Forum / Psychologie & Persönlichkeit
Möchte endlich gesund werden, schaffe es aber nicht? (eventuell TW)
Hey
Bevor jemand weiterliest, möchte ich für dieses Thema eine kleine Triggerwarnung aussprechen. Ich werde nirgends ins Detail gehen, aber ich möchte auch nicht dafür sorgen, dass es jemand anderem schlecht geht.
Seit knapp 10 Jahren leide ich an Depressionen und Borderline (ab und zu kommt auch die Essstörung zum Vorschein, aber die ist nicht mein Hauptproblem). Phasenweise kriege ich beides gut in den Griff (war auch schon öfters in stationärer Behandlung und bin derzeit auch noch in ambulanter Therapie, ich lasse mir helfen und will das auch wirklich!)
Gerade in den Wintermonaten wird es bei mir (wie bei vielen, denke ich) immer sehr schwierig damit umzugehen, aber eigentlich fange ich mich mittlerweile in den Frühlingsmonaten relativ schnell wieder. Ich weiß, wo meine Probleme liegen (negativer Gedankenautomatismus, Provokation, etc.), habe auch die nötigen Skills an die Hand bekommen. Aber wenn es kritisch wird (so wie jetzt), dann scheitert es bei mir meist an der Umsetzung und ich lebe 80% des Tages in meinem eigenen Tunnelblick. (Vorzugsweise nenne ich es, die schwarze Seifenblase)
So ist es gerade wieder. Ich kann mich eigentlich nicht beklagen, ich habe wirklich im Großen und Ganzen ein supertolles Leben, vielleicht sogar etwas privilegiert. Ich gehe wochenends arbeiten, unter der Woche nehme ich meine Ausbildung wahr, wir haben ein eigenes Haus, ich habe ein Auto, und so weiter und sofort. Materiell betrachtet bin ich auch auf zwei Beinen, kurzum gesagt. (Ich komme später noch einmal darauf zurück, warum ich das jetzt geschrieben habe)
Aber mein Kopf macht mir wieder zu schaffen. Ich weiß, dass ich sicherlich nicht die Einzige bin, ich will mich auch nicht hier in den Mittelpunkt stellen und nach eurer Aufmerksamkeit lechzen. Aber ich schätze, dass es vielen einfach genauso geht und mir ist der Erfahrungsaustausch hier wirklich wichtig.
Den ersten Lockdown über habe ich Abwechslung gefunden, in dem ich jeden Tag arbeiten gegangen bin (habe damals ein FSJ in einem Seniorenzentrum gemacht und habe nicht die Zeit gehabt, mich mit meiner Psyche auseinander zu setzen, weil ich wusste, dass ich gebraucht werde). Jetzt bin ich seit September 2020 in meiner Ausbildung und kriege eben alles komplett (mit meinen ganzen Sinnen, sage ich jetzt mal) mit. Und das zerrt ziemlich an meinen Nerven. Meine Ausbildung hat mir bisher ungemein Spaß gemacht, weil sie einfach alles beinhaltet, was meine Interessen abdeckt (medizinisch, psychologisch, handwerklich, kreativ = Ausbildung zur Ergotherapeutin)
Eventuell TW (wer ebenfalls Schwierigkeiten damit hat, den Tod eines Haustieres zu verkraften):
Aber Ende letzten Jahres mussten wir dann auch in den Onlineunterricht. Um die Weihnachtszeit herum, ist dann mit 14 Jahren auch noch mein Hund gestorben, der für mich eigentlich ein sehr gutes Ventil gewesen ist, wenigstens in den Ferien und vor dem Onlineunterricht etwas Abwechslung in meinen Alltag einzubauen. Zwei Monate später (Februar 2021) musste ich dann auch noch dabei zusehen, wie mein eines Meerschweinchen qualvoll erstickt ist. (es war halb vier morgens, zum nächsten Tiernotdienst hätten wir es ohnehin nicht mehr geschafft, um sie zu erlösen). Ich konnte mich also nicht wirklich mit der Schule befassen oder mich dadurch ablenken, dass ich wenigstens tagsüber andere Menschen "Face - to - Face" (wenn auch mit Maske) sehe oder in meinem Wohnheim lebe (Ausbildung ist in einer anderen Stadt, aber wir hatten auch allgemeines Campusverbot)
TW Ende.
