Hallo Evi,
dass deine Schwester gestorben ist tut mir sehr leid und ich kann mir vorstellen dass das ein schlimmer Schicksalsschlag ist.
Meine Mutter ist mit 61 Jahren gestorben, ich war 28 und ich weiß wie furchtbar es ist, wenn ein Mensch einfach zu früh und vorallem unerwartet stirbt. Sie hätte jetzt ihren Ruhestand geniessen sollen und ihre gewünschten Enkelkinder kriegen sollen und dann kam es ganz anders.
Es ist schon erschreckend wie wir Menschen doch so manchmal sind. Du wirst sicherlich gleich verstehen wie ich diesen Satz meine. Deine Schwester hat sicherlich niemandem erzählt dass sie Diabetikerin ist, weil es ihr unangenehm war und sie wusste, dass sie dann viel. von ihrer Familie gedrängt wird zum Arzt zu gehen. Ich kenne das leider von meiner Mutter bzw. meinen Eltern. Meine Mutter war teilweise vernünftigt. Als sie wusste dass sie herzkrank ist, ist sie regelmäßig zu Arztuntersuchungen gegangen. Allerdings muss ich sagen, dass ihr Hausarzt sie jahrelang falsch behandelt hat. Er dachte sie hätte Asthma und sah nicht dass es das Herz war, obwohl sie es mehrmals andeutete und dies hinterließ Schäden auf der Lunge. Eigentlich dachte ich dass alles ok sei und auf einmal starb sie an einem Herzinfarkt. Ich denke an mehreren und ich vermute dass noch eine Lungenentzündung dazu kam. Ich weiß dass es ihr 2-3 Wochen nicht gut ging. Leider war ich nicht in ihrer Nähe und schimpfte am Telefon als ich hörte wie schlecht es ihr ging und dass sie doch endlich ins Krankehnhaus zum Arzt gehen soll. Da kam dann mein Lieblingssatz "da komme ich dann nicht mehr raus". Was soll das denn!?! Dein Mann ist dabei, der hat auch einen Mund und wenn du dort nicht bleiben willst, dann kannst du gehen, aber du weißt dann wenigstens was du hast!!! Nein, sie wollte nicht! War dann noch stinksauer dass mein Vater mir erzählt hat wie es ihr wirklich geht...es ging ihr dann auf einmal besser und sie versprach mir am Mo zum Arzt zu gehen. Am Mo war sie dann morgens gestorben...mein Vater rief noch den Notarzt, aber er konnte ihr nicht mehr helfen. Ich fragte meinen Vater warum er nicht mit ihr ins Krankenhaus gefahren ist und er meinte nur "ich hatte Angst und sie wollte es nicht". Ich verstehe das bis heute nicht. Es fällt mir schwer das jetzt so zu formulieren. Was ist schlimmer Angst oder die Gewissheit zu spät reagiert zu haben und nun ist sie tot!?!
Mir wäre es egal gewesen was sie will oder nicht, ich hätte sie ins Auto gepackt und ins Krankenhaus gefahren...
Ich könnte nicht mit ansehen wie es einem geliebten Menschen immer schlechter geht!!!
Meine Freundin hat mir eine ähnliche Geschichte erzählt. Ihr Vater hatte einen Herzinfarkt und er wusste es, aber aus Angst wartete er mit seiner Frau bis zum nächsten Tag mit dem Notarzt und hat Schäden davon getragen...
Viel. kann man es wirklich nicht nachvollziehen wenn man nicht in der Sitaution steckt. Wir haben alle Angst krank zu werden, aber entweder will man leben oder nicht. So ist es doch eigentlich.
Deinem Schwager kann bestimmt auch nichts dafür. Als ich meinen Vater fragte ob er gesehen hat ob sie ihre Medikamente genommen hat, meinte er nur "keine Ahnung". Da hab ich fast die Nerven verloren. Sie hat sie genommen. Vor kurzem hat mich meine Schwester das Gleiche gefragt weil meine Mutter damals kurz vorher 2 Wochen bei mir war und ich antwortete erst mal das Gleiche...
