Hallo Leute
Also...ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Vielleicht stell ich mich erstmal vor. Ich heiße Nadine und bin 25 Jahre alt. Ich bin seit fast einem Jahr in therapeutischer Behandlung. Ursprünglich bin ich dort hingegangen, weil ich starke Schwierigkeiten damit hatte, mich von meinem damaligen Freund zu trennen. Von dem bin ich mitleiweile seit gut einem halben Jahr getrennt. Die Therapie läuft jedoch weiter, weil abgesehen von den Trennungsproblemen noch viel tiefergehende Probleme festgestellt wurden. Logischer Weise haben diese Probleme ihre Ursachen in meiner Kindheit, in der ich körperlich misshandelt und emotional missbraucht wurde. Meine Therapeutin hat bei mir eine Persönlichkeitsstörung mit Boderline-Niveau diagnostiziert.
Mitlerweile sind mein Selbstwert und meine Lebenslust am Nullpunkt. Wenn ich nicht alles perfekt mache und auch nur den kleinsten Fehler mache, habe ich in allen Linien versagt. Es gibt Tage (die jedoch immer seltener werden), an denen es mir richtig gut geht. Ich schwebe quasi unter der Decke. Doch je höher der Aufstieg, desto heftiger der Sturz. Gerade bin ich wieder unten. Das Auf und Ab macht mich und mein Umfeld fertig. Jetzt bin ich sogar schon so weit, dass ich mir für nächste Woche einen Termin in einer Tagesklinik geben lassen habe. Diese Aktion habe ich im November schonmal gehabt, doch da wollte ich es dann nochmal versuchen. Jetzt kann ich aber wirklich nicht mehr.
Bisher habe ich mir meine "schlechten" Phasen so wenig wie möglich anmerken lassen und versucht, trotzdem zu funktionieren. Ich musste mich zwar sehr anstrengen, weil ich mich in diesen Phasen auch nicht so gut konzentrieren kann und nicht so aufnahmefähig bin für die Informationen die von außen kommen. In den "guten" Phasen hingegen bin ich überaus gut gelaunt und die Arbeit fällt mir richtig leicht. Alles, was man mir erzählt leuchtet mir sofort ein und ich stelle auch Fragen, um mehr zu erfahren. In den "schlechten" Phasen habe ich nicht mal die Kraft, jemandem zuzuhören, geschweige denn noch Fragen zu stellen, um mehr Informationen zu bekommen. Aber Außenstehende haben diese Phasen eigentlich nur bemerkt, indem ich nachdenklich war. Ich habe niemandem was "vorgeheult".
Seit gestern allerdings bin ich nur noch am heulen und ich kann nichts dagegen tun. Ich bin in meiner Wohnung und fühle mich krank. Ich könnte gerade jetzt schonwieder losheulen und das macht mich auch wütend auf mich selbst. Das hat damit angefangen, dass ich gestern bei meinen Eltern im Garten war. Eigentlich war meine Stimmung schon den ganzen Tag nicht so gut, aber ich habe die ganze Zeit versucht, das beste daraus zu machen. Ich habe sogar noch mit einer Freundin der Familie zusammen Federball gespielt und gelacht, obwohl es in mir drin brodelte.
Dann bin ich am Abend nach Hause gefahren. Auf dem Weg war ich noch einkaufen und lief dann mit den Tüten zu dem Haus, in dem ich wohne. In meiner Wohnung angekommen, schloss ich dir Tür und dann kam es einfach über mich. Ich habe die Einkaufstüten einfach fallengelassen und bin genau vor meiner Wohnungstür weinend zusammengebrochen. Ich saß bestimmt 10 Minuten lang einfach auf dem Boden des Korridors und hab bitterlich geweint. Als ich mich wieder beruhigt habe, hab ich dann erstmal die Tüten ausgepackt und alles eingeräumt. Und im Laufe des Abends hatte ich dann noch zwei mal solche Ausbrüche. Und heute bin ich sogar morgens aufgewacht und musste im Bett weinen. Und das geht heute auch wieder den ganzen Tag.
Ich habe mir schon überlegt, ob es vielleicht daran liegen könnte, dass mein Vater jetzt zwei Wochen in der Türkei war und gestern wiedergekommen ist. Vielleicht war es die Gewissheit, dass die "sorgenfreie" Zeit malwieder vorbei ist und ich ihn wieder sehen muss? Aber eigentlich passiert das ja nicht zum ersten Mal, dass er wegfährt und nach ein paar Wochen wiederkommt.
Ich bin völlig ratlos und kann auch nicht mehr. Wenn ich weine, bin ich gleichzeitig wütend, weil ich weine und ich könnte am liebsten alles kaputtschlagen. Ich fühle mich, als ob ich in meinem Körper gefangen bin und niemand holt mich da raus.
Ich hoffe, dass vielleicht einige von euch ein paar Ratschläge haben. Ansonsten bedanke ich mich, dass ihr euch die Zeit genommen habt, diesen langen Text zu lesen :-) Das Schreiben hat auf jeden Fall schonmal ein wenig geholfen
Liebe Grüße
Nadine