Die Frage nach dem Warum
Ihr lieben Schmetterlingsmama,
wie Ihr Euch fühlt kann ich bestens nachempfinden. Am Freitag, 13.12.13 haben wir unseren Sonnenschein Tabea in der 23 SSW gehen lassen müssen. Seitdem ist unser Herz gebrochen und nichts mehr wie es mal war.... :TRISTE:
Mein Mann und ich sind seit 7 Jahren verheiratet, aus erster Ehe hat mein Mann zwei Töchter mit jetzt 19 Jahren und 15 Jahren. Nach der Jüngsten hat er sich sterilisieren lassen. Als wir zusammen kamen (wir haben 17 Jahre Altersunterschied und ich bin nicht der Trennungsgrund) hat er immer gesagt, er macht es rückgängig, wenn es ernst mit uns Beiden bleibt. Kurz nach der Hochzeit wurde es rückgängig gemacht und gute zwei Jahre haben wir es so probiert. Wegen des Altersunterschiedes entschieden wir zusammen mit dem Arzt, eine künstliche Befruchtung durchführen zu lassen. Vor vier Jahren hatten wir dann die Erste. Vier Jahre und 5 Versuche später bekamen wir im Juli letzten Jahres den Anruf, an den wir nicht mehr glaubten "Herzlichen Glückwunsch, sie sind schwanger, der Bluttest war positiv" - wir saßen zwei Stunden auf der Couch und konnten unser Glück nicht fassen.
In der 8. SSW bekam ich Blutungen