass Du es nicht mehr schaffst weiterzumachen. Du hast Deine Grenzen und die darfst Du ganz sicher auch haben - ohne ein schlechtes Gewissen! 

Hast Du denn schon mit anderen Freunden und der Familie gesprochen, die involviert sind? Was sagen denn diese? Wissen sie von Deiner Vorgeschichte? Sehen z.B. die Eltern es ähnlich mit dem stationären Aufenthalt? 

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A
a12345b12345
06.07.21 um 14:58
In Antwort auf kassandra80

Der Verlust eines geliebten Menschen ist sehr schwer und jeder geht anderes damit um und braucht auch unterschiedlich Zeit um das zu verarbeiten. Das ist alles sicher nicht leicht, aber ich finde es nicht fair von anderen zu verlangen ihr Leben dauerhaft zurückzustellen und Dinge einzufordern! So wie es klingt fordert sie von allen um sich herum so einiges - das klingt nicht allein nur nach "Bitten", sondern teils auch um emotionale Erpressung. Und das ist so nicht in Ordnung - auch wenn es ihr verständlicher Weise schlecht geht. 

Du hast selbst eine Vorgeschichte mit Depressionen und bist sicher nicht so belastbar, wie es vielleicht jemand anderes wäre. Es ist ganz wichtig, dass Du Dir Deiner eigenen Grenzen bewusst bist und diese auch aufzeigst. Vor allem bei Deinen Freunden solltest Du das uneingeschränkt tun können! Es ist niemandem geholfen, wenn Du wieder in eine depressive Phase verfällst. Es hilft bestimmt auch temporär, dass Leute bei ihr sind - aber auf Dauer reicht das in punkto Trauerverarbeitung nicht aus und sie muss auch - so schwer es auch sein mag - selbst daran arbeiten und auch mal alleine zurecht zu kommen. So wie es klingt, steckt sie irgendwie fest und verdrängt durch permanente Ablenkung ihre Trauer. 

Ich finde es ganz bemerkenswert, wie sehr ihr Familie und Freunde hier beistehen, aber so wie es klingt ist bereits ein Punkt erreicht, an dem man professionelle Hilfe hinzuziehen sollte. 

Du bist ganz sicher keine schlechte Freundin, wenn Du ihr offen sagst, dass Du es nicht mehr schaffst weiterzumachen. Du hast Deine Grenzen und die darfst Du ganz sicher auch haben - ohne ein schlechtes Gewissen! 

Hast Du denn schon mit anderen Freunden und der Familie gesprochen, die involviert sind? Was sagen denn diese? Wissen sie von Deiner Vorgeschichte? Sehen z.B. die Eltern es ähnlich mit dem stationären Aufenthalt? 

hallo Kassandra danke für deine Antwort! 

Ja, ich dachte auch schon an emotionale Erpressung.. weil ich mich für alles rechtfertigen muss, wenn ich nichts unternehmen kann bzw. bei ihr übernachten kann.

Ich habe schon mehrmals erwähnt, dass es mir selbst nicht so gut geht und ich all meine Aufgaben nicht mehr hinbekomme, daraufhin kommt aber die Antwort, dass ihr Freund ja nie wieder zurückkommen wird und wieso ich das und das nicht einfach hier und dort mache.. dann fühle ich mich schlecht, weil es mir ja nicht so schlecht geht wie ihr.. dennoch fühle ich mich auch, als würde über mich hinweg entschieden werden, als wäre es meine Pflicht sie da durchzubringen.
Meine Partnerschaft leidet auf Dauer darunter, nicht wegen mir oder meines Freundes, sondern einfach, weil ich ihn 2 Tage die Woche (bei Übernachtung) nicht sehen kann und sich meine Aufgaben häufen, Streit kann da leicht aufkommen, wenn man keine Zeit mehr füreinander hat, weil Pflichten oder Erledigungen plötzlich auf andere Tage verschoben werden. Noch vor ein paar Monaten war ich teilweise vier Nächte/Tage die Woche weg, war abends auch weg, wollte sie immer unterstüzen. Das bereue ich auch nicht, aber vier Monate sind eine lange Zeit, wenn man andere Beziehungen und Interessen oder die eigene Familie vernachlässigt. 

Nur mit einer Freundin habe ich mich unterhalten, die das gleich sieht wie ich und auch mit ihren Kräften am Ende ist. Andere Freunde glaube ich bekommen das besser hin, die haben eben auch noch ein Studentenleben, ohne Partner oder arbeiten nur Teilzeit, da hat man natürlich auch etwas mehr Kapazität.. 

