Fast jeder hatte in seiner Kindheit nächtliche Traumgespenster. Nachfolgend die meinigen, die damals bei uns sozusagen ein- und ausgegangen sind.
Es gab mehrere Rassen von Dämonen, bei denen die einzelnen Individuen keine eigenen Na-men hatten. Ich habe in den Träumen immer nur die Rassennamen erfahren. (Und: Die hatten wirklich so bescheuerte Namen! Ich habe mir das nicht ausgedacht zumindest nicht im Wachzustand.) Dies waren im Einzelnen:
-"Der alte Schmutz".
Lebendig gewordene, weibliche Schaufensterpuppen ohne reales Vorbild. Der Name kam daher, weil die Menschen in der Traumhandlung sofort stets extrem angewidert aufschri-en: "Iiii, der alte Schmutz!", wenn irgendwo in der Öffentlichkeit eine dieser Dämonen-frauen auftauchte. Wofür es allerdings keinen erkennbaren Grund gab. Sie ließen keinerlei feindliche Absichten erkennen, sie machten überhaupt nichts. Eigentlich war an ihnen ü-berhaupt nichts besonders, außer der Tatsache halt, dass sie Dämonenfrauen waren. Die Ursachen für diese aggressiv betriebene Form sozialer Ausgrenzung waren für mich so-wohl im Traum wie auch in der Wirklichkeit unverständlich.
-"Die alten Tanten".
Hierbei handelte es sich um die aus den Zwanziger Jahren stammenden weiblichen Mode-puppen des Modegeschäftes Hermann Ibe auf dem Kölledaer Marktplatz, welche im Traum lebendig wurden.
Ihr natürliches Habitat lag dort allerdings in einer anderen Dimension. Und zwar gab es in den Träumen in genau dieser anderen Dimension ein exaktes Äquivalent zu unserer da-maligen Wohnung. Welche deckungsgleich auf genau derselben Stelle wie unsere lag, nur auf einer anderen Raum-Zeit-Ebene. Dort lebten "Die alten Tanten" und "Die alten On-kels".
Die "Verbindungsnaht" zwischen den beiden Dimensionen war das lange, silberne Ofen-rohr des Kohlenofens im Gästezimmer meiner Großmutter. Dieses Rohr war eine Art Transmitter, mit dessen Hilfe sie zwischen den beiden Welten "hin und her switchen" konnten. Jedes Mal, wenn sie kamen oder gingen, gab das Rohr ein metallisches Geräusch von sich, das sich wie "Pläng" anhörte.
Natürlich kannte ich damals als Kind all diese Science-Fiction-Ausdrücke noch nicht. Ich habe es aber dennoch so geträumt.
Ich kann mich noch erinnern, in einem Traum stand eine der "Alten Tanten", es war die mit der albernen Zwanziger-Jahre-Bubikopf-Frisur (Das Grusligste an diesen Frauen war eindeutig ihr Modegeschmack!), am Tisch in der Stube meiner Großmutter, hantierte dort irgendetwas und schimpfte dabei mit mir: "Immer die Fernsehstäbe! Da kaufen wir dich nämlich mal!"
Na ja, scheinbar reden nicht nur in der realen Welt, sondern auch in der Traumwelt Frauen wirren, nicht nachvollziehbaren Schwachsinn Wenn man es recht bedenkt, gab es an den Tanten eigentlich gar nicht so viel Übernatürliches. Sie waren herrschsüchtig, domi-nant, mischten sich überall ein und redeten Unsinn kurzum: Sie waren in jeder Hinsicht Frauen!
-"Die alten Onkels".
Die männlichen Modepuppen aus dem Modegeschäft Hermann Ibe. Waren zwar so etwas wie die Ehemänner der "Alten Tanten", hatten aber rein gar nichts zu melden. Waren ei-gentlich bloß anwesend und sonst gar nichts. So wie im realen Leben auch.
Ein Sex-Leben schien es zwischen den Onkels und Tanten übrigens auch nicht gegeben zu haben. Von "Alten Kindern" habe ich jedenfalls nie geträumt.
