Hallo liebes Forum,
ich stehe vor einem Problem und kann dies zwar mit Familie und Freunden besprechen, aber Jeder hat soviel Ahnung, wie ich - nämlich fast keine.
Ich möchte Euch gerne meine Geschichte erzählen und hoffe bei Euch vielleicht auf ein paar Fragen Antworten zu finden.
Mein Mann und ich sind seit 4 Jahren verheiratet und seit 6 Jahren zusammen. Ich habe aus einer vorherigen Beziehung einen Sohn mit in die Ehe gebracht, der mittlerweile 9 Jahre alt ist.
Unsere Ehe war gekennzeichnet von bedingungsloser und tiefer Liebe zueinander, aber auch von sehr vielen Problemen. Mein Mann hat bereits einige Probleme mit in die Ehe gebracht ( Schulden, Verarbeitung eines schweren Unfalls, Probleme mit den Eltern etc.). Die Probleme waren allesamt ziemlich massiv und ich wurde am Anfang immer angeguckt, als ob ich sie nicht mehr alle hätte, mir solche Probleme aufzuladen. Ich konnte immer nur erwidern, dass es der Mann ist, den ich liebe und das Probleme nunmal zum Leben dazugehören und wir sie gemeinsam schaffen werden und daran auch wachsen werden.
Gesagt, getan. Ich habe mich vieler Probleme angenommen und sie auch gelöst oder meinem Mann den Weg gezeigt, den er gehen kann und ihn begleitet. Das hat auch immer gut funktioniert und wir sind tatsächlich daran gewachsen ( so war mein Eindruck).
Probleme hatten wir immer im zwischenmenschlichen Bereich. Mein Mann ist gerne auf "Frauenjagd" gegangen, hat geflirtet und auch mal eine Grenze überschritten ( Frau an den Po gefasst). Ich war natürlich jedes Mal tief verletzt und habe ihm eine Szene gemacht. Habe ihm auf der anderen Seite aber auch wieder verziehen und er versprach, dass es nicht wieder vorkommt. Daran hat er sich auch gehalten. Er tat es nicht wieder, sondern tat dafür andere Sachen ( ... etc.)
Ich habe immer gedacht, dass ich meinem Mann nicht genüge, oder dass wir einfach unterschiedliche Vorstellungen vom Leben und von der Ehe haben.
Ich weiß, dass mein Mann mich niemals "richtig" betrogen hat. Das weiß ich sicher. Unsere Ehe war so aufgebaut, dass ich die Starke war und er sich an mich angelehnt hat. Diese Rolle war für mich vollkommen okay und ich möchte nicht, dass es sich jetzt hier vorwürflich anhört.
Ich habe mir oft Sorgen um meinen Mann gemacht. Ich habe gesehen, dass sein Selbstwertgefühl im Eimer ist, dass er keinerlei Selbstvertrauen hat. Organisatorische Dinge, um die er sich kümmern sollte ( z.B. Kündigungsschreiben für Abo fertig machen) hat er über Monate nicht geschafft. Seine Post hat er gar nicht, oder nur sehr sporadisch geöffnet. Ich habe das dann übernommen, um keine größeren Probleme zu bekommen. Mein Mann ist immer sehr viel arbeiten gegangen. Sein Tag hatte im Durchschnitt 10/11 Stunden. Ich bin nur 8 Stunden arbeiten gegangen und habe somit den Haushalt, den Einkauf, die Post und meinen Sohn alleine gehändelt. Ich habe meinem Mann den Rücken freigehalten. Und das habe ich wirklich sehr gerne gemacht.
Im Dezember jetzt hat er 3 Tage vor Weihnachten seine Sachen gepackt und ist gegangen. Auslöser war ein "Streit" über den Weihnachtseinkauf. Er ist ausgerastet, ist körperlich gegen mich vorgegangen und war dann weg. Vollkommen überstürzt und im Affekt. Er ist bei einem Freund untergekommen. Hat sich schnell bei mir gemeldet, hat bei meiner Mutter Weihnachtsgeschenke für mich abgegeben etc. Wir haben viel Kontakt gehabt, viel telefoniert und gesprochen und Silvester ist er dann zurückgekehrt. Wir wollten es nochmal versuchen. NEUANFANG.
Dieser Neuanfang hat genau 14 Tage gehalten. Mitte Januar ist er wieder gegangen. Sachen gepackt und weg. Er sagte, er wisse nicht mehr, ob er mich noch lieben würde. Er bräuchte nun Zeit und Abstand.
Was sollte ich machen? Es war seine Entscheidung und somit habe ich sie akzeptiert. Ich bin aus allen Wolken gefallen. Einen Tag vorher haben wir noch unseren Sommerurlaub geplant und im Schnee getollt, wie 2 verliebte Teenies.
