Hi, ich bin mit meine Freundin seit Februar 2011 zusammen und es kann sein daß ich Eure Hilfe brauche. Vor allem brauche ich die Meinungen von andere Frauen die (leider :( ) Vergewaltigung hinter sich haben.
Ich war mit meine Freundin beim Stadtbummeln in einer Möbelhaus. Ich war ungewollt mehrfach statisch geladen und es hat gefunkt wenn ich ihr berührt habe. Das hat uns beide ziemlich genervt und sie mag diese statische Entladung nicht. Ich wollte ihr dann einen Trick zeigen wie wir das vermeiden können.
Ich hielt ihr Hand und wollte ihr damit zeigen daß nichts passieren kann wenn ich meine Schuhe auf dem Boden reibe während ich ihre Hand halte. Aus Angst vor Stromschlag hat sie mehrfach meinen Hand losgelassen und meinte ich solle das lassen. Ich habe versucht sie zu beruhigen und ihren Hand wieder genommen da ich es nicht für schlimm hielt. Dabei erweckte sie mir einen Eindruck, daß sie es auch Spaß macht. Ich glaube das ging 2-3mal. (Wir necken sonst immer gerne an und haben bisher immer beide Spaß gehabt. Sie ist keine empfindliche Person, zumindest hat sie mir das bisher auch gesagt)
Plötzlich gab sie mir einen richtige Ohrfeige und ich war natürlich erschrocken, weil ich eine Ohrfeige definitiv nicht für einen Spaß halte. Ich habe schon eingesehen daß das eine Fehler von mir war.
Jedenfalls war keiner von uns beide böse und wir stritten uns auch nicht. Ich meinte dann zu ihr, daß ich mit einer Ohrfeige nicht gerechnet habe. Sie stritt ab mir je einen gewischt zu haben. Ich war erstaunt darüber daß sie ernsthaft von einer Ohrfeige nichts weiß, obwohl das erst gerade eben passierte. Ich meinte zu ihr daß das eben eine Ohrfeige war. Dann sah ich ihre Tränen und habe sie umarmt und beruhigt. Sie meinte, vielleicht war das nur ein Kurzschluss.
Im laufe der Tag war sie kreidenbleich im Gesicht. Sie meinte es geht ihr gut als ich sie darauf ansprach daß sie ziemlich blass wirkt.
Als wir am Abend daheim waren aber noch im Auto saßen fragte ich sie nebenbei, ob sie bisher schon mal jemanden z.B. einem Freund nen Ohrfeige gegeben hat. Da hatte sie sofort Tränen im Augen. Ich beruhigte sie und meinte, es wäre nicht ihre Schuld und daß es auch nicht schlimm war. Ich erklärte ihr, daß ich hätte aufhören sollen als sie "Nein" sagte. Ich erklärte ihr auch, daß es nicht darum geht wer Schuld ist. Ich meinte ihr daß ich nicht sauer war und bin. Sie meinte sie würde mir nie eine Ohrfeige geben wollen.
Sie erzählte mir dann, sie hat einen anderen Exfreund 5minuten lang geschlagen ohne daß sie selbst davon wußte. Sie versicherte mir daß sie keine gespaltene Persönlichkeit hat oder sowas als ich sie in diese Richtung andeutete ob sie vielleicht eins hat. Ich habe ihr gesagt wenn das bei mir passieren würde werde ich ihr nicht böse sein. Ich werde weiterhin für sie da sein auch wenn sie mir mal geschlagen hat. Ich habe ihr gesagt daß es gut ist, daß ich Bescheid weiß wenn sowas wieder vorkommen würde.