Sie schläft aber nie außerhalb, nur bei ihr zuhause, weil sie sich dort sicherer fühlt und auch mit ihrem Freund verbunden. Wir haben schon mehrmals gesagt, ob es nicht möglich wäre zeitweise zu ihrer Mutter zu ziehen, die Mutter würde das auch befürworten, aber sie möchte nur, dass ihre Freunde bei ihr zuhause im Bett schlafen. Ich schlafe dort schlecht und komme erschöpft nach Hause, komme nicht zu meinen Aufgaben und Pflichten und das schlimmste an der Situation ist, dass ich mich schuldig fühlen kann, da sie sagt es verletzt sie so sehr, dass ich meine Bedrüfnisse und "Alltagsprobleme" nicht wenigstens 2 Mal in der Woche zurückschrauben könne..wenn das zusammen übernachten doch das einzige sei das ihr hilft.. Das tue ich aber seit knapp vier Monaten schon (inkl. täglicher Kontakt und mehrmals in der Woche Treffen).

Ich mache mir Sorgen um sie, ich bekomme jeden Tag höchstdepressive Nachrichten und habe das Gefühl ich kann keinen schlechten Tag haben, da meiner nie so schlecht sein kann wie ihrer. 

Es staut sich in mir viel an, aber ich habe das Gefühl sie mit Seidenhandschuhen anfassen zu müssen und egal wieviel ich mache, oder was ich sage, es ist falsche oder es reicht ihr einfach nicht.
 

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kassandra80
06.07.21 um 16:09
In Antwort auf a12345b12345

hallo Kassandra danke für deine Antwort! 

Ja, ich dachte auch schon an emotionale Erpressung.. weil ich mich für alles rechtfertigen muss, wenn ich nichts unternehmen kann bzw. bei ihr übernachten kann.

Ich habe schon mehrmals erwähnt, dass es mir selbst nicht so gut geht und ich all meine Aufgaben nicht mehr hinbekomme, daraufhin kommt aber die Antwort, dass ihr Freund ja nie wieder zurückkommen wird und wieso ich das und das nicht einfach hier und dort mache.. dann fühle ich mich schlecht, weil es mir ja nicht so schlecht geht wie ihr.. dennoch fühle ich mich auch, als würde über mich hinweg entschieden werden, als wäre es meine Pflicht sie da durchzubringen.
Meine Partnerschaft leidet auf Dauer darunter, nicht wegen mir oder meines Freundes, sondern einfach, weil ich ihn 2 Tage die Woche (bei Übernachtung) nicht sehen kann und sich meine Aufgaben häufen, Streit kann da leicht aufkommen, wenn man keine Zeit mehr füreinander hat, weil Pflichten oder Erledigungen plötzlich auf andere Tage verschoben werden. Noch vor ein paar Monaten war ich teilweise vier Nächte/Tage die Woche weg, war abends auch weg, wollte sie immer unterstüzen. Das bereue ich auch nicht, aber vier Monate sind eine lange Zeit, wenn man andere Beziehungen und Interessen oder die eigene Familie vernachlässigt. 

Nur mit einer Freundin habe ich mich unterhalten, die das gleich sieht wie ich und auch mit ihren Kräften am Ende ist. Andere Freunde glaube ich bekommen das besser hin, die haben eben auch noch ein Studentenleben, ohne Partner oder arbeiten nur Teilzeit, da hat man natürlich auch etwas mehr Kapazität.. 

Sie schläft aber nie außerhalb, nur bei ihr zuhause, weil sie sich dort sicherer fühlt und auch mit ihrem Freund verbunden. Wir haben schon mehrmals gesagt, ob es nicht möglich wäre zeitweise zu ihrer Mutter zu ziehen, die Mutter würde das auch befürworten, aber sie möchte nur, dass ihre Freunde bei ihr zuhause im Bett schlafen. Ich schlafe dort schlecht und komme erschöpft nach Hause, komme nicht zu meinen Aufgaben und Pflichten und das schlimmste an der Situation ist, dass ich mich schuldig fühlen kann, da sie sagt es verletzt sie so sehr, dass ich meine Bedrüfnisse und "Alltagsprobleme" nicht wenigstens 2 Mal in der Woche zurückschrauben könne..wenn das zusammen übernachten doch das einzige sei das ihr hilft.. Das tue ich aber seit knapp vier Monaten schon (inkl. täglicher Kontakt und mehrmals in der Woche Treffen).