Ab da war es erst einmal eine kleine Tiefphase. Ich habe mich permanent mit meiner besten Freundin über Nichtigkeiten gestritten (wir haben uns aber immer wieder ausgesprochen und auch wieder vertragen, trotzdem ungemein lästig, weil ich in jedem Kinkerlitzen eine indirekte Beleidigung gegen mich selbst gesehen habe - was total unbegründet, kindisch und lächerlich war) und auch daheim war die Situation sichtlich angespannt. Der Onlineunterricht hat dadurch seinen Rest gegeben, dass ich entweder gerade bei wichtigen Stellen Internetschwierigkeiten hatte, oder die Klasse durch die permanente Anspannung sich nur noch mehr geteilt hat (man merkt es jetzt noch, hierarchisch kann man dazu auch schon sagen).
Zwischendurch ging es dann wieder, habe mich mit meiner Therapeutin online getroffen und danach ging es mir auch wieder gut (wir sind auch im ständigen Austausch miteinander).
Jetzt geht es wieder überhaupt nicht, um ehrlich zu sein. Gerade letzte Woche ist es daheim ziemlich eskaliert, weil wir einen neuen Hund haben, der ziemlich viel Aufmerksamkeit (verständlicher Weise) auf sich zieht und von uns abverlangt (gleich vorneweg, falls das nicht so herüber kommen sollte: Der Hund ist von uns ALLEN gewollt, gewünscht und wir lieben sie). Es war von vornherein abgesprochen, dass ich mich etwas aus Erziehungsmaßnahmen herausnehme, da ich eigentlich unter der Woche ja nicht bei mir daheim lebe, sondern nur Freitagabends wieder komme und Sonntagabends wieder zurückfahre. Von daher habe ich mich auch erst einmal nicht so intensiv darüber informiert, bezüglich dem Hund. Ich versuche mich kurzfassen.
Dadurch, dass ich dann wieder wechselhaft Online - und Präsenzunterricht hatte, ist meine Anspannung sichtlich gestiegen. Und das wirkt sich dann auch auf den Hund aus. Es ist dann auf Bezug auf Hund letzte Woche daheim eskaliert. Ich hatte online eine wichtige Prüfung und sollte gleichzeitig den Hund im Auge behalten. Eigentlich bin ich selbst Schuld, ich habe meiner Mama angeboten, dass sie auf Arbeit fahren kann, weil ... ich naiver Weise dachte, Hund bleibt ruhig. Das Ende vom Lied war, nein, Hund war aufgedreht, hat die ganze Zeit gebellt. 30 von den 90 Minuten Schreibzeit habe ich damit verbracht, versucht, den Hund unter Kontrolle zu bringen (ja, ich gebe zu, ich war extrem überfordert und mein Anspannungslevel ist ziemlich gestiegen) Dementsprechend hat mir die Zeit für die Hälfte der Aufgaben gefehlt.
Dadurch, dass ich fast schon krankhaft ehrgeizig bin und nicht einmal mit einer 2 zufrieden bin (liegt zum Teil auch an der Erziehung meines Vaters, aber mittlerweile nur noch an mir), habe ich danach extrem geheult und war fertig mit der Welt. Meine Mama hatte ein schlechtes Gewissen. Und das Thema meiner verhauenen Klausur hat uns dann wirklich das ganze Wochenende über verfolgt. Meine kleine Schwester schreibt gerade nämlich auch noch Abitur und da hat sie verständlicher Weise auch nicht immer die Zeit, für den Hund da zu sein. Allerdings habe ich dann meiner Mam und meiner kleinen Schwester vorgeworfen, dass sie meine Ausbildung als nicht so wichtig anerkennen, weil sie hätten ja auch da sein können (habt ihr den Fehler gefunden? Ja, ich im Nachhinein auch)
Es ist so eskaliert, dass wir uns nur noch angeschrien haben und ich irgendwann eine Aussage getätigt habe, die alles andere als in Ordnung war. Es waren in dem Moment meine Gedanken und es hat mir unglaublich zu schaffen gemacht, aber richtig war es dennoch nicht.
Jetzt wieder TW:
2017 wäre mir einer meiner mehrmaligen Suizidversuche fast geglückt, hätte meine Mama mich nicht ins Krankenhaus gefahren. Ich mache es ihr in solchen Anspannungsverhältnissen zum Vorwurf, warum sie mich nicht einfach hat gehen lassen.
TW Ende.