Sie meinte daß sie eine komplizierte Frau ist und sie nicht weiß ob ich das im Griff bekomme. Ich erklärte ihr daß bis jetzt alles gut ging und ich sie gar nicht kompliziert finde. Dann fragte ich sie was an ihr kompliziert sein sollte. Sie erklärte mir daß sie schlechte Erfahrung hat mit damaligen Freund und deshalb Angst hat. Sie erwähnte auch, daß sie nicht mag wenn jemand trotzdem etwas weitermacht wenn sie nein sagt. Ich erwiderte ihr es sei generell nicht ok, wenn man trotz "Nein" etwas weitermacht. Deshalb sei sie für mich nicht kompliziert weil das eben normal ist wenn jemand nicht mag daß sein "Nein" nicht respektiert wird.
Ich merkte daß es ihr ziemlich schlecht geht und sie versucht etwas zu unterdrücken. Sie hat gemeint es wäre da noch etwas und sagte dann nichts weiter.
Da spürte ich etwas sehr schlimmes. Ich fragte sie vorsichtig, ob sie vergewaltigt wurde. Da fing sie heftig an zu weinen und ich hab sie sofort in Armen genommen und getröstet. Seitdem wurde mir ihre bisherige Verhalten klar. Auch wurde mir klar warum sie von der Ohrfeige nichts wusste.
Nachdem sie sich beruhigt hat bot ich ihr an an einen ruhigen Ort zu fahren damit sie sich erstmal erholen kann bzw. wir in Ruhe und ungestört reden können. (man möchte schließlich nicht im Treppenhaus gesehen werden wenn man gerade eben geweint hat)
An einem ruhigen Ort angekommen stiegen wir aus. Ich habe sie aufmerksam zugehört und habe ihr auch gesagt daß ich für sie immer da sein werde. Ich habe ihr auch gesagt daß sie jederzeit mit mir sprechen kann und habe ihr versprochen mit keinem anderen (Freunde, Familienangehörige und sonstwer) darüber zu sprechen was ich auch daran halten werde.
Sie wurde mit 18 (d.h. vor 8 Jahren) von ihren eigenen Freund vergewaltigt dem sie geliebt hat und er am Anfang der Beziehung lieb zu ihr war. Bei der Analverkehr wurde sie auch verletzt (glaube Dammschnitt oder sowas). Sie erzählte mir sie wurde wie eine Sexsklavin behandelt.
Mir wurde auch klar, warum sie beim Sex nie fühlen konnte. Sie bekommt keine richtige Orgasmus, egal mit wieviele Mühe und Liebe ich gebe. Sie hat kurz erwähnt, daß vermutlich die Vergewaltigung die Ursache ist daß sie bei normalen Geschlechtsverkehr keine Orgasmus bekommt. Wir haben mehrfach gemeinsam probiert daß sie einen Orgasmus bekommt. (tschuldige für die folgende evtl. unangenehme Formulierung...) Sie bekommt ausschließlich Orgasmus wenn ihre Kitzler stark stimuliert wird nicht jedoch wenn ich mit meinen Penis in ihr eindringe. Sie hat mir immer gesagt daß sie wünscht richtige Orgasmus zu bekommen. Sie hat mir auch gesagt, daß sie mich deshalb besonders gerne mag weil ich das "Nein" zum Sex von ihr immer respektiert habe und nicht weitergebettelt o.ä. habe wie andere bisherige Männer bei ihr taten.
Ich habe ihr gesagt, ich kann nicht garantieren ob ihr das hilft, aber sie kann mit mir jederzeit reden wann sie mag. Ich werde für sie immer da sein, wann sie mich immer braucht. Sie soll nicht zögern meine Hilfe zu rufen egal wo ich bin.
