Meine Eltern sind ein großes Thema in meinem Leben! Und eigentlich sollten sie das doch auch sein, schließlich sind Eltern sehr wichtig für die eigene Entwicklung, vorallem der Prägung des Charakters.
Nur leider kann ich, wenn ich das sage "Meine Eltern sind ein großes Thema" das nicht in dieser Art und Weise sehen oder meinen.
Leider habe ich kein besonders gutes Verhältnis zu meinen Eltern, was daran liegt, dass meine Eltern es vermisst haben so zu mir zu sein, wie man es als Eltern hätte tun sollen.
Klar das ist einfacher gesagt, als getan und ja es ist ein Haufen Arbeit eine gute Mutter oder ein guter Vater zu sein.
Ich bin nun 26 Jahre, habe letztes Jahr geheiratet und eine eigene Familie gegründet, denn seit August sind wir zu dritt. Mein Mann hat auch bereits eine Tochter aus erster Ehe, also hab ich schon ein bisschen Erfahrung gesammelt in den letzten 5 Jahren mit ihr / dem Familienleben :-)
Nun seitdem ich selbst Mutter bin, kann ich noch weniger nachvollziehen, was meine Eltern mit mir getan haben.
Vorweg muss ich nehmen, dass mein Vater selbst eine sehr schlechte Kindheit hatte und durch viele Ereginisse zu dem geworden ist, was er heute ist (Adoption, Alkohol usw.)
Aber wie ich finde sollten das keine Ausreden sein, dass er seine Vergangenheit auf mich projeziert hat, wo er doch selbst keine schöne Kindheit hatte.
Viele Dinge habe ich bereits verdrängt, aber gerade als junge Frau hat er mir Dinge gesagt, die mich so sehr verletzt haben, dass ich mein Vertrauen in ihn verloren habe. Ich war aufgrund dieser Schwierigen Beziehung schon oft bei einer psychologischen Beratung. Da wurde mir auch gesagt, dass meine Eltern in "ihrem Sumpf" ruhig untergehen könnten, doch ich müsste nicht mit ihnen untergehen. Das ich nur zwei Möglichkeiten hätte, entweder solle ich mir ein dickes Fell anschaffen oder den Kontakt zu meinen Eltern abbrechen.
Ich hatte schon ein paar Mal Funkstille mit meinen Eltern, dann war es danach auch eine Weile besser mit ihnen, aber sie werden dennoch immer wieder zu dem was sie sind. Denn eigentlich sollten BEIDE zu einem Psychologen, aber das steht nciht in meiner Macht, dass müssten sie selbst entdecken!
Der Auslöser:
Vor etwa 6 Jahren hat er mir gesagt, dass er eigentlich nie ein Kind wollte, dass meine Mutter fremdgegangen sei und ich nicht von ihm bin. Das ich eine "ekelhafte Drecksau" sei und das "so etwas" wie ich nicht seine Tochter ist. Daran kann er sich heute nicht mehr erinnern! Das meine Mutter, eine Mutter die ihr Kind schützen sollte, dann auch noch sagte, dass sei "doch alles gar nicht so schlimm gewesen", war natürlich für unsere Mutter/Tochter Beziehung auch nicht einfacher. Und auch meine Mutter hat schon einiges gegen ein gutes Verhältnis getan. So ist sie eifersüchtig auf mich, wenn mein Vater mich zu oft fotografiert -> "warum bist du schöner als ich" oder "so schön ist sie auch wieder nicht" oder "klar das du mich nicht fotografieren willst, weil ich hässlich und fett bin" oder "ich war nie so schön wie du, warum?"...
Nun haben wir letztes Jahr geheiratet. Natürlich dachte ich, dass mein Vater mich an den Altar führt, denn trotzallen Streiterein, habe ich immer wieder daran festgehalten, dass wir zueinander finden und uns vertragen. Mein Vater sagte mir dann aber, dass er sich noch überlegen müsse, ob er mich an den Altar führt! Da war für mich klar, dass er es nicht tun würde und ich bat meine Großmutter um den Gefallen.