-"Die Onkel Uhus".
Hießen nur so, hatten äußerlich mit Uhus nichts gemein. Tatsächlich waren sie jene Schneiderpuppen, wie sie vom Design her zu DDR-Zeiten in allen Modegeschäften Stan-dard waren. (Da gab es wahrscheinlich nur eine einzige Firma, die mehr oder weniger das ganze Land belieferte.) Sie waren in den Träumen die Hilfsarmee der "Alten Tanten". Ü-ber die Entstehung dieser Rasse hatte ich mehrfach geträumt, dass sich Selbstmörder nach ihrem Tod in einen "Onkel Uhu" verwandeln. Sie wussten danach noch vollumfänglich, wer sie im Leben waren, aber äußerlich hatten sie sich in einen "Onkel Uhu" verwandelt. Auf diese Weise konnten auch weibliche "Onkel" Uhus entstehen.
Es existierten hier zwei Unterrassen, nämlich schwarze und weiße "Onkel Uhus". Die Far-be schien allerdings in der Praxis keinerlei gesellschaftliche Bedeutung zu haben.
Außerdem träumte ich in mehreren Träumen, dass sie sich ab und zu trafen, um irgendein geheimnisvolles Ritual namens "Hütestutz" hatte auch wiederum nichts zu tun mit Hü-ten zu praktizieren. Das kam in mehreren Träumen vor. Einmal beobachtete ich, wie ein "Onkel Uhu" seine Brüder zu dem Ritual zusammenrief: "Hütestutz! Hütestutz! Hüte-stutz!" Und ein anderes Mal erklärte mir meine Mutter im Traum: "Wenn Hütestutz ist, muss der Onkel Uhu her!" Na denn.
Einmal sagte mir Mutter im Traum auch: "Wir brauchen die Uhus!"
Wozu man solche abgefahrenen Freaks braucht, ist mir allerdings bis heute schleierhaft.
Einmal träumte ich, wie sie im Schlafzimmer meiner Großeltern ein Parlament abhielten. So richtig mit Sitzrängen, mit Rednerpult, mit allem Drum und Dran. Wie das vom Platz-mäßigen her machbar war, die Frage wurde in der Traumhandlung elegant ausgespart.
In Abgrenzung dazu die Dämonen mit Namen:
-Lundestutz. Ein etwa elf- bis dreizehnjähriger Junge in der Aufmachung der frühen Sieb-ziger Jahre. Fuhr meistens auf seinem Fahrrad in der oberen Bahnhofstraße herum.
-"Der EKG".
Das war keine Abkürzung für irgendetwas, der Typ hieß einfach nur so. Äußerlich sah er dem Entertainer Michael Schanze ziemlich ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass er das Haar pechschwarz hatte und etwa nackenlang trug. Was sein Alter betrifft, würde ich ihn aus heutiger Sicht auf etwa Ende 30 schätzen sofern menschliche Zeitdimensionen bei diesem Dämon überhaupt eine Rolle spielen.
Bei ihm kann ich mich noch erinnern, dass man sich mit ihm zwar völlig normal unterhal-ten konnte, wenn er aufkreuzte, die Unterhaltung aber etwas einseitig blieb. Er sagte näm-lich niemals auch nur ein Wort, sondern grinste nur ab und zu unsicher. Er schien mir eine sehr verklemmte Type zu sein. Also nicht wirklich die idealen beruflichen Qualifikationen für ein Traumgespenst.
Außerdem schien er irgendeine Affinität zu sadomasochistischen Praktiken zu haben. Ein-mal beobachtete ich im Traum, wie er jemanden im beiderseitigen Einvernehmen mit ei-nem Notenschlüssel (!) auspeitschte.
Dem heutigen Stand der Technik entsprechend würde er sich wahrscheinlich "der DVD" oder "der USB" nennen.
-Wiedhelm. Kann man sich ungefähr vorstellen wie David Hasselhof mit Mitte Zwanzig. An ihm gab es eigentlich gar nichts Spezielles. Außer, dass er in einem Traum mal ab-sichtlich mit seinem Auto, einem Sportwagen, die Holzzäune an einer Pferdekoppel ka-puttgefahren hatte.
