jagoda_12327952Ich stimme dir voll und ganz zu.
Auch ich hatte mehrmals große Probleme mit Zwängen im weitesten Sinne (seien es nun Gedanken oder Handlungen). Einmal im Zeitraum um 1999, und einmal um 2005 rum, wobei letzteres so schwerwiegend war, dass ich nur durch einige glückliche Umstände heute noch unter den Lebenden weile.
Ich möchte nicht viel über Details reden, schon garnicht öffentlich, allerdings musste ich mich wohl oder übel in Behandlung begeben, was letztendlich auch ein großer Erfolg war. Meine Aussichten waren wegen der Schwere der Krankheit eher dürftig, so war man damals der Meinung, ich würde kein selbstständiges Leben mehr führen können, und auch nur in einer betreuten Wohngruppe wohnen können, außerdem würde ich das genze restliche Leben unter diesen Zwängen leiden.
Jedoch, und das möchte ich betonen, ist es durchaus möglich, auch in sehr schlimmmen Situationen etwas zu unternehmen. Es hat mich zwar sehr viel Anstrengung gekostet (und 5 Monate stationäre Behandlung), aber ich habe es entgegen aller Prognosen geschafft, mich soweit vorzuarbeiten, dass ich nun wieder nahezu vollkommen ohne meine Zwänge leben kann, dennoch bin ich bis heute in ambulanter Behandlung.
Um ein kleines Beispiel zu nennen (wie gesagt, Details möchte ich nicht nennen, da mir die ganze Sache nicht allzu angenehm ist, auch wenn, und dazu komme ich später, Konfrontation der einzige, oder zumindest beste Weg ist), von ca 18 Stunden, die mich mein "krankesw Leben" damals täglich gekostet hat, mit unerträglicher Anspannung und keinerlei persönlicher Freiheit, sowie vielen hundert, bis einigen tausend für mich schlimmen Situationen am Tag, hat es sich mittlerweile auf mehrere Dutzend und ein ziemlich unbeschwertes Leben normalisiert.
Dies alles lässt sich aber nur mit viel Arbeit und Anstrengung erreichen. Auch sollte man einiges an Willenskraft haben, um damit fertigzuwerden.
Ich habe meine Probleme damals nach außen hin versteckt, auch gegenüber den wichtigsten Menschen in meinem Leben, und auch heute ist mir sehr daran gelegen, dass diese Angelegenheit meine Sache ist und bleibt (dafür mag es verschiedene Gründe geben, die sind hier aber nicht relevant), dennoch war die Unterstützung der mit nahestehenden Personen eine große Hilfe, auch wenn es gewissermaßen mein eigener "Krieg" mit, um und gegen mich selbst ist.
Ein Schritt in die richtige Richtung ist, seinen Zwang zu akzeptieren, nicht, und das möchte ich ausdrrücklich betonen zu tolerieren, aber man muss sich damit abfinden, in dieser Lage zu sein.
Dies mag vielleicht auch die dringend nötige Motivation liefern, etwas gegen diese Situation zu unternehmen, auch wenn es weiß Gott nicht einfach oder angenehm ist.
Zum Schluss dieses doch recht chaotischen Beitrages noch ein paar Worte dazu, wie ich aus meinem gedanklichen Gefängnis entkommen bin. Es mag den Betroffenen zwar nicht gefallen, aber der einzig sinnvolle Weg ist die Konfrontation mit seinen Zwängen. Wie Phenyce schon sagte, dreh die Flasche so, wie du sie normalerweise nicht haben willst, bzw. stell sie einfach irgendwie rein, um dir eine Neuauflage eines anderen Zwangs zu ersparen. Die dann aufkommende Unruhe MUSST du dann einfach aushalten, hier brauchst du die Willensstärke dazu, denn wenn du in dieser Lage nachgibst, machst du ales nur noch schlimmer. Für die ganze Geschichte ist es auch noch notwendig, dass du auch noch immer daran denkst, dass die Flasche eben nicht so steht, wie "du" es gerne hättest, sondern eben anders. Du wirst sehen, irgendwann geht deine Anspannung zurück, und dann kannst du auch vergessen, dass die Flasche "falsch" steht.
Diese sogenannte "Exposition (kommt wohl von sich etwas aussetzen)" kannst du auch auf alles andere anwenden, aber übertreib es nicht, immer einen Schritt nach dem anderen machen.
Und professionelle Hilfe für genau dieses Problem rate ich dir auch an, denn Selbstversuche sind nicht immer sinnvoll (ja, ich weiß, dass du bereits Hilfe in Anspruch nimmst, das soll nur eine Warnung sein, dass du diese Sache größtenteils selbst angehst, was ich dir nicht unterstellen möchte).
Auch Unterstützung durch Medikamente ist gegebenenfalls nicht verkehrt. Ich hatte die "Höchstdosis" von Sertralinhydrochlorid ( z.B. Zoloft und andere), und das viele Jahre lang, bis mittlerweile nach und nach eine Absenkung vorgenommen wird.
Worauf ich noch verweisen möchte ist ein noch nicht allzulange von mir hier eingestellter Artikel, der vor einigen Jahren entstanden ist, und über die schlimmste Phase in meinem Leben berichtet.
Mag sein, dass ich mittlerweile so weit bin, dass ich auch andere von meinen Erfahrungen teilhaben lassen kann.
http://forum.gofeminin.de/forum/carriere1/\_\_f12057\_carriere1-Zwangsneurose.html#0r