Mir ist klar, daß die folgende Geschichte voller eigener Fehler ist. Allerdings glaube ich offen und ehrlich gegenüber einem Menschen, dem ich mich nahe fühlte, gewesen zu sein. Und sehe mich enttäuscht und sogar getäuscht. Und frage mich, wo genau ich meine Fehler begangen habe. Ich befürchte, bereits in dem Moment in dem ich sie zu schätzen begann.
Die grundsätzliche Geschichte: Wir sind Kollegen, und beide jeweils verheiratet. Vor ca. 2 Jahren begannen wir zu flirten, gemeinsam Kaffee zu trinken, Mittag zu essen, usw. Es ist mir schwer zu sagen wer damit begonnen hat, es hat sich so entwickelt. Sie ist eine intelligente, liebe und attraktive Frau, und es ist nicht schwer sie sympathisch zu finden. Kurz gesagt: Sie war genau mein Fall :-(. Wobei ich meine Liebe zu meiner Frau nie verlor, es war lediglich plötzlich ein zusätzliches Gefühl in mir. Mir erschien das zwar seltsam, und ich hatte das zuvor nie erlebt. Aber es war so.
Die Flirterei stieg mir zu Kopf. Einmal standen wir, ohne Platznot, so nah beieinander, dass unsere Finger sich berührten, und keiner zog die Hand zurück. Ebenso ausgedehnte Gespräche über privates. Ich war immer eher ein Langsambegreifer wenn sich etwas anbahnte, und hier waren die Zeichen für mich überdeutlich.
Seit einigen Monaten ist sie in Elternzeit. Aus Interesse an ihr, und um den Kontakt zu erhalten, fragte ich, ob ich ihr Mails schreiben und anrufen dürfe. Ich fragte mehrfach, und bekam als aufmunternde Antwort immer, dass sie sich darüber freue, aber nicht antworten knne, weil sie mit dem Baby kaum Zeit habe. Das kenne ich aus eigener Erfahrung, und verstand es nur allzu gut.
Ich konnte nicht anders, und sprach sie zaghaft darauf an. Ich schrieb ihr dann sogar zwei sehr offene Mails, in denen ich ihr schließlich meine Gefühle offenbarte. Jedoch betonte ich stets, dass ich keine Affaire mir ihr wolle. Keiner von uns will sich aus den jetzigen Beziehungen trennen. Aber trotzdem ihr meine Gefühle offen sagen wolle, so wie es unter guten Freunden möglich sein muss, und alles andere hätte ich auch als Betrug an ihr und besonders an mir betrachtet. Ich war nichts anderes als offen und ehrlich. Ich war mir sicher, dass unser Kontakt gut genug sei, diese Offenheit zu vertragen. Letztenendes ist es doch nichts anderes als ein großes und ernst gemeintes Kompliment. Und wir hatten zuvor auch schon über privates und Gefühle gesprochen.
Die Reaktion war harsch: Nein, sie habe stets erwartet ich würde sie behandeln wie jeden anderen Kollegen(!). Und sie könne sich eine enge Freundschaft mit mir nicht vorstellen. Außerdem würde sie meine Mails und Anrufe, mit denen ich sie ca. einmal pro Woche zu erreichen versuchte seit sie in Elternzeit ist, "unnormal" finden. Was heißt "normal" in dem Fall? Aufdringlich wollte ich zumindest nie sein, sondern ich hatte, wie gesagt, sogar gefragt und aufmunternde Antworten erhalten. Allerdings habe ich ihr geglaubt, daß sie deshalb nicht antwortet, weil sie, wie sie sagte, keine Zeit habe, sich aber über meine Mails und Anrufe freue. Normalerweise hätte ich ja jemandem, der nicht antwortet, nicht weiter geschrieben.
Ab sofort hielt ich selbstverständlich Funkstille.
Einerseits trifft mich das, denn ich kann ihr Verhalten nicht nachvollziehen. Dass sie mich nicht liebt war mir klar, aber dass sie mich als normalen Kollegen behandeln will, scheint mir nach der Vorgeschichte wie eine fahrlässige Täuschung. Sie war eindeutig mehr als nur nett. Wobei sie das verneint, sie meint, sie sei lediglich höflich gewesen. Die Gespräche gingen klar über die mit einem durchschnittlichen Kollegen hinaus, und die allermeisten meiner Kollegen kenne ich nicht mal beim Namen, geschweige denn esse ich fast täglich zu Mittag mit jedem.
Andererseits macht es mir den "Ausstieg" einfach: Auf jeden, der freundlich tut, harsch abweist, verneint was offensichtlich war, und ausdrücklich höfliche Oberflächlichkeit wünscht, kann ich gut verzichten. Neulich war ich krank, und da schrieb sie mir doch noch eine gute Besserung.
Was aber in mir bleibt ist die Frage was das Ganze eigentlich sollte. Die meisten meiner Kollegen kenne ich nichtmal beim Namen. Den Fehler habe ich wohl begonnen, als ich Gefühle für sie entwickelte, obwohl sie es vielleicht nicht Wert ist. Und ich habe es nicht mal erkannt.
Wie klingt das für euch? Bin ich völlig blind und taub, oder ist euch das auch schonmal passiert? Was soll das?
Hat das noch irgendeinen Sinn?
Danke vorab.