-"Herr Köhler".
Von der Erscheinung her ein Mann Mitte Vierzig, korpulent, schwarzes, glattes Haar, bie-derer Seitenscheitel. War insofern ein sehr ungewöhnlicher Dämon, da er auf dieser Da-seinsebene einem ganz normalen Brotberuf nachging. So sah man ihn wahlweise als Last-kraftwagenfahrer oder als Baggerfahrer.
Aber trotz dieses sehr bürgerlichen Auftretens musste er ein sehr mächtiger Dämon ge-wesen sein, da ich ihn einmal auch als irgendeinen Obermacker im Jenseits erlebte.
-"Das ewige Hochzeitspaar". Wie der Name sagt, ein junges Brautpaar.
-"Die Prinzessin mit den Augen". Hier bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich sie jemals per-sönlich zu Gesicht bekommen habe.
Auch wieder total bescheuert, praktisch jedes intelligente Wesen auf Erden verfügt über Augen.
-Monika. Lebte übrigens auch in einer Paralleldimension.
-Sina.
-"Die Hutfrau". Ihre Besonderheit war, dass sie einen dieser pilzförmigen vietnamesischen Strohhüte trug.
Vom Optischen her gab es unter diesen Dämonen drei Gruppen:
Zu hundert Prozent in menschlicher Gestalt erscheinende Dämonen:
+Lundestutz.
+"Der EKG".
+Wiedhelm.
+"Herr Köhler".
+"Das ewige Hochzeitspaar".
Folgende Dämonen gehörten dem äußeren Erscheinungsbild nach zu ein- und derselben Rasse, nämlich der der lebendigen Schaufensterpuppen:
+"Der alte Schmutz".
+"Die alten Tanten".
+"Die alten Onkels".
+Sina.
+"Die Hutfrau".
+Eventuell auch die "Prinzessin mit den Augen", aber hier bin ich mir, wie gesagt, nicht so sicher, weil ich sie nicht so oft gesehen habe.
Total abgefahren:
+"Die Onkel Uhus".
+Monika. (Sie war von ihrem Verhalten her zwar in keiner Weise bedrohlich, und ich habe auch kein Problem damit, über sie zu sprechen, aber dennoch möchte ich aus Rücksicht auf sensiblere Leserinnen und Leser nichts zu ihrem Äußeren schreiben.)
Bemerkenswert war übrigens, dass praktisch alle diese Dämonenwesen sich völlig friedfertig gebärdeten und keinerlei feindliche Absichten erkennen ließen. Bösartig und gefährlich waren eigentlich nur "Die alten Tanten" respektive ihre Hilfsarmee, "Die Onkel Uhus".
Die "Tanten" waren bösartig, herrschsüchtig und notgeil eventuelle Ähnlichkeiten mit rea-len DDR-Frauen waren rein zufällig und vom Traumdrehbuchschreiber in keiner Weise be-absichtigt Vor allem ihr starker sexueller Aspekt war auffallend. Dies machte sie zu sehr ambivalenten Wesen. Einerseits waren sie "die Bösen". Andererseits jedoch lösten die nächt-lichen Interaktionen mit ihnen bei mir im Traum extrem starke erotische Gefühle aus. Irgend-wie wussten sie genau, auf welche Knöpfe sie bei mir drücken mussten, um bei mir ein wah-res Feuerwerk erotischer Gefühle auszulösen. Mit meinem heutigen mythologischen Wissen möchte ich sie daher fast ein wenig mit Sukkuben vergleichen.
Ambivalent waren sie auch in anderer Hinsicht. Einerseits machten sie natürlich auf böse, Kinder erschreckende Traumgespenster, das war ihr Job. Aber andererseits hatte ich manch-mal fast das Gefühl, als ob sie wüssten, dass ich es war, der in diesem Traumuniversum die Fäden in der Hand hielt. Denn zweimal boten sie von sich aus an, zu verschwinden, wenn ich keinen Bock mehr auf sie habe. Nach dem ersten Mal sind sie echt für eine lange Zeit nicht mehr wiedergekommen, nach dem zweiten Mal praktisch nie wieder.