Zur Hochzeit dann hat mein Vater auch nciht den ersten Tanz mit mir getanzt - die Braut freigegeben. So das ich den ganzen Abend eher nicht getanzt habe, abgesehen mit meinem Mann. Aber mein Schwiegervater hätte gern mit mir getanzt, wollte aber meinen Eltern/meinem Vater nicht den ersten Tanz nehmen - im Nachhinein hätte er das wirklich tun sollen oder zumindest hätte ich darauf bestehen sollen.
Nach der Hochzeit, zwei Tage danach, rief mein Vater mich an und war völlig aufgelöst, weinte am Telefon und wollte mich unbedingt sprechen.
Er hätte eine Eingebung gehabt und hat sich bei mir entschuldigt für sein Verhalten in all den Jahren usw.
-> ich habe eine Familie und ich will mich ändern, ich will mir Helfen lassen
das hielt eine Weile an... vielleicht ein paar Wochen.
Dann sagte er mir, dass er mich jahrelang aus seinem Herzen ausgeschlossen hat und das er mich in den letzten Jahren eigentlich irgendwie nicht mehr geliebt hat, plötzlich wäre ich aus seinem Herzen entschwunden und hätte nichts mehr gespürt. Aber jetzt wäre ich wieder da...
Ich konnte das erst gar nicht einordnen, als wäre es wie eine Gedankenblase im Raum, die umherschwebt. Mit der Zeit realisierte ich dann erst, was er da eigentlich von sich gegeben hat!? Das war natürlich sehr schwer für mich und für mich entgültig das, was das Fass zum überlaufen gebracht hat.
"Jetzt wäre ich wieder da"... so?! Und das er mich jahrelang nicht mehr geliebt hat sollte ich einfach hinnehmen und ihn jetzt auch einfach wieder in mein Herz lassen? Wollte ich das überhaupt?!
Einige Monate nach der Hochzeit feierte mein Onkel seinen 50. Geburtstag. Meine Familie, außer meine Eltern, leben 400 km von mir entfernt. Wir waren alle eingeladen und meine Eltern fuhren das erste Mal gemeinsam in die Heimat - zusammen mit meinem Mann und mir. Die Fahrt war schon etwas schwierig, aber es hielt sich noch in Grenzen. Man muss dazusagen, dass meine Eltern auch ohne diese ganzen Vorkommnisse recht schwierig sind. (Meine Mutter ist ein Trampeltier und mein Vater eine sehr nervöse Person - um es mal flappsig auszudrücken)
Nachdem mein Vater nach unserer Hochzeit feststellte, dass er eine Familie hatte und auch der Bruder meiner Mutter ein Teil seiner Familie ist "ich hab einen Schwager", war es ein paar Monate danach: "was will ich bei diesen Tennisidioten eigentlich?" (mein onkel spielt tennis).
als wir dann bei meiner oma waren, wir saßen gemeinsam im wohnzimmer, sagt mein vater plötzlich aus dem Nichts "ich glaub ich muss ausbrechen"
er wollte dann das wir in zu seiner Mutter fahren, weil er nicht wusste was meine Oma kochen würde und was es zu Essen gebe , bei seiner Mutter(wo er dann auch schlafen würde) wüsste er das es Würstchen mit Kartoffelsalat gäbe.
Das zog sich dann durch das ganze gemeinsame Wochenende und mein Mann und ich waren nicht nur genervt, sondern auch ziemlich sicher das war das letzte Mal, dass wir gemeinsam dorthin fahren.
Doch die nächsten Monate lief es eigentlich recht harmlos ab und auch mein Mann trag sich hin und wieder mit meiner Mutter zum Mittagessen in seiner Mittagspause (er arbeitet dort in der Nähe). Nun wurde ich schwanger und eigentlich war die situation zwischen meinen Eltern harmloser...
doch seit die Kleine nun auf der Welt ist, wird es zunehmend schwerer. Meine Mutter ist äußerst aufdringlich, wenn es um die Kleine geht und eigentlich geht es auch nur noch um unsere Tochter. Ein normales Gespräch kann man gar nicht mehr mit ihr führen.
