lula_12944343Nun,
.... wie du es möglicherweise verarbeiten könntest, kann ich dir so genau nicht sagen - leider -, denn jeder verarbeitet anders.
Vielleicht hilft es dir jedoch ein bisschen, wenn ich dir erzähle, wie ich nach dem Tod meiner Kleinen weitergemacht habe.
Ich war in der ersten Zeit innerlich wie tot. Leute um mich herum (meine engsten Verwandten wie Mama, mein Lebensgefährte etc.) weinten und betrauerten den Tod meiner Kleinen und ich war diejenige, die sie allesamt getröstet hat. Erst ca. ein halbes Jahr später (dürfte so in etwa in deine jetzige Zeit fallen) realisierte ich die Wahrheit - ich kann jetzt sagen, dass ich mich vorher im "Verdrängungsmodus" befand.
..... ich viel in ein großes schwarzes Loch und hatte auf nichts mehr Lust, war einfach nicht mehr fähig, mein Leben wieder aufzunehmen. Lediglich meine Arbeit, die ich knapp nach dem Tod sofort wieder aufgenommen hatte, rettete mich über die Tage.
In dieser Zeit fing ich an, mir vorzustellen, wie es JETZT mit meiner Kleinen wäre, wie ich mit ihr ausfahren würde, wie ich sie füttern und knuddeln würde, sie im Arm halten würde ..... und ...... ich weinte. Vorerst weinte ich mit meinem Lebensgefährten, irgendwann aber alleine, da er meinte, man müsse sich zusammenreißen, das Leben ginge ja weiter. Alle übrigen mir nahestehenden Personen mieden zu diesem Zeitpunkt bereits das Thema und es gab niemanden, dem ich mich sonst noch anvertrauen hätte können.
Zuerst beweinte ich meinen Verlust, dann fing ich an, "ihr" Briefe zu schreiben. Ich begann jeden Brief mit "Meine liebe Kleine" und endete jeden Brief mit "deine Mama". So hatte ich für mich eine Möglichkeit geschaffen, mit ihr zu "sprechen". Ich hatte das dringende Bedürfnis verspürt, mit ihr zu kommunizieren. In diese Briefe schrieb ich einfach alles. Meine Gefühlslage, wie ich sie vermisste, was ich erlebte usw..
Irgendwann wurden meine Briefe an "sie" seltener, jedoch meine Wut auf die "Ungerechtigkeit" dieser Welt, dass ALLE anderen ein gesundes Baby hatten, nur ich nicht, größer.
Gemischt mit Hass und der festen Überzeugung nie mehr wieder ein Kind bekommen zu wollen gliederte ich mich so schön langsam wieder ins Leben ein. Allerdings ging in dieser Zeit bei mir irgendetwas, das ich nicht beschreiben kann, verloren. So wie es vorher war, ist es bis jetzt nicht mehr geworden.
Was ich dir damit sagen möchte:
Ich habe die Gelegenheit nicht wahrgenommen und mir therapeutische Hilfe geholt, die ich - jetzt im Nachhinein betrachtet - dringend benötigt hätte.
Ich habe nicht aufgearbeitet, sondern lediglich verdrängt und "zugeschüttet. Dies macht sich bis heute bemerkbar.
JETZT habe ich zwei halbwüchsige Kinder, wobei ich zur Ersten nie den richtigen Zugang gefunden habe (heißt nicht, dass ich sie nicht von Herzen liebe, sondern nur, dass ich es nicht zuließ, mich emotional so sehr zu binden - die Angst davor, wieder zu verlieren, war zu groß) und zum Zweiten wohl ohne mein Zutun die "richtige" Mutterliebe gefunden habe, jedoch dies mit Vorbehalt. Was allerdings sehr stark in den Vordergrund gerückt ist, ist das "beglucken". Ich "sitze" regelrecht auf meine Kinder, habe immer Angst, auch wenn ich es vor ihnen nicht preis gebe, wobei ich glaube, dass sie es spüren - und das ist nicht gesund.
Dies sind nur grob beschriebene Eckpfeiler und bei Weitem nicht alles. Doch ein Umriss, der dir vielleicht zu denken geben könnte.
Nimm' dein Leben in die Hand, hol' dir Hilfe, es ist so wichtig.
Bei konkreteren Frage stehe ich dir natürlich sehr gerne zur Verfügung, denn - so finde ich - , was ich bei mir nicht geschafft habe, würde ich so gerne an andere weitergeben, dies in dem Wissen, dass anderen Menschen, hier in diesem Falle du, vielleicht besser geholfen werden kann.
Was ich dir von Herzen wünsche ist Kraft und Mut
LG