Ebenfalls feindliche Absichten erkennen ließ eine Dämonin, die bloß mal in einem einzigen Traum bei uns zuhause in der Wohnung meiner Großmutter auftauchte. Sie sah aus wie eine ungefähr 70-jährige Frau, hatte jedoch statt einer Nase einen Elefantenrüssel im Gesicht. Sie wirkte damit fast ein wenig wie ein weibliches Gegenstück zu dem indischen Elefantengott Ganesha, den ich erst viele Jahre später kennenlernte.
Irgendein undefinierbares Zwischending in punkto Bösartigkeit war "Herr Köhler". Eine sehr zwielichtige Gestalt, bei der man nie genau durchsah, was sie eigentlich plante.
Ebenfalls festhaltenswert: All diese Gespenster lebten in ein- und demselben Pantheon, dem-selben Traumuniversum. Denn ich weiß noch genau, wie eine der alten Tanten, es war die mit dem Bubikopf, von der Prinzessin mit den Augen erzählte.
Und: Sie spukten in den Träumen nicht um Mitternacht in irgendwelchen Schlosskellern her-um, sondern waren bei Tageslicht ganz normale Bestandteile des Alltagslebens. Ich möchte sogar behaupten, sie hatten irgendwie etwas Bürgerlich-Biederes an sich.
Aufgetaucht sind diese Kreaturen so ungefähr zwischen 1980 und 1985, grob geschätzt.
Auffallend auch, dass nach dem ersten Auftauchen der "alten Tanten" der "alte Schmutz" nie wieder etwas von sich hören ließ. Kein einziges Mal! Man kann daher den "alten Schmutz" als fast so etwas wie das "mythologische Vorgängermodell" der "alten Tanten" bezeichnen.
Ist schon eine Wissenschaft für sich mit diesen Freaks
Da diese Wesen sehr häufig in meinen Träumen erschienen und dort teilweise auch mit realen Personen interagierten, kam es mir manchmal rein subjektiv ich betone, wirklich nur rein subjektiv so vor, als ob alle anderen Menschen diese Wesen ebenfalls kennen müssten. Dass ich auf der ganzen weiten Welt der einzige Mensch bin, der sie kennt, kam mir manchmal vom Gefühlsmäßigen her fast ein bisschen unwirklich vor.
Jahre später, als der Grusel-Faktor dieser Wesen längst erloschen war und sie mittlerweile nur noch ein Stück Kindheitsfolklore waren, dachte ich manchmal im Wachzustand: Eigentlich könnten die ja wieder mal bei mir vorbeisehen. Und wenn es nur aus Höflichkeit ist. Auch wenn sie als Kind Gruselgespenster waren mit ein paar Jahrzehnten Abstand gehörten sie dann doch irgendwie zur Familie dazu. Heute würde ich den Original Alten Tanten und On-kels sogar Asyl auf meinem Dachboden gewähren.
Aber Fehlanzeige! KEIN Lebenszeichen haben sie mehr von sich gegeben. Kein Lundestutz mehr, keine Sina mehr, und EKG gab es auch bloß noch beim Arzt. Sie sind einfach alle fort-gegangen und haben mich allein zurückgelassen. Bloß weil man sich nicht mehr vor ihnen gruselt, ist man diesen Ar. offenbar nicht mehr fein genug! Da kennen sie einen nicht mehr, da wollen sie nichts mehr mit einem zu tun haben! Pfui Deibel! Eine saubere Sorte Kindheitsgespenster ist das!
Dabei würde es mich schon interessieren, was die heute machen. Spuken die inzwischen in anderen Kindergehirnen herum? Oder haben die sich vollkommen aus dem Show-Geschäft zurückgezogen? Befinden die sich in der 23. Dimension irgendeiner Esoterikersekte?
