Guten Abend,
könnte nun ein etwas längerer Text werden, wäre trotzdem schön wenn sich ein paar von euch die Zeit nehmen und etwas dazu schreiben würden, da ich mir das folgende einfach mal von der Seele reden bzw. schreiben muss.
Ich litt früher unter extremer Spielsucht, was mir eigentlich mein ganzes Leben kaputtgemacht hat, freundschaften, schule, soziales leben usw.
Aber ich fang am besten von vorne an. Als ich 13 war, verstarb damals völlig unerwartet meine Mutter, keiner wusste richtig wie er damit umgehen sollte. Mein Vater flüchtete sich in seine Arbeit, arbeitete bis spät in die Nacht, war teilweise abends gar nicht mehr daheim und falls doch kam er meistens erst um 11 oder 12 nach Hause. Mein 4 Jahre älterer Bruder ging eher Richtung Drogen und Gewalt und begann extreme Summen an Geld zu klauen, von mir und meinen Vater. Bei mir waren es mehrere tausend euro insgesamt bis zu meinem 19. (heute) Lebensjahr, da er meine Bankkartennummer wusste. Ich vertraute ihm wohl damals einfach und konnte es mir nicht vorstellen, das er das machen würde.
Aber das ist eine andere Baustelle, ich will nun zu mir kommen. Ich fing dann damals an, Computer zu spielen, ich flüchtete mich regelrecht in die Welt. Anfangs waren es "nur" 3-4 Stunden am Tag, ich lernte wenigstens noch ein bißchen (war auf dem Gymnasium, hatte auch ganz gute Noten bis dahin). Nach 1-2 Monaten spielte ich dann aber auch schon 8-10 Stunden am Tag, schlief durchschnittlich so 4-6 Stunden, verbrachte jede freie Minute mit World of Warcraft spielen, dachte auch in der Schule an nicht anderes mehr. Ich verlor jeglichen Kontakt mit Freunden und auch größtenteils mit meiner Familie, hörte auf Sport zu machen usw.
Ich fing an Schule zu schwänzen(hatte im Jahr gute 10-12 Wochen gefehlt), verlies dann das Gymnasium, ging auf eine Realschule bei der ich aber auch noch extrem viel schwänzte. Mein ganzer Tagesplan bestand nur daraus heimzukommen und Computer spielen zu gehen. Ich fing dann damals an League of Legends zu spielen und es wurde alles noch schlimmer. Ich verstand mich zwar mit den Leuten in meiner Klasse gut, da ich eigentlich ein recht netter Mensch bin, ich raste nie aus, versuche alles friedlich zu lösen, habe/hatte eigentlich nie mit jemandem wirklichen Streit und konnte mich auch mit allen normal unterhalten, ich wurde auch auf partys oder zu Geburtstagen eingeladen, hatte aber keinerlei Interesse daran hinzugehen. Ich konnte und wollte damals einfach absolut niemanden in mein Leben lassen oder mit ihm/ihr über Gefühle oder sonstiges reden, sondern einfach nur in Ruhe Computer spielen. Also blockte ich einfach alles ab und schließlich lebte ich halt nur noch irgendwie vor mich hin. Ich schloss dann die Realschule schließlich mit einem Notendurchschnitt von 2,4 ab, obwohl ich bestimmt 35-40 Tage gefehlt hatte und an die 100 Stunden Unterricht geschwänzt hatte. Ich verstand einfach auf Anhieb was wir in der Schule machten oder konnte es mir in den Arbeiten irgendwie aus der Nase ziehen.
