Hallo,
ich habe in den letzten Wochen viele Beiträge zu Vergewaltigungen und Missbräuchen gelesen und ich fand es erschütternd wie viele Opfer ihr erlebtes in ein Forum schreiben & dabei angeben, dass sie keine Anzeige erstattet haben.
Macht unbedingt diesen Schritt und zeigt an!
Mir haben diese Erfahrungsberichte sehr viel Kraft gegeben, denn ich fühlte mich mit dem Schmerz und dem Erlebten nicht so sehr allein. Meine Vergewaltigung ist jetzt "erst" 1 1/2 Monate her, doch geht es von Tag zu Tag besser. Ich habe gelernt, die Maßstäbe an mich selbst niedriger zu legen und keinen Druck auszuüben.
Zu meiner Geschichte kann ich euch folgendes erzählen:
Im Januar diesen Jahres habe ich eine Stelle im Ausland angenommen & diese Arbeit und das Leben war dort einfach wunderbar, sodass ich für mich festgestellt habe, dass ich im Mai sofort wieder zurück möchte.
Also bin ich im März zurück gekommen um meine Freunde & Familie noch einmal zu sehen, meine Wohnung zu kündigen und ein wenig zu jobben um nach wie vor noch ein wenig Geld zur Seite legen zu können.
Ich fing an in einer Freizeiteinrichtung zu jobben, super Kollegen, die Arbeit war easy-going, alles in allem hats gepasst.
Die Harmonie war nicht von Dauer...
Wir feierten einen Geburtstag auf der Arbeit, der Alkohol floss und die anderen wollten noch tanzen gehen. Da ich die Wirkung der Mai Tais deutlich spürte, lehnte ich ab und erleichterte mich erstmal vom Drehen in meinem Kopf & Magen.
Mein Vorgesetzter bot an mich mit noch einem Kollegen nach Hause zu fahren. Der Kollege war schnell abgesetzt.
Ich wollte nicht zwingend mit ihm reden und spielte mit meinem Handy rum- sehr dumm, denn ich wusste nicht wo er lang fuhr.
Plötzlich hielten wir auf einem Parkplatz und er sagte ich solle aussteigen weil er etwas besorgen muss noch einmal sehr dumm!
Bis heute begreife ich nicht, wie ich so schnell auf der Rückbank landen konnte. Ich habe nicht geschrien. Ich habe nicht einmal begriffen, was gerade mit mir passiert. Dann setzte der Kopf ein und ich fing an zu schlagen, zu schreien doch er hörte nicht auf. Ich bin davon ausgegangen, dass ich dieses Auto nie wieder lebend verlassen werde. Nur Opfer die es erleben mussten, wissen wie demütigend Sex gegen seinen Willen ist und diese wissen, wie es sich anfühlt, wenn man dabei gleichzeitig weint und schreit aus Verzweiflung und Wut.
Ich bin aus dem Auto raus & habe dabei ein neben stehendes Auto beschädigt (ich hoffe bis heute dass sich der Halter gemeldet hat), ich wollte nur noch weg. Er zerrte mich zurück ins Auto mit dem Argument ich solle mich nicht so haben, außerdem wäre meine Tasche mit Schlüssel & Co. In seinem Auto sodass ich sowieso nicht nach Hause komme...
Er setzte mich in der Nähe meines Wohnhauses ab, ich wollte nicht dass er weiß wo ich wohne. Welch ein Witz, er kannte den Weg alleine zu mir, denn er war ja mein Vorgesetzter!!!
Dieser Mensch, welcher auch noch eine Frau und eine Tochter (!) zu Hause hat, hat mein Leben zerstört.
Ich habe geduscht, wie eine Irre, heiß, kalt, heiß, kalt, in der Hoffnung die Keime würden in der Hitze und Kälte absterben. Ich habe mich schlecht, schmutzig, gedemütigt, erniedrigt, hilflos und als letztes schuldig gefühlt.
Aber ich habe eines getan, welche die richtige Entscheidung war: ich habe ihn 3 Stunden später angezeigt! Dadurch dass ich duschen war, habe ich natürlich DNA Material vernichtet, doch darüber habe ich vorher niemals nachgedacht, denn ich wollte nur sauber sein.
Seine Aussage bei der Kripo lautete auf Einvernehmlicher Sex auf der Rückbank & wir hätten danach noch gemütlich eine vor meiner Haustür geraucht !!!
Jetzt bin ich in psychologischer Behandlung, denn ich habe Angst vor Menschen, ich kann kein öffentliches Verkehrsmittel mehr mit ruhigen Gedanken nutzen und habe Schlafprobleme. Ich kann meinen Job nicht mehr ausüben (Service/Gastronomie). Ich muss eine neue Wohnung finden ohne Job ein schweres Unterfangen.
Die Akten wurden jetzt zur Staatsanwaltschaft gegeben und dort wird ausgewertet ob es zu einem Prozess kommen wird.
Ich bete zu Gott, dass es passieren wird. Denn auch diesen schweren Weg möchte ich durch leben, damit ich irgendwann für mich Frieden finde. Ich möchte wieder leben. Egal welche Strafe er bekommt, nie im Leben werden meine Erfahrungen und Ängste dadurch wett gemacht.
Ich habe meine engelsgleichen blonden Haare braun gefärbt, ich trinke keinen Alkohol mehr, ich habe mein komplettes Leben an diesem Tag verloren.
Und ich wollte sterben.
Jetzt bin ich auf einem guten Weg ins Leben zurück mit ganz kleinen Schritten geht es vorwärts. Ich gehe täglich mit den Hunden in den Park, versuche Gespräche mit anderen Hundebesitzern anzufangen um irgendwie wieder Vertrauen zu schaffen.
Hauptsache ich lebe irgendwann wieder normal...