Ich mache mir Sorgen um sie, ich bekomme jeden Tag höchstdepressive Nachrichten und habe das Gefühl ich kann keinen schlechten Tag haben, da meiner nie so schlecht sein kann wie ihrer. 

Es staut sich in mir viel an, aber ich habe das Gefühl sie mit Seidenhandschuhen anfassen zu müssen und egal wieviel ich mache, oder was ich sage, es ist falsche oder es reicht ihr einfach nicht.
 

Es ist von Deiner Freundin nicht fair das eigene Leid mit dem von anderen aufzuwiegen. Es ist nicht richtig, Dir ein schlechtes Gewissen zu machen. Selbstverständlich geht es ihr schlecht und für sie scheint es so auszusehen, dass niemand soviel leidet wie sie. Aber das ist ihr eigenes Empfinden und darf sicherlich nicht dazu dienen, anderen ihre Bedürfnisse aufzudrücken - ohne Rücksicht auf irgendwen. Sie selbst ist letztlich dafür verantwortlich, dass es ihr besser geht! 

Im Moment sieht es wirklich so aus, als ob sie es nicht allein schaffen kann. Aber wie schon geschrieben sollte das in professionelle Hände gelegt werden. Ihr könnt dafür nicht hauptverantwortlich gemacht werden! 

Mein Rat an Dich lautet mit den anderen Personen die involviert sind zu sprechen und ihnen zu sagen, dass es Dir zuviel ist und zu fragen, was ihre Meinung dazu ist. Du selbst kannst das alles nicht mehr leisten, was von Dir erwartet wird und handelst gegen Dein psychisches Wohl - aber wichtig zu wissen ist auch wie es anderen dabei geht. Ich kann mir vorstellen, dass in so einem Gespräch herauskommt, dass es anderen auch zu viel wird und jeder zwar helfen will, aber das erträgliche Mass schon längst überschritten ist. Eure Freundin braucht Hilfe! Und ihr könnt ihr nicht dauerhaft helfen - wenn dann nur vorübergehend. Und scheinbar auch nicht in dem Mass das nötig ist, dass sie wieder ihr eigenes, selbständiges Leben führen kann. 

Das was ihr im Moment tut ist nicht "das einzige was ihr hilft", sondern das einzige, was sie sich im Moment vorstellen kann. Andere Wege müssten ihr erst aufgezeigt werden können. Ich kann mir vorstellen, dass im Moment alle vor ihr wie auf Eierschalen laufen und keiner sich traut ihr zu widersprechen, weil man ihr nicht noch mehr weh tun möchte und auch nicht schlecht dastehen will. Aber im Grunde verzögert man dadurch nur eine echte Lösung. Von allein wird es sich wahrscheinlich nicht regeln. 

Selbstverständlich muss sie professionelle Hilfe auch annehmen wollen - aber es muss mit ihr darüber gesprochen werden, wie ihr euch fühlt. Am hilfreichsten wäre es vermutlich, wenn alle am gleichen Strang ziehen und ihr zwar eure liebevolle Besorgnis, aber auch euer eigenes Unwohlsein mitteilen könntet. 

Ich weiss, dass das alles leichter gesagt als getan ist und wünsche Dir ganz viel Kraft dabei. Das ist sicher nicht einfach umzusetzen. Aber für Dich ist es sicherlich am Wichtigsten, dass Du auf Dich selbst achtest. Wenn Du am Ende die Leidtragende bist, dann ist niemandem geholfen. 

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quellbrunn
quellbrunn
08.07.21 um 14:43

Hey du,

mein Vorschlag wäre: Schreibe ihr einen Brief, indem du ihr ganz sachlich und ruhig erklärst, was Sache ist. Den Kontakt ganz abbrechen würde ich deshalb nicht gleich.

Du bist nicht dazu verpflichtet bei ihr zu übernachten, genausowenig wie irgendjemand anders. Du bist nicht ihre Therapeutin und es ist, ganz egal, was ihr passiert ist, einfach nur unfair, dir deshalb Schuldgefühle einzureden. Das ist, so traurig ihr Schicksal auch ist, Manipulation - die muss auch nicht mal bewusst geschehen, aber Menschen die hilflos, allein und verzweifelt sind, neigen nunmal leider dazu. 
WIe du ja auch schon richtig erkannt hast, sollte sie UNBEDINGT stationär gehen für mehrere Monate, damit sie diese Last nicht ungefiltert auf euch ablässt. Und danach eine Therapie zur Trauerbewältigung machen.

