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Forum / Psychologie & Persönlichkeit

Kann den Tod von Mama nicht verarbeiten

Letzte Nachricht: 14. August 2018 um 21:47
H
hanife_12140219
13.08.18 um 23:49

Hallo, wahrscheinlich ist dieses Thema hier schon unzählige Male aufgekommen also entschuldige ich mich schonmal dafür, diese Diskussion zu starten.
Ich habe meine Mutter am 02. Oktober letzten Jahres für immer verloren..
Sie war sehr krank.. wohl schon seit einigen Jahren. Die Diagnose bekamen wir Ende Mai 2017 - Lungenkrebs, Endstadium. 
Der größte Schock meines Lebens. Ich war im 7. Monat schwanger.
Tag und Nacht nach Heilungschancen und homöopathischen Mitteln gegoogelt. Alles versucht.
Am 02.06. kam sie erstmals ins Krankenhaus für eine Biopsie - beim Eingriff wurde ihre Lunge verletzt. Ich war da, als sie in den OP kam und auch, als sie vom OP zurückkam. Wie sie dort saß, noch benebelt und so heftig nach Luft schnappte - ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten. 
Meine Mama, die immer das stärkste Glied unserer Familie war, war plötzlich so schwach und ich konnte ihr einfach nicht helfen. 
Sie bekam eine Dränage. Danach ging es ihr etwas besser.
Ich weiß nicht mehr wie lange sie nach dem Eingriff im Krankenhaus war, ich war jedenfalls ganztags dort. Ich wusste nicht wie viel Zeit mir noch mit ihr bleibt und ich wollte einfach keine Sekunde verpassen.
Irgendwann kam sie aus dem kh wieder nachhause, wir stellten die Ernährung um, sie nahm viele Vitamine und auch allerlei anderes - wie wir dachten - hilfreiches Zeugs zu sich. 
Sie nahm wieder etwas zu, unsere Hoffnung stieg weiter. Trotzdem kam sie weiterhin unzählige Male ins Krankenhaus. Schwere hustanfälle, Sauerstoffmangel, schmerzen. Ich weiß nicht mehr wie oft sie ins Krankenhaus kam. 
Am Tag der Geburt meiner Tochter kam sie, nachdem sie ihre Enkeltochter das erste mal gehalten hatte, wieder ins Krankenhaus. Wir lagen also zur selben Zeit dort. Ich bin jeden Morgen mit ihrer Enkeltochter zu ihr hochgefahren. Das hat ihr unglaublich gut getan, trotz ihrer heftigen hustanfälle.
Als ich nach 5 Tagen nachhause durfte müsste Mama noch dort bleiben. Ich bin jeden Tag mit meiner Tochter  zu ihr gefahren und haben zusammen draußen vor dem Krankenhaus die Sonne genossen.
Sie kam wieder aus dem Krankenhaus raus, für ein paar Tage. Dann musste sie wieder rein. 
An das letzte mal, dass sie ins kh kam kann ich mich noch erinnern als wär es gestern gewesen. 
In der Nacht hör ich meine Mutter schreien wir sollen einen Krankenwagen rufen da sie nicht atmen kann. Ich rannte ins Zimmer meiner Eltern m, hielt ihre Arme nach oben und versuchte sie zu beruhigen. Keine Chance sie hyperventilierte. So heftige Atemnot trotz Sauerstoffgerät hatte sie bisher nicht gehabt. Mein Vater war so verzweifelt. Ich rief einen Krankenwagen und wie setzen meine Mutter auf die Terrasse damit sie an der frischen luft ist. Das war der Moment an dem ich dachte meine Mutter würde jetzt für immer von uns gehen. 
Die sanitäter kamen und nahmen sie mit. Mein Vater ist hinterhergefahren. Ich versuchte meine Geschwister zu erreichen. Stundenlang. Habe aber nur meine Schwester, die in Mannheim lebte, erreichen können. Ich wollte meinen Vater das nicht alleine durchstehen lassen und ich konnte einfach nicht mit da ich ein 5 Wochen altes Baby hier hatte.
Ich bin direkt morgens früh ins Krankenhaus zu Mama gefahren. Sie war in der westklinik, da wo auch die Palliativstation ist. 
Die Schwestern zeigten uns ihr Zimmer in der Palliativ. Wir wollten uns wehren. Wir Olten nicht das Mama dort hin kommt. Wir wussten was dies bedeuten würde.. 
etwas mehr als 2 Wochen verbrachten wir den ganzen Tag auf der Palliativ. Bis Mama am 02. Oktober aufgehört hatte zu leben. 
Ich bin gerade vom Krankenhaus weg als meine Schwester mich anrief 
ich rannte hoch und sah sie da liegen - leblos und alle standen um sie rum und weinten
ich legte meinen Kopf auf ihre Brust, hielt sie ganz fest und bis davon überzeugt ihren letzten Herzschlag gehört zu haben. Und dann war es vorbei. 
Ihre Stimme war weg, ihr Lachen, ihre Umarmungen, ihre liebevollen Worte. Alles war weg. Einfach so. 
Ich bin ein Mensch der nicht offen zeigt wie es ihm geht. Aber es fühlt sich an als wär alles nur noch leer. Meine Tochter ist mittlerweile ein Jahr alt und bei allem neuen das sie lernt, bei jedem Lächeln, beim ersten Mal Mama sagen will ich mich umdrehen und es meiner Mama zeigen. Aber das geht nicht mehr.. ich habe die Klamotten die sie zuletzt getragen hat und ihren Schmuck den sie schon immer hatte in einem extra Regal in meinem Schrank verstaut. Jedesmal wenn ich diese Tür aufschiebe bekomme ich einen heulanfall. Das ist sicherlich normal, immerhin habe ich meine Mama verloren.. meinen Fels, meinen halt.. eigentlich alles.
ich habe immer mehr das Gefühl das es mich auffrisst und ich habe unglaublich starke verlustängste. 
Ich habe bisher mit niemanden so offen darüber gesprochen wie ich es hier schreibe. Ich habe gehofft, es würde irgendwie gut tun das doch irgendwie rauszulassen ohne dabei vor jemanden zusammenzubrechen.
und das tut es wirklich ein wenig. 

Sorry für diesen ewig langen Text.

 

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E
erykah_12577603
14.08.18 um 21:47

Liebe franzixc,

es tut mir unfassbar leid für dich und deine Familie. Ich kenne deinen Schmerz so gut. Vor 3,5 Jahren ist meine Mutter an Darmkrebs gestorben. Bis heute vergeht kein Tag, an dem ich nicht an Sie denke. Kein Tag vergeht, an dem mir mein Herz keinen Stich versetzt. Und es wird auch nicht besser. Es ist schön, dass du dich uns anderen anvertraust. Ich weiß, auch wenn man eine Familie und Freunde hat, niemand kann einen so gut verstehen. Man will nicht als schwach dastehen. Ich kann mir bis heute kein Leben ohne meine Mama vorstellen. Aber das Leben geht nun mal weiter. Und du musst es auch weiterleben. Für deine Tochter. Für deinen Familie. Aber vorallem für DICH. Deine Mama hätte es sich sicherlich so gewüscht.
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft.
Gruß, N.

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