elly_12125754Ja
also Borderlinerin, genaugenommen.
Wie ich es mir eingestanden habe? Lange Geschichte. Gaaaaaaaaaaaaanz kurz gefasst:
Dass ich anders bin als die anderen wusste ich als Kind schon. Ein Aussenseiter eben.
In der Pubertät fing es an, deutliche und einschneidende Folgen zu haben - habe ich nicht ernst genommen. Wie die meisten mit psych. Krankheiten und die meisten "normalen", die diesem Thema gegenüberstehen bin ich davon ausgegangen, dass ich mich mal zusammenreissen müsste und nicht so anstellen dürfe.
Dann hatte ich mit 18-20 eine Phase, wo es wirklich kaum auffiel, als ich dann aber arbeiten ging, fing es mit übler Psychosomatik und totalen emotionalen Ausnahmezuständen an. War ich immer noch der Meinung, ich bin nur zu faul und müsse mich mal zusammenreissen.
Klar wusste ich, dass ich ein Aussenseiter bin, ich wusste auch, dass Menschen sich üblicher Weise nicht selbst verletzen, aber das einzige, was ich von psych. Krankheiten wusste, waren so die Kinoversionen von den Menschen, die in einer eigenen Welt leben, sich für Napoleon halten oder starke Schizophrenie haben oder katatonisch sind oder so etwas - na das bin ich nicht.
2 Zusammenbrüche (von der Art, die im Krankenhaus in der Notaufnahme landet) später wusste ich dann, dass ich Borderliner bin (und mehr, ich habe insgesamt 7 "Störungen" und "Krankheiten"). Tja, dann kamen 5 Therapieversuche, teils in Kliniken, teils ambulant, (alle Langzeit) - davon haben 2 mein Leben, meine Lebensauqlität drastisch verschlechtert, 3 nichts geändert. Dazwischen noch ein arger Absturz, der im KH endete. Danach dachte ich, ich muss immer so leben...
Dann habe ich aufgehört, mir helfen zu lassen und angefangen mir zu helfen - seit dem (inzwischen gut 7 Jahre) komme ich klar.
Ich habe auch jede Menge schlechte Erfahrungen mit Menschen und nie welche mit Tieren gemacht - was soll das aussagen?
Müsste ich zwischen der hellen und der dunklen Seite wählen, entscheide ich mich ziemlich sicher für die dunkle.
Wobei Du irgendwie unter "der dunklen Seite" das Leben ohne Dich zu verstehen scheinst. ^^
Nun es gibt einiges an möglichen Erklärungen, warum sie das gewählt haben könnte, aber da würde ich auch nur spekulieren und letztlich bringt das nichts.
Wo die Grenze zum Helfersysdrom ist? Ich denke, da, wo es bei der Hilfe um mehr geht. Da, wo man sich, seinen Selbstwert, seine Selbstdefinition diesen Weg langschickt.
Ausserdem da, wo man das Mass verliert und die Wahrnehmung und da, wo man die eigenen Probleme bei anderen lösen will.
Muss ich glaube ich alles erklären...
also Punkt 1: Wenn ich jemandem helfe, weil der mir wichtig ist, oder mir ein Anliegen wichtig ist oder es einfach etwas ist, was mir Spass macht - klar. Aber beobachte mal Menschen, die von sich selbst sagen, dass sie "immer für andere da sind" (bei anderen schaut es sich leichter, bei sich selbst erkennt man es dann ggf. wieder...) - Foren & Internet allgemein sind das reine Paradies, wenn man solchen Dingen nachgehen will. Was ist üblicher Weise der nächste Satz? "Aber ich kriege nie etwas zurück!" dann kommen ausführliche Beispiele, was man nicht für x und y und z getan hat und Schilderungen, wie derjenige dann bei x und y und z aufgelaufen ist. => da gibt es eine massive Erwartungshaltung. Sie halten sich für altruistisch, sie helfen ohne etwas dafür zu verlangen? Nein, sie verlangen schon. Das man sie so sieht, wie sie sich selbst sehen möchten, als strahlenden altruistischen Helden der obwohl heimlich doch eigentlich die Bewunderung aller verdienen müsste.
(Ja, ist bewusst überzogen ausgedrückt. )
Aber das funktioniert nicht. Nie. Es gibt eine gigantische Lücke zwischen Selbstbild und Fremdbild und jede Menge Ärger.
Da ist auch gleich Punkt 2: Bei denen, die ich von der Sorte kenne (und wohlweislich auf maximale Distanz halte) und bei den meisten, die ich im Internet lese, fehlt die Relation bei ihrer "Hilfe" völlig. Sie können nicht einschätzen, ob die Hilfe überhaupt gewünscht ist, ob sie sinnvoll eingesetzt wird usw. Sie sehen, wie viel sie tun, wieviel Kraft sie aufwenden und Zeit und Engagement und Hingabe und ... Aber sie haben keinen Blick für das Sisyphos - Problem: Es zählt am Ende des Tages überhaupt nichts, wer wieviele Steine einen Berg hochgetragen hat. Was zählt ist: wieviele Steine rollen nicht einfach wieder herunter, wieviele liegen an der richtigen Stelle - und wieviele taugen auch für den Zweck, zu dem man sie braucht? Da kann einer, der 3 Steine trägt viel mehr bewirken, als einer, der 50 getragen hat! Diejenigen mit Helfersyndrom feiern sich selbst für Ihre 50 Steine - völlig zu unrecht.
So und 3) viele von denen, die anderen mit deren Problemen "helfen", nehmen das als prima Alibi, sich nicht mit sich selbst auseinander zu setzen. Bei denen, wo das extrem so ist, dass sie anderen "helfen" möchten (und insbesondere im Internet) ist das fast immer so.