Ich wäre dann damals fast auf ein Gymnasium gegangen, da ich aber keinerlei Motivation hatte zu lernen und in den letzten 2 Jahren vielleicht 2 Stunden für die Schule gelernt hatte, ließ ich es schließlich. In den 12 Wochen, die ich dann frei hatte, spielte ich ausschließlich Computer. Ich aß 2-3 mal am Tag etwas(holte es aus der Küche und nahm es mit zum Computer) Ich stand damals mittags um 13 oder 14 Uhr auf und spielte dann bis 6 oder 7 Uhr morgens. Einmal, nach ca 6 oder 7 Wochen besuchten mich ein paar "Freunde" aus meiner Realschule, um zu schauen was ich so mache. Ich hatte damals in meinem Zimmer mehrere Teller stehen, Essen lag einfach herum, es war unordentlich usw. Ich log sie einfach an, erzählte was ich alles tolles machen würde, schließlich gingen diese dann wieder(war das einzige mal in den Jahren von meinem 15-18. Lebensjahr, das mich Freunde daheim besuchten). Nach 8 Wochen fragte ich mich dann schließlich, wo der Sinn in meinem Leben war. Ich war einfach unglücklich, war kurz davor mich umzubringen und hatte schon das Messer in der Hand. Ich schaffte es aber doch nicht, hatte wohl damals einfach nicht den Mut dazu. Ich wollte einfach versuchen, nochmals ins Leben zurückzukommen. Ich hörte auf Computer zu spielen, zumindest für 2 Tage. Ich kümmerte mich schließlich um einen Ausbildungsplatz als Fachinformatiker bei mir in der Stadt. Die Stelle bekam ich dann auch, da ich ja eigentlich gute Noten hatte. Ich wollte etwas mit Leuten machen, wusste aber nicht wie ich es anfangen sollte, da ich sehr schüchtern geworden war und begann schließlich wieder zu spielen. In meiner Ausbildung saß ich dann auch 8 Stunden täglich vor einem Computer, war dann kurz 20 Minuten unterwegs, in denen ich nach Hause lief und dort wieder Computer spielte. Die Leute, die mit mir eine Ausbildung machen, machen eigentlich in ihrer Freizeit genau das gleiche wie ich. Auf der Arbeit unterhielten wir uns, wenn überhaupt, über Onlinespiele. Aber eigentlich verbrachten fast alle ihre Zeit mit Musik hören und programmieren, man sprach am Tag vielleicht ein paar Minuten miteinander, auch in der Mittagspause blieb man am Computer, las die neuesten Dinge über Onlinespiele. Ich spielte dann also täglich von 17.30 bis nachts um 1 oder 2 Uhr. Meine Wochenende spielte ich komplett durch, ich fühlte mich in meinen Onlinespiel(League of Legends) einfach bestätigt, gehörte zu den besten 100 Spielern in Europa und gewann an meinen Wochenenden teilweise Geld damit. Mein Vater sagte zwar, das ich doch endlich aufhören sollte zu spielen, aber wirklich etwas dagegen machen konnte er nicht.
Ich war absolut unglücklich mit meinem Leben,meine Ausbildung gefiel mir nicht, ich konnte mit niemandem wirklich reden und wenn ich nicht gerade abends im Bett über mein Computerspiel nachdachte, dachte ich eigentlich nur daran, wann ich mein Leben beenden würde(ich nahm mir vor zu warten, bis die Welt aufhörte League of Legends zu spielen und ich somit den letzten Sinn in meinen Leben verlieren würde).
Mein Vater fand dann eine Freundin, die bereits 1 Tochter(10) und 1 Sohn(15) hatte, 3 Monate später zogen wir zusammen in ein größeres Haus. Auch dort bestand mein Tagesablauf eigentllich nur aus Zocken und Arbeiten, doch ich verstand mich auf Anhieb recht gut mit meiner 9-jährigen Stiefschwester(ich hatte mich schon immer unglaubliuch gut mit Kindern verstanden, da ich recht "kinderfreundlich" bin). Sie sollte mein Weg zurück ins "Leben" werden. Sie hatte mich damals einfach sofort in ihr Herz geschlossen und ich sie auch recht schnell. Sie kam immer sofort zur Türe, wenn ich heimkam oder kam gleich aus ihrem Zimmer, sobald sie merkte das ich irgendwo im Haus unterwegs war und nicht gerade mit Computer spielen beschäftigt war. Wir fingen an Zeit miteinander zu verbringen, anfangs schauten wir nur zusammen im Wohnzimmer fern, sie schaltete auch immer gleich auf Sachen, von denen sie wusste, das sie mir gefielen, sobald sie merkte, das ich in der Nähe war. Ich denke, sie freute sich einfach jemanden in ihrer Nähe zu haben, ihre Mutter und mein Vater hatten zusammen ein Büro und arbeiten eigentlich jeden Abend bis 8 oder 9 Uhr(wir hatten aber eine Haushälterin, die Essen machte, putzte etc.). Ihr Bruder spielte eigentlich auch den ganzen Tag Computer.