Ich fragte sie, was sie von einer professionelle Hilfe hält da sie Erfahrungen haben. Ich habe ihr auch erklärt, daß man von Probleme nicht runterschlucken bzw. unterdrücken soll. Ich erklärte ihr, daß der innere Belastung irgendwann platzen könnte was evtl. negativ auf sie auswirken könnte. Ich habe ihr gesagt, die Entscheidung ob man professionelle Hilfe nimmt liegt allein bei ihr. Ich habe ihr geraten dorthin zu gehen, aber ich werde ihr nicht zwingen. Sie hat aus folgende Gründen warum sie nicht zu professionelle Hilfe gehen möchte:
- Therapie wäre teuer (ich meinte die Krankenkasse würde zahlen)
- Ihre Eltern würde mitbekommen da sie Vollmacht bei ihre Krankenkasse hat (sie will nicht daß jemand von der Vergewaltigung erfährt, was auch sehr verständlich ist)
- Sie möchte ihre Wunde nicht aufreissen, deshalb möchte sie lieber die Sache vergessen. (halte ich eigentlich nicht für gute Idee)
- Sie möchte nur mit mir glücklich sein (sie ist immer glücklich wenn sie in meiner Gegenwart ist)
Ich kann ihr zwar verstehen, aber halte nicht für eine gute Idee die schreckliche Ereignis nicht zu verarbeiten. Sie glaubt daß es nicht verarbeitet zu haben, weil sie mir sonst keine Ohrfeige gegeben hätte.
Sie hat mir erzählt daß sie vor 3 Jahren geschafft hat die schreckliche Erinnerung zu vergessen. Sie hat in die letzten 3 Jahren nichts an die damalige Vergewaltigung erinnert. Bis an dem Tag, wo sie mir eine Ohrfeige gegeben hat.
Als wir daheim waren (noch im Auto) bat sie mich ihre Problem nicht anzusprechen. Sie wirkte erschöpft. In Wohnung angekommen und Schuhe ausgezogen sah ich wie sie wankte. Ich habe sie rechtzeitig aufgefangen als sie dann zusammengebrochen ist. Es war auf jeden Fall viel zu viel für sie. Ich brachte sie ins Bett und habe Beine hochgehoben. Auf meinen Rat reagierte sie, daß ich kein Arzt hole soll. Sie wollte auch nicht, daß ich vom Bett weggehe (ich wollte eigentlich Wasser holen und im Internet erkundigen was bei der Kreislaufkollaps noch hilft). Sie hielt energisch meinen Hand fest. Sie möchte nur schlafen und daß ich zu ihr ins Bett lege. Nachdem ich schnell alles nötige erledigt habe (u.a. Wasser holen) blieb ich bei ihr und sie schlief dann im Armen ein.
Am nächsten Morgen ca. um 5Uhr fing sie im Schlaf an wild um sich zu schlagen und treten. Es sah so aus wie wenn sie versuchte sich zu wehren. Sowas habe ich noch nie in meinen Leben gesehen. Ich entschied mich sie sanft zu wecken indem ich sie gestreichelt habe. Sie wachte bald auf, sah mich, und schlief dann in meinen Armen wieder ein. Ich gehe davon aus, daß sie von der Vergewaltigung geträumt hat. :(
Am nächsten Tag verlief es als ob nichts gewesen wäre. Auch deshalb weil ich auf ihren Wunsch nicht darüber gesprochen habe. Wir hatten einen schönen Tag und die Nacht danach hat sie ruhig geschlafen.
Meine Fragen:
- Habe ich bisher richtig getan?
- Was haltet ihr davon daß meine Freundin lieber die Sache vergisst als es zu verarbeiten?
- Wäre es gut zu versuchen sie trotzdem langsam und vorsichtig darüber zu sprechen. Dann könnte ich ihr auch die Möglichkeit von kostenlose und diskrete Beratung wie z.B. bei Ihnen erwähnen. Es bleibt allerdings dabei, daß es alleine ihre Entscheidung ist ob sie eine Beratung oder professionelle Hilfe nimmt.
- Welche diskrete Hilfen könnte sie bekommen? Ich würde gerne ihre Bedenken (z.B. ihre Eltern bekommen etwas mit) ausräumen.
- Ist es richtig, daß sie bei normalen Geschlechtsverkehr kein Orgasmus bekommt, weil sie damals vergewaltigt wurde? (ich meine nicht wegen der körperliche Verletzung, sonder die psychische Störung. Sowas in der Art daß das Sex mit damalige Vergewaltigung in Verbindung gebracht wird.)
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