Hallo zusammen,
irgendwie kann ich es immernoch nicht richtig glauben, dass meine Mama tot ist. Und ich werde nicht so richtig fertig damit. Ich kann nicht mehr locker sein, wie früher. Nicht mehr unbeschwert einfach etwas genießen. Alles fällt irgnedwie schwer. Und wenn man dann mal wieder anfängt, über alles, was vorgefallen ist nachzudenken, dann fällt alles noch viel viel schwerer, aber von vorne:
Am 09.02.2009 bekam meine Mama die Diagnose Gebärmutterkrebs. Sie war immer bei der Vorsorgeuntersuchung, es traf keiner der Risikofaktoren (über 60, stark übergewichtig, keine Kinder geboren,...) auf sie zu, und trotzdem war dieser Mist schon so groß, dass sie schnellstmöglichst operiert werden musste. Mitte Februar wurde sie 7 Stunden lang operiert. Schon damals hatte ich große Angst, aber ich war optimistisch. Nach der OP teilten uns die Ärzte freudestrahlend mit, dass alles gut verlaufen wäre, dass sie alles entfernen konnten, dass der Krebs noch nicht übergegriffen hat, auch nachdem die Gewebeproben ein paar Tage später untersucht wurden, die selben Nachrichten: Alles ist gut! Ich hab noch den Chefarzt der Chirurgie vor mir, wie er zu meinem Papa sagt: "Ihre Frau kann 100 werden". Nach 3 Wochen Krankenhaus folgten 4 Wochen Anschlussheilbehandlung, wir waren sehr sehr froh, und alles lief gut. Mama ging es richtig gut. Mama war schon immer ein freudiger, lebensfroher optimistischer Mensch. So auch in dieser Situation. Später folgten vorsorglich 6 Wochen Bestrahlung. Das ganze war dann Anfang/Mitte Juni 2009 rum, Mama war wieder wie immer. Sie hatte keine Beschwerden, keine Schmerzen, kein gar nichts. Das einzige, was noch an diese fiese Krankheit erinnerte, war die Narbe, die sie am Bauch hatte.
Dann, am 29.08.2009, am Tag der Hochzeit meiner besten Freundin, hat Mama uns gesagt, dass sie plötzlich an der Seite am Oberkörper Schmerzen hat. Von heute auf morgen. Sie ist sofort zum Hausarzt, der hat sie sofort in die Röhre geschickt, dann ins Krankenhaus, und der Alptraum begann von vorne: Mama hatte Metastasen an der Lunge und der Leber. Sie kam wieder ins Krankenhaus, diesmal waren wir alle noch zehnmal ängstlicher. Es folgten zig Untersuchungen, alles was man sich vorstellen konnte: Die Ärzte konnten den Primärtumor nicht finden. Und sie vermuteten, dass das ganze NICHT mit dem Gebärmutterkrebs zusammenhängte. Letztendlich wurden zig Untersuchungen durchgeführt, die zu dem Ergebnis führten: CUP. Cancer of unknown primary. Dieser hat natürlich mit die schlechteste Prognose, da man gegen einen unbekannten Feind kämpft.
Mama bekam Chemo. Die vertrug sie zwar ganz gut. Doch es kamen immer mehr neue Metastasen. Mir kam es so vor, als wäre sie ein Versuchskaninchen. STändig wurden neue Medikamente probiert, nichts half. War am Anfang noch von Metastasen an Lunge und Leber die Rede, so gab es plötzlich welche in der Haut, im Hirn, in den Knochen - der Mist war überall! Ich war damals grad mit dem Studium fertig und eigentlich auf Jobsuche. Aber ich war jeden Tag bei Mama im Krankenhaus. Mama war immer optimistisch, versuchte immer für mich, meinen Bruder und meinen Papa die Starke zu spielen und für uns da zu sein.
Um die Geschichte etwas zu verkürzen:
Am 10.02.2010, fast genau 1 Jahr nach der Diagnose Krebs, die am 09.02.2009 erfolgte, ist meine Mama gestorben. Schon wenn ich dieses Wort "gestorben" ausschreibe, wird es mir ganz anders und ich könnte schon wieder weinen.
Warum muss sowas sein?
Ich hab mir das alles ganz anders vorgestellt. Ich hätte nie gedacht, dass meine Mama mal nicht mitbekommt, wie ich meine erste richtige Arbeit habe! Ich hätte mir gewünscht, dass meine Mama meine Hochzeit auch mal mitbekommt, dass sie ihre Enkelkinder einmal in den Arm nimmt (ich bin noch nicht verheiratet und habe auch noch keine Kinder, aber das sind solche Gedanken, die immer in meinem Kopf sind), dass Mama und Papa weiterhin glücklich sind, etc.
Und jetzt??? Jetzt ist alles anders. Und obwohl das nun schon fast auf den Tag genau 8 Monate her ist, fällt mir alles noch so unglaublich schwer. Es ist so verdammt unverständlich. Und es ist so schwer, das zu akzeptieren, dass Mama nicht mehr da ist. Und noch viel schwerer ist es, sein Leben irgendwie neu zu ordnen und zu planen und auf die Reihe zu kriegen.
Puh. Das war ein langer Text. Ich könnte noch Stunden schreiben. Aber ich weiß ja jetzt schon nicht, ob ich überhaupt eine Leserin finde. Ich hoffe es jedenfalls. Aber auch wenn nicht, so hat das jetzt schon ein bisschen gut getan, sich das mal von der Seele zu schreiben.
Ich würde mich freuen, wenn eine da draußen, die ähnliches erleben musste, mir ein paar Tipps oder so geben kann, wie man besser mit der traurigen Wahrheit klarkommt.
DANKE!
Liebe Grüße, enilein