Wenn du ihr einen Brief schreibst, darfst du keine Rücksicht auf ihre Gefühle nehmen, auch wenn es schwer ist, denn DU bist auch wichtig. Nur weil sie eine enge Freundin ist, bist du nicht verpflichtet, dich selbst komplett aufzugeben.
Sag ihr, dass du immer für sie da bist, aber dass du nicht länger bereit bist, die Aufgabe eines Therapeuten für sie zu übernehmen, da du auch noch ein eigenes Leben hast. Sag ihr, dass du keine Selbstmord- und Selbstverletzungs"drohungen" mehr hören willst, da du ansonsten den Notarzt verständigen wirst, weil du dir sonst zu große Sorgen machst (glaub mir, das wirkt oft Wunder).

Ich wünsche euch wirklich sehr, dass ihr da eine Lösung findet. Man kann sich ja auch abgrenzen ohne gleich komplett den Kontakt abzubrechen.

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B
bblubb456
16.07.21 um 1:09

So wie du schreibst flieht sie vor ihrem eigenen Leben und lädt ihre Probleme auf dich ab. Das führt auf Dauer leider zu keiner Lösung... du kannst anderen Menschen niemals ihre Probleme abnehmen und sie für sie lösen. Im Gegenteil: Du wirst dadurch um so mehr mit deiner eigenen Handlungsunfähigkeit konfrontiert und mit der Zeit gehen die Gefühle der anderen Person auf dich über (dadurch entsteht letztendlich das Gefühl von "Nähe". Du spürst ja bereits, wie sehr du in ihre Negativität hineingezogen wirst.

Für deine Freundin wäre es wichtig, zu lernen, sich ihrem Leben und ihrer Erfahrung zu stellen. Selbst Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen anstatt sich durch Kontakte zu "betäuben", so dass sie dem Schmerz entfliehen kann. Denn dadurch lädt sie ihre Sorgen nur auf andere Menschen ab, ohne dass sie jemals gelöst oder überwunden werden könnten...

So wie es für deine Freundin wichtig wäre, Egenverantwortung zu übernehmen, ist es auch für dich wichtig: Verantwortung für deine eigene Gesundheit. Verantwortung für die Familie, die du zu gründen planst - auch wenn du damit vielleicht deine Freundin mit ihrem Trauma konfrontierst. Aber es ist doch auch keine Lösung, dich für sie aufzuopfern, bis du kaputt und beziehungsunfähig bist - das würdest du doch sicher auch von keiner Freundin wollen, wenn es dir schlecht gehen würde.

Was ich dir raten kann ist, mal darüber zu meditieren, was in eurer Freundschaft auf Abhängigkeiten basiert. Vielleicht auch gegenseitige Abhängigkeiten. Und dich aus diesen Abhängigkeiten zu befreien. Dafür musst du nicht zwangsläufig den Kontakt zu ihr abbrechen oder ihr die "Freundschaft" kündigen - aber eben lernen, klare Grenzen zu setzen und auch durchzusetzen, um dich selbst schützen zu können. Und wenn sich deine Freundin durch diese Grenze verletzt fühlt, dann achte sie in ihrer Verletzung und Verzweiflung. Lerne, emotionale Trennlinien zu ziehen zwischen Themen, die zu deiner Freundin und anderen Menschen gehören, und Themen, die zu dir gehören. So gehört die Trennung und die Einsamkeit vermutlich zu deiner Freundin. Und dein eigenes Thema könnte der Schmerz darüber sein, deiner Freundin nicht beistehen zu können, ihren Schmerz nicht an der Wurzel lindern zu können, ihr höchstens ein kurzzeitiges "Trostpflaster" geben zu können, von dem nach kurzer Zeit nichts mehr übrig ist, dich aber selbst nach und nach zugrunde richtet. Traurer für dich selbst darum, dass du deiner Freundin obwohl sie dir so viel bedeutet nicht helfen kannst. Dann fällt es dir vielleicht etwas leichter, sie loszulassen und mit ihrem Schicksal zu achen. Und sie trotzdem noch gern zu haben und ihr alles Gute zu wünschen.

Mit ähnliche Situationen werden wir im Leben immer wieder konfrontiert, im Großen und Kleinen. Es ist immer hilfreich, sich der eigenen Verantwortung und der des anderen bewusst zu sein und dadurch zu lernen, emotionale Vertrickungen auflösen zu können. So kann man selbst mit der Zeit ein befreiteres Leben führen... und durch die Ausgeglichenheit nicht zuletzt auch den eigenen Kindern später mehr Aufmerksamkeit und Nähe schenken.

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