Einen Facebook-Account hat übrigens keiner von ihnen, das habe ich überprüft
Auch bei der Wikipedia war nichts über sie zu finden. (Mal im Ernst, das wäre ziemlich abge-fahren, wenn ich nichtsahnend das Online-Lexikon aufmache und da dann plötzlich lese: "Lundestutz ist ein ostdeutscher Traumdämon von Christoph Altrogge. Seine hervorstech-endste Eigenschaft ist es, mit einem Fahrrad in der Bahnhofstraße der Stadt Kölleda herumzu-fahren.")
Oder sie sind alle in der Marktwirtschaft angekommen und haben sich selbstständig gemacht:
Lundestutz bietet geführte heimatgeschichtliche Fahrradexkursionen durch Bahnhofstraßen an.
Herr Köhler betreibt einen Nostalgie-Abenteuerspielplatz für Erwachsene, auf welchem man mit Lkw und Bagger aus alten DDR-Zeiten herumkurven kann.
Die Hutfrau hat ein Modistinnengeschäft eröffnet.
Gleich mehrere Dämonenwesen sind ins Erwachsenenbildungsgeschäft eingestiegen und biet-en Kurse zu verschiedenen Themen an:
"Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung Augenoptiker". Leiterin: Die Prinzessin mit den Augen.
"Ehevorbereitung". Vortragende: Das ewige Hochzeitspaar.
"Rhetorik und Kommunikation". Vortragender: Der EKG.
"Griesgrämigkeit und Herrschsucht speziell für die Frau 50 plus". Vortragende: Die alten Tanten.
Ein paar Jahrzehnte später tauchten tatsächlich mal zwei völlig neue Gespenster in dem Pan-theon auf. Eines davon war ein grotesker, kleiner Gnom, welcher sich "der Zwerg Edathy" nannte. Irgendwie war wohl der Name des sozialdemokratischen deutschen Politikers bei mir im Unterbewusstsein hängengeblieben. Bei mir im Traum war dieser Zwerg eine Art Tor-wächter zu einer Paralleldimension, die im Prinzip genauso aussah wie unsere bekannte Erde, in der jedoch ewige Nacht herrschte. Ich habe mich mit ihm im Traum vollkommen normal unterhalten. Er sprach irgendeinen deutschen Akzent.
Die zweite Figur und ich bitte hier gleich vorab, mich nicht unter Rassismusverdacht zu stellen trug den Namen "die Muslim-Schlampe". Es handelte sich dabei um eine Dämonen-frau, die ihr groteskes Äußeres hinter einer Vollverschleierung mit Augenschlitz verbarg, wie man es bei manchen islamischen Frauen sieht. Ich lebte zu dieser Zeit bereits im multikultur-ellen Wiener Stadtbezirk Ottakring, da hat wahrscheinlich die Umgebung auf die Träume ab-gefärbt. Wie gesagt, der Name "Muslim-Schlampe" war die selbst gewählte Eigenbezeich-nung dieser Dämonin im Traum!
Ich nehme an, sie wollte durch diese Selbstverleihung einer negativ konnotierten Bezeichnung ihre Natur als ein negativer Dämon unterstreichen. Oder anders gesagt: Sie wollte vermitteln: Huuuh, ich bin eine Böse, fürchtet euch vor mir!
Da ich schon gerade beim Bezirk Ottakring bin: Manchmal, wenn ich in den Straßen an einem der zahlreichen türkischen Modegeschäfte mit der entsprechend folkloristischen Mode in der Auslage vorbeikam, musste ich beim Anblick der Modepuppen schmunzeln und denken: Das sind "Ülte Tünten"!
Flugträume: Habe ich manchmal. Während sich die meisten Menschen in ihren Flugträumen wie Vögel vorwärts bewegen, sind es bei mir zwei Arten. Die eine: Ich schwebe aufrecht stehend in ungefähr einem Meter Höhe nach vorn. So, als würde ich auf einem unsichtbaren Fahrzeug stehen. Die zweite: Ich fahre in ungefähr derselben Höhe auf einem unsichtbaren Skateboard.
In einem Traum wirbelte es mich mal wie ein Blatt von einem Baum durch die Luft.