Er meldete sich dann 2 Wochen nicht und schrieb dann eine Mail, dass er mir Geld für die Miete etc. überweisen würde. Auf diese Mail habe ich gar nicht reagiert, weil ich mit mir viel zu beschäftigt war.
Eine weitere Woche später erhalte ich eine SMS, in der er mich fragt, ob für mich die Ehe nun beendet sei. Ich war perplex, denn immerhin ist er gegangen und nicht ich. Ich konnte und kann diese Frage bis heute nicht einordnen. Ich antwortete ihm das auch und bekam.....keine Reaktion.
Dann hatte er Geburtstag und nachdem ich sehr mit mir gehardert habe, habe ich ihm eine E-Mail mit Glückwünschen geschickt.
Einen Tag später bekomme ich eine Antwort. Und diese hat mich sehr getroffen. Er bedankte sich für die Mail und sagte gleichzeitig, dass er sich vollkommen leer fühlt und gar nichts mehr fühlen kann.
Ich habe ihm darauf geantwortet, dass ich für ihn da bin, wenn er reden möchte und er sich auf mich verlassen kann, egal was ist und dass ich diese Gefühle der Leere sehr ernst nehme bei ihm.
3 Tage später antwortete er mir, dass er es sehr zu schätzen weiß, dass ich für ihn da bin und dass er bei einem Therapeuten war und eine Depression diagnostiziert wurde. Und er dringend was machen müsste. Ich solle mir keine Sorgen machen, er werde seine Arbeitszeit reduzieren und muss psychisch zur Ruhe kommen. Er würde mir mal eine E-Mail schreiben. Er könne im Moment nicht darüber reden.
DAS HAT MICH GESCHOCKT.
Mein Mann ist depressiv. Er hat keine sozialen Kontakte ausser mir und ein paar Arbeitskollegen. Er hat keinen Freund und keine Eltern mehr. Und nun steht er ganz alleine da. Natürlich mache ich mir wahnsinnige Sorgen um ihm, immerhin liebe ich ihn!
Er taucht immer wieder in die Versunkung ab und ist nicht erreichbar. Ich weiß weder, woran ich bin. Seit 4 Wochen sind wir eigentlich offiziell getrennt. Dann meldet er sich und fragt mich, ob für mich die Ehe beendet ist. Dann teilt er mir seine Diagnose mit und taucht wieder unter. Auf der anderen Seite lässt er mich in seine tiefsten Gefühle Einblick nehmen. Organisatorisch ist nichts geklärt. Er hat lediglich 2 Koffer mit seinen Klamotten und Badesachen mit. Alles andere steht in der Wohnung, in der ich nun alleine lebe. Er macht keine Anstalten mal nach seiner Post zu fragen ( die liegt ungeöffnet im Schrank), oder gibt mir irgendein Zeichen.
Vielleicht tut er das doch und ich kann es nicht lesen.
Ich weiß, dass ich ihn nicht unter Druck setzen darf und dass ich ihn machen lassen muss. Aber er kann praktisch nicht einfach aus einer Ehe verschwinden. Heute schrieb er mir dann, dass Mitte März seine Theraie beginnt und zunächst 4 Wochen, 3 mal die Wochen laufen wird.
Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich habe versucht hier alles sachlich darzustellen, aber emotional bin ich völlig durch.
Was will er? Wären wir zusammen, wüsste ich, dass ich auf ihn warte. Da wir aber getrennt sind, soll ich da warten? Ich muss doch auch irgendwie weiter leben und ich kann doch nicht bis Mai in der Hoffnung leben, dass er zu mir zurück kommt?
Auf der anderen Seite liebe ich ihn und habe ihn geheiratet, um auch in schlechten Zeiten für ihn da zu sein.
Ich verstehe sein Verhalten nicht. Warum taucht er immer wieder ab? Warum hat er dann überhaupt wieder Kontakt mit mir aufgenommen? Weil er sonst Niemanden hat, oder weil er mir zeigen möchte, dass ich warten soll. Eine konkrete Antwort erhalte ich nicht. Er hätte gerne Kontakt zu mir, ja. Warum, sagt er nicht.
Er sagt aber auch nicht, dass er nicht weiß, warum. Er könnte doch wenigstens sagen, dass er keine Antwort geben kann, oder?
Wie kann ich mit dieser Situation umgehen? Habt ihr sowas vielleicht auch schon erlebt? Was machen andere Angehörige, um sich selber zu schützen und auf der anderen Seite den anderen nicht im Stich zu lassen.
Lasst Euren Meinungen und Ideen bitte freien Lauf.... ich bin für jede Anregung dankbar!
Vielen Dank an alle, die bis hierhin durchgehalten haben ;-)
VG
Moon