Ich war damals 12 Jahre alt. Meine Mutter wollte mir etwas Gutes tun, also fuhren wir an meinem Geburtstag in eine nahe gelegene Stadt, um dort Bowlen zu gehen. Es war dunkel und Winter und die ganze Straße war vereist. Mom fuhr relativ langsam. Wir kamen an eine Kreuzung mit einer Ampel und mussten anhalten. Bei grün fuhr Mom langsam in die Kreuzung, doch von rechts kam ein Auto angefahren, das wegen des Eises nicht anhalten konnte. Es geriet ins Schlingern und krachte voll in unser Auto.
In diesem Moment habe ich auf einmal alles von oben gesehen. Ich hatte keine Angst, sah aber trotzdem nicht gerne zu, wie meine Mom mit blutiger Stirn auf dem Lenkrad lag. Rechts neben ihr, auf dem Beifahrersitz, saß ich - die Türe zu meiner Rechten war von dem anderen Auto total eingedrückt worden - und auch ich blutete und mein Arm sah eigenartig verrenkt aus. Obwohl ich außerhalb des Autos war, konnte ich nach innen hinein sehen und alles andere in meiner Umgebung war unheimlich klar und deutlich zu erkennen. Ich schwebte mit meinem schwerelosen Körper auf das Auto zu und brüllte Moms Namen, doch sie reagierte nicht. Ich wollte sie schütteln, doch konnte ich sie nicht berühren - meine Hand ging durch sie hindurch. Ich sah rechts von mir den Fahrer des anderen Wagens aussteigen und zu unserem Auto laufen. Er telefonierte (ich hörte ihn mit einem Polizisten reden) und dann kam er zu uns, öffnete Moms Autotür und versuchte, sie dort raus zu bekommen.
Auf einmal stand ich in einem finsteren Tunnel. Ich wunderte mich, dass ich nicht mehr die andere Szene beobachten konnte, doch dann tauchte plötzlich eine Lichtgestalt am Ende des Tunnels auf. Sie versprühte eine unglaubliche Wärme und Liebe und ihr Licht war blendend hell doch es tat mir in keiner Weise weh. Ich hatte das Gefühl, ich wäre Gott begegnet. Die Lichtgestalt rief mich zu sich (aber ohne, dass sie Worte aussprach) und ich lief langsam darauf zu. Je näher ich ihr kam, desto wohler und geliebter fühlte ich mich. Als ich schließlich bei dem Licht angekommen war, fragte es mich, ob ich wirklich schon gehen wolle, ob ich mein Leben schon gelebt hätte und wie in einem Film lief mein bisheriges Leben noch einmal vor mir ab. Ich fühlte, dass mein Leben noch nicht zu Ende sein sollte und ich noch nicht sterben wollte. Ich musste wieder zurück.
Und genau in dem Moment, in dem mir dies bewusst wurde, nickte die Lichtgestalt und lächelte mir zu.
Dann rauschte ich durch den Tunnel zurück. Ich stand an einer roten Linie. Vor mir stand meine Mom. Wortlos erkannte ich, dass ihre Zeit gekommen war und wir hier voneinander Abschied nehmen muss-ten. Wir nickten einander zu und dann überschritt Mom die Linie.
Ich kam plötzlich in einen hellen Raum. An einem Bett, auf dem mein eingegipster und bandagierter Körper lag, saßen meine besten Freundinnen und weinten.
Irgendwann muss ich dann in meinen Körper zurückgekehrt sein. Ich erwachte nach ein paar Tagen mit ziemlichen Schmerzen und ließ mir erzählen, was passiert war, dass meine Mutter bei dem Unfall verstorben und auch ich schwer verletzt worden war.