Wir bemühen uns um unsere Lieben, aber jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich! Ja, ich hätte auch gerne den Tod meiner Mutter verhindert, aber ich hätte nicht 3x täglich neben ihr stehen und sie kontrollieren können. Ich kann mir sehr gut vorstellen dass dein Schwager nichts davon mitbekommen hat. Ich hab mich auch oft bemüht, da ich meine Mama so wie du deine Schwester über alles geliebt habe, aber wenn jemand nicht möchte, dann möchte er nicht und das können wir leider nicht ändern! Man kann sich nur selbst ändern!
Ich bin der Meinung umso älter man wird, desto sturer wird man...
Irgendwie denke ich manchmal bei mir ist es eine Ironie des Schicksals. Meine Mutter, die regelmäßig zum Arzt gegangen ist, ist gestorben und mein Vater, der schwerkrank ist und sich immer davor drückt, lebt. Er hat leider auch nicht daraus gelernt. Ich begleite ihn jedes mal zu seinen Arztterminen und wenn dann wieder ein blöder Spruch kommt, antworte ich dann nur noch "toll, dann lass deine Medikamente am besten gleich heute weg und stirb morgen und lass uns auch alleine". Harte Worte, aber anscheinend vergisst man manchmal was man sagt und tut. Meine Mutter wollte ich zu ihrem letzten Arzttermin begleiten. Sie hat den Termin so gelegt, dass ich nicht mitkommen konnte...ihr Hausarzt wollte mir nicht genau sagen was zuletzt los war, obwohl ich dazu bevollmächtigt war. Ich hab diesen Menschen angebrüllt und am Ende nicht geglaubt. Ich dachte dass meine Mama mir irgendwas verheimlicht hat. Denn wenn wir ganz ehrlich sind, macht man das ja auch eher um seine Lieben nicht zusätzlich zu belasten..ich bekam dann den letzten Arztbericht, aber da stand nichts drin was ich nicht schon wusste. Es hat mich noch trauriger gemacht, weil ich nicht verstehe warum es so kam. Einer Freundin sagte meine Mutter dass sie sich im nächsten Jahr operieren lassen will. Das heisst für mich dass sie leben wollte und meinem Vater sagte sie 2 Tage bevor sie gestorben ist, dass sie bald sterben wird. Ich verstehe es nicht und werde es wohl nie!
Ich selbst bin kurz danach krank geworden, hatte von den Medikamenten eine heftige Allergie bekommen. Unter Nebenwirkung stand drin, wenn man eine Allergie bekommt sollte man aufpassen, da man auch Atemnot bekommen kann. Es war Freitag Abend und ich rief meine Freundin an damit sie bescheid wusste, weil ich etwas Angst bekommen hatte. Sie meinte dann sie holt mich ab und wir fahren schnell zum Notarzt, soll er sich das mal anschauen und ich meinte nein. Und zwar nein, weil ich zu bequem war mich noch mal frisch machen zu müssen, mich noch mal umziehen zu müssen, dorthin fahren zu müssen und am Ende dann irgendein anderes tolles Medikament einnehmen zu müssen...meine Freundin hat mir einen guten Satz dazu gesagt "sei mir nicht böse, aber du bist nicht anders als unsere Eltern". Irgendwie stimmte das...
Damit will ich dir sagen, jeder ist selbst für sein Leben verantwortlich und ich habe daraus gelernt, dass wir selbt auf uns Acht geben müssen und nicht die anderen! Es ist unser Leben und wir müssen es leben wollen und uns darum bemühen!
Deine Schwester hat wie meine Mama gekämpft, aber es war zu spät. Wir können es leider nicht ändern! Wir können nur daraus lernen.
Ich wünsche dir viel Kraft!