Nichts desto trotz waren wir zum 80. Geburtstag meiner Oma wieder gemeinsam dort. meine Mutter ist schon früher mit dem Zug dorthin gefahren, mein Mann, ich und unsere Tochter kamen mit dem auto nach, weil wir wegen der kleinen nicht so lang bleiben wollten.Mein Vater kam gar nicht erst mit.
Wir waren drei Tage dort und es reichte, dass die Beziehung wieder einen riesigen Knacks bekommen hat. UNd das alles nur, weil meine Mutter nicht einsehen konnte, dass unser Auto vollgeladen war und sie nicht mitfahren konnte. Meine Mutter wollte Dienstags zurückfahren, mit dem Zug, so wie sie auch hergekommen war. Wir fuhren aber schon montags, weil wir so genervt waren. Das Thema "mitfahren" wurde von meiner Mutter überall thematisiert, obwohl ich ihr im Vorfeld schon erklärt habe, dass es nicht klappen würde, weil das Auto voll sein würde!!! Meine Mutter machte aber daraus: "Die WOLLEN mich nicht mitnehmen". Irgendwann, nachdem meine Mutter das zum 100. Mal breittrat, platzte meinem Mann der Kragen. Die Stimmung ist natürlich seitdem auf dem Nullpunkt gewesen. An unserem Abreisetag ging es meiner Mutter plötzlich aus heiterem Himmel schlecht. Kreislauf usw. Mir war schon klar, dass kann nur simuliert sein, dass wir vielleicht doch ncoh Mitleid bekommen und sie mitnehmen (was ja auch dann nicht geklappt hätte, weil das Auto voll war!)
Wir fuhren also ohne sie nach Hause. (Sie kam auch wie vorher klar gut mit dem Zug zu Hause an am nächsten Tag).
Nun bin ich wieder an einem Punkt angelangt und habe realisiert, dass sich die Beziehung zu meinen Eltern nie ändern wird, das Verhältnis bleibt schlecht und es wird immer wieder etwas passieren, was mich aus der Bahn wirft. Vom Vetrauen fangen wir gar nicht an, ich rechne mit dem Schlimmsten wenn es um meine Eltern geht und vetraue ihnen überhaupt nicht mehr, da sie mich schon so oft enttäuscht haben. Mein Mann ist auch an einen Punkt angekommen, dass er nicht mehr will und vorallem meinetwegen versucht mich so gut es geht zu schützen... und vorallem unsere Tochter. Das macht es eigentlich, und deshalb schreibe ich hier, noch schwerer. Das was mit mir geschehen ist, ist vorbei und lässt sich nicht mehr kitten. Dafür ist zu viel passiert und die Liebe zu meinen Eltern erloschen, egal wie sehr sie beschwören, dass sie sich ädnern und wie sehr sie mich leben, denn
"es zählt nicht das, was wir im Inneren sind, sondern dass was wir tun, zeigt wer wir sind"
aber was wird mit unserem Kind? Werden sie zu ihr so sein, wie zu mir. UNd muss ich das erst herausfinden, kann ich das Risiko eingehen? Denn ICH will mein Kind schützen und lasse es nicht zu, dass sie irgendwann Dinge zu ihr sagen, die ihr schaden, wie MIR!
Mein Mann ist da ganz meiner Meinung. Aber es fällt mir schwer, denn obwohl das alles passiert ist, es sind meine Eltern und in mir ist immer noch nicht die Hoffnung versiegt, dass sie doch irgendwann die Eltern werden, die ich mir immer gewünscht habe. Deshalb bin ich auch immer wieder so enttäuscht, wenn etwas vorfällt, dass das widerlegt!
Was kann ich tun? Oder kann ich überhaupt etwas tun? Ich will gar nicht mehr zu ihnen fahren, denn ich hab jetzt mein eigenes Leben und brauche sie nicht mehr... aber nun sind sie auch noch Großeltern und haben sie es überhaupt verdient, dass ich denke, dass ich ihnen etwas schuldig bin?