Ich möchte abschließend noch von meinen "Horror-Komödien" berichten. Denn manche an-geblichen Alpträume, die ich irgendwann mal hatte, wiesen eigentlich eher die "künstlerische Form" einer Horrorkomödie auf.
Einmal ging ich bei Tag die Albert-Träger-Straße, meine alte Straße in Kölleda, entlang. Auf der Westseite. Ungefähr 16 war ich da gerade. Die Straße war vollkommen leer. Abgesehen von einem Mann, der mir von weitem auf meiner Seite entgegenkam.
Als wir uns ungefähr auf der Höhe unseres damaligen Hauses begegneten, bemerkte ich, dass er ein Skelett war. Er trug einen schwarzen Ledermantel, einen schwarzen Lederhut und darunter steckte ein Skelett!
Ich begrüßte ihn mit den Worten: "Hallo, Knochi!"
Daraufhin sah er mich etwas verunsichert an und lief schnell in die Richtung weiter, aus der ich gekommen war.
Auch ungefähr in dieser Zeit geträumt: Es ist Morgen. Ich bin schon wach, sitze aber noch im Bett. Um mich herum stehen lauter Monster. Und die sehen abgefahren aus, wirklich abge-fahren. Ich empfinde die Situation aber als vollkommen normal.
Meine Mutter kommt zur Tür herein und sagt völlig entsetzt: "Um Gotteswillen, was ist denn hier los?"
Darauf sage ich wörtlich: "Ich versuche gerade, Monstern parlamentarische Demokratie bei-zubringen!"
Viele Jahre später. Ich stehe mit meiner Mutter in einem Wohnblock. Vor uns liegt eine Glas-tür, hinter der sich ein Flur mit den Eingängen zu etlichen Apartments befindet.
An dem Wohnungseingang direkt in unserer Nähe befindet sich ein entfernt humanoid aus-sehendes männliches Monster. Es schließt gerade die Tür auf. Über seiner Schulter liegt eine bewusstlose Frau. Ich sage bei dem Anblick: "Eh, guck mal, da ist ein Monster!"
Also nicht: Huch, ein Monster! und: Das ist ja schrecklich!, sondern: Ach, da ist ja ein Mons-ter! Na, das ist ja interessant! Was macht denn das da?
Wir lebten schon lange in Österreich, da träumte ich einmal, ich befände mich in unserem alten Garten in Deutschland. Es war Mittag und ziemlich heiß. Mit mir befand sich ein Blut-saugerdämon im Garten. Wenn man den Garten geistig in vier Quadrate unterteilte, stand er ungefähr in der Mitte des südöstlichen Quadrats. Sein Äußeres war fast zur Gänze mensch-lich. Einzig im Gesicht wies er irgendwelche zickzackförmigen Entstellungen auf.
Er grinste siegessicher und wollte sich auf mich stürzen, um mich auszusaugen.
Doch praktischerweise hatte ich gerade ein magisches Messer zur Hand. Dieses rammelte ich mehrfach in ihn rein. Plötzlich löste er sich in Luft auf.
Da es thematisch gerade zum Kapitel passt: Wie mir berichtet wurde, soll ich mich, als ich elf Jahre alt war, einmal im Schlaf aufgerichtet und mit staatstragender Stimme verkündet haben: "Das Türkenreich wird aufgelöst!!! I C H übernehme das Türkenreich!!!"
Danach habe ich mich angeblich wieder hingelegt und normal weitergeschlafen.
Erinnern konnte ich mich am nächsten Morgen jedenfalls an nichts. Aber das ist so bescheu-ert, das kann sich keiner ausgedacht haben.
Hallo, Hollywood-Regisseure! Falls ihr wieder mal einen Film im "Twin Peaks"-Stil dreht ich verkaufe euch die gesamte Freakshow zu einem Sonderpreis! Meldet euch bei mir!
Und, da mir die Frage so schon einmal gestellt worden ist: Nein, ich habe nicht auf Koks eine Folge "Supernatural" gesehen. Ich habe das als Kind wirklich alles so geträumt, wie ich es hier geschildert habe.
Christoph Altrogge