Wir fingen dann schließlich an, jeden Tag zusammen Simpsons zu schauen, sie kam immer gleich runter, sollte ich einmal ein paar Minuten zu spät dran sein, war ich aber eigentlich nie. Ich freute mich jeden Tag schon unheimlich darauf, das endlich Abend ist und ich endlich mit jemandem ein bißchen Zeit verbringen und 1-2h mit ihr lachen oder unterhalten konnte. Für mich war das einfach schon sehr viel, ich verbrachte mit ihr in 2 Wochen soviel Zeit wie ich mit "Freunden"/mit meiner Familie in den letzten 3 Jahren verbracht hatte. Ich wollte gerne mehr mit ihr machen und sie denke ich auch mit mir, ich wusste aber einfach nicht was wir ausser fernsehen zusammen machen sollten. Ich war zu schüchtern geworden und hatte auch nicht den Mut ihr irgendwas anderes vorzuschlagen. Wir fingen dann schließlich auch an, am Wochenende abends zusammen fernzusehn, da ihre Mutter und mein Vater dort meist etwas zusammen unternahmen. Ich hatte endlich jemanden gefunden, den ich ein in mein Leben liess. Wir redeten über Probleme oder alltägliche Dinge, es waren Dinge die ich einfach vergessen hatte oder über die ich mir einfach keine Gedanken mehr machte. Sie fing dann nach einem Monat an, sich bei mir in den Arm zu legen oder schlief teilweise abends auf meiner Brust oder an mich rangekuschelt ein, ich war zu dem Zeitpunkt abends dann so glücklich wie ich in den letzten 6 Jahren nicht mehr gewesen war. Ich wusste einfach, das ich endlich jemandem wichtig war. Ich hatte, auch wenn das jetzt total dumm klingen mag, endlich wieder einen Grund gefunden, mit meinem Leben weiterzumachen. Ich freute mich jeden Tag wieder darauf mit ihr Zeit zu verbringen.
Irgendwann fragte ich sie dann doch, ob sie nicht abends noch ein bißchen mit zu mir runter kommen wollte und wir fingen an, abends teilweise noch ihre Hausaufgaben zu machen, die sie nicht alleine schaffte oder schauten einfach nur Fernseh, bis sie dann schließlich schlafen ging. Das läuft nun schon ca 6 Monate so, ich habe aufgehört Computer zu spielen, habe einen Weg zurück ins "Leben" gefunden, gehe abends nachdem meine Stiefschwester schlafen geht, in einen Fitnessstudio trainieren. Trotzdem mache ich mir einfach nur unglaublich viele Gedanken, ich habe 6 Jahre meines Lebens einfach weggeworfen, bin absolut unglücklich in meinem Beruf, da ich nicht mehr 9 Stunden täglich mit Programmieren und vor mich hinschweigen verbringen möchte und mir mein Leben und meine Zukunft mittlerweile doch einfach wieder etwas bedeuten. Ich hätte soviel mehr erreichen können, da mir die Schule und das Verstehen von Themen in der Schule einfach so viel leichter fällt, als vielen anderen. Ich würde einfach gerne wieder auf eine Schule gehen und die ganzen Dinge nachholen, auf partys gehen, endlich wieder Freunde finden, etwas mit Freunden unternehmen, mich mit Freunden über alltägliche Dinge unterhalten.
Das einzige Thema das es bei uns in der Mittagspause gibt, sind Computerspiele, es erinnert mich einfach immer wieder daran, wie viel ich doch weggeworfen habe. Ich bin einfach durch und durch unglücklich mit meiner Ausbildung, bin nun aber schon im 2. Lehrjahr und auch schon etwas spät dran um mich auf einen WG/TG zu bewerben. Ich bin mir einfach unsicher, was ich tun soll.
Falls es ein paar gibt, die sich doch die Mühe gemacht und diesen langen Text gelesen haben, würde ich mich über ein paar Ratschläge oder Meinungen freuen.