Wir haben uns wieder vertragen und ausgesprochen danach. Aber die Spuren sind trotzdem geblieben. Meine kleine Schwester hat (berechtigter Weise) ebenfalls die Aussage getätigt, dass es sie verletzt und sie es nicht mehr aushält, weil ich seit 10 Jahren schon diese Aufmerksamkeit bekomme und sie in den wichtigsten Entwicklungsphasen sich sehr allein gelassen gefühlt hat. (Ich wünsche mir wirklich sehr oft, dass ich das rückgängig machen könnte, weil ich das niemals so wollte)
Ein weiterer Höhepunkt war, dass eine Lehrerin von mir (ich weiß, dass sie selbst im Moment extrem gestresst ist, durch den permanenten Wechsel von Online und Präsenz und da sie auch sich um ihre Kinder kümmern muss) am Dienstag diese Woche die Aussage getätigt hatte (wir hatten es davon, was wir davon halten, dass wir eine Sondergenehmigung erhalten haben, dass wir an manchen Tagen in den Präsenz dürfen), dass ich einfach nur ein Luxusproblem hätte und es anderen Menschen schlechter ginge als mir. Auf diese Aussage hin musste ich erst einmal heulen. Aber hatte gleichzeitig auch ein schlechtes Gewissen, da ich weiß, dass diese Lehrerin eigentlich recht hat.
Nach dem langen Gelaber (entschuldigt bitte dafür, aber vielleicht kann man es so etwas besser verstehen) ...
Ich möchte ENDLICH mal normal sein. Bzw. gesund. Ich bin immer wieder richtig enttäuscht von mir selbst, wenn ich solche Rückfälle habe und mir selbst solche Steine in den Weg lege (gerade, wenn ich "mich davon erholen" möchte). Ich habe so viele Ziele, Wünsche und Träume, die ich in dieser Phase jetzt schon wieder einfach wegwerfen möchte. Gleichzeitig aber auch irgendwie nicht.
Mir geht es ja nicht durchgängig schlecht. Und wie gesagt, das Wissen ist da, die Umsetzung ... scheitert eben auch an mir. Ich habe so viele Anhaltspunkte, die einfach dafür sprechen, dass ich auf dem Weg der Genesung wäre, aber ich kriege es im Moment einfach nicht hin.
Habt ihr vielleicht Tipps, was ich auch außerhalb der Therapie noch machen könnte? Oder wie ich vielleicht gezielter an mir arbeiten könnte (wenn ihr Erfahrungen damit habt)? Was hat euch bei der Umsetzung von Skills geholfen oder so?
Entschuldigt diese lange Nachricht. Und für das ganze Gejammer.
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wichtigster Punkt für Hunde: Deine Stimmung überträgt sich wahnsinnig stark auf Deinen Hund bzw. wirkt sich auf sie aus. Bist Du unsicher, wird Dein Hund a) in den Beschützermodus gehen und Dich -koste es, was es wolle - vor den Gefahren schützen wollen - ob welche da sind oder nicht!
Bist Du angespannt, wird Dein Hund nie ruhig einfach chillen und abhängen. Ergo: Hund zur Prüfung ist eine miese Idee. Selbst beim ausgeglichensten Hund der Welt nicht.
Grundsätzlich: ich denke, ich erzähle Dir nichts neues, aber Skills sind ja nicht nur für den Notfall, wenn Du schon auf Stufe 8 oder 9 von 10 bist - die sind auch da, um generell Deine Akkus wieder aufzuladen und die Grundanspannung im Rahmen zu halten. Die letzten beiden Punkte vergißt man gern, ich weiß, aber das rächt sich zuverlässig und bitter. Das was Du schreibst, klingt für mich, als würde es genau in diese Kategorie fallen.
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Zwei verschiedene Gedankengänge habe ich zu deinem Beitrag:
1. Ich wünsche dir alles Gute. Trigger gibt es für mich in deinem Text nur insofern, als meine Schwester psychische Probleme hat, sich aber nicht helfen lässt. Mein Bruder und ich haben mitunter das Gefühl, dass unser Leben unbemerkt von unseren Eltern verstreicht und dass unsere Schwester alle Aufmerksamkeit erhält. Aber wir sind alle erwachsen und haben darüber auch schon sehr oft gesprochen. Wenn meine Mutter mit meiner Schwester untergehen möchte, weil sie nicht versteht, dass sie ihr mit ihrem Verhalten gar nicht hilft, können wir leider sehr wenig dagegen tun. Du schreibst reflektiert und überlegt und hast offenbar schon sehr viel getan, um dir zu helfen. Ich wünsche dir, dass du die Freiheit erlangst, die du dir wünschst. Und ich glaube, wir alle stehen uns mitunter durch innere Dämonen und Hindernisse im Weg. Ich denke, man soll nicht aufhören, zu versuchen, an sich zu arbeiten, was auch immer das im Konkreten für den einzelnen heißen mag. Und wenn es Rückfälle gibt, so wäre es der größere Fehler, nicht wieder aufzustehen und den Mut zu verlieren. Man darf ruhig nachsichtig sein und sich verzeihen.
2. Ich leide seit meiner Jugend an Verdauungsbeschwerden, Reizdarm. Was soll ich dir schreiben? Unzählige Arztbesuche, meistens für nichts. Wer es nicht kennt, stellt sich das Ganze wie eine Magenverstimmung vor und hat keine Ahnung, wie sehr das Thema den Alltag beeinträchtigen kann. Das Beschwerdebild wird derzeit einfach zu wenig verstanden, wie mir einige sehr qualifizierte Ärzte gesagt haben. Daran ist natürlich niemand schuld. Man kann dem Patienten wenig Handfestes anbieten. Im Grunde ist man mit der Symptomatik allein, muss damit leben, hat mir eine Ärztin auch einmal explizit so gesagt. Wenn es mir dreckig geht und ich nachts nicht schlafen kann und stundenlang lese, weil ich mir einbilde, dass ich allein bin und mir selbst helfen muss, dann finde ich manchmal auch wirklich etwas Hilfreiches, manchmal aber führt das zu nichts. Ich glaube auch gar nicht mehr, dass ich eine Lösung finden kann, im Sinne dessen, dass ich irgendetwas tun kann, wodurch die Symptome verschwinden. Dennoch aber habe ich mir wirklich Hilfreiches selbst erkämpft und im schmerzvollen Selbstversuch erarbeitet und es ist vermutlich auch höchstpersönlich. Denn so viele Tipps von anderen haben mir nichts, gar nichts gebracht. Vor einigen Jahren sollte ich einmal bei einem Arzt ein Formular ausfüllen. Eine Frage lautete, was mein Wunschziel sei. Ich schrieb "alles essen können". Heute denke ich gar nicht mehr so. Es gibt gute und schlechte Zeiten. Ein Tag, an dem der Körper nicht verrückt spielt, ist ein guter Tag. Ich weiß für mich, dass meine Verdauung nie mehr so funktionieren wird wie bei einem gesunden Menschen. Ich weiß, dass ich nicht wissen kann, wann die nächste Problemphase auftritt und wie die Symptome genau sein werden, dass ich es einfach nehmen muss, wie es kommt. Ich weiß teilweise, was ich tun kann, manchmal fühle ich mich aber nach wie vor ausgeliefert. Ich kämpfe dagegen nicht mehr an. Ich habe das als einen Teil von mir akzeptiert. Trotzdem bin ich sehr zufrieden. Einerseits gibt es natürlich eine Sorglosigkeit, die ich vor den Beschwerden hatte, nicht mehr. Andererseits aber habe ich mich auf das Wesentliche konzentriert und bin an meinen Beschwerden auch gewachsen. Ich weiß nicht, ob dir das hilft. Jedenfalls wünsche ich dir alles Gute.
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Kannst du deine Antwort nicht finden?
Ich empfinde sehr viel Empathie, wenn ich deine Geschichte lese. Es ist schwer den anderen immer zu gefallen und es ihnen Recht zu machen. Du brauchst keine Schuldgefühle haben, denn Eltern versuchen ihre Kinder so zu erziehen in dem Sinne, wie es können. Natürlich ist es immer leicht zu sagen, das wäre so besser gewesen oder diese Erziehung hat Schaden angerichtet. Aber Eltern wissen es einfach manchmal nicht besser. Da steckt keine Absicht dahinter. Sie können es einfach nicht besser. Wahrscheinlich haben sie das selbst so erlebt. Schön wäre es, wenn du deinem Vater innerlich verzeihst und auch dir selbst, denn du machst nichts falsch. Wichtig ist, dass du lernst dich zu mögen, schau dich im Spiegel an, nicht wegschauen. Lächle dich an und freu dich, auch wenn dir nicht danach ist. Lach, wenn etwas schief geht so entspannst du die Situation. Das mag sich für dich komisch anhören, aber auf Dauer wirkt es. Du bekommst ein Gefühl für dich selbst. Du bist auf einem guten Weg, da du nach Möglichkeiten suchst dir selbst zu helfen. Es gibt sehr schöne ruhige Entspannungsmusik, Musik ist gut für die Seele. Auch würde ich dir empfehlen einen Kuchen zu backen oder andere kreative Dinge in dein Leben zu integrieren. So sprichst du deine Sinne an. Wenn du merkst, dass etwas schwierig wird, atme, und frag dich ob du das bist, der sich so aufbaut. Der Mensch ist nicht nur Verstand. Perfekt ist niemand, jeder gibt sein Bestes. Du bist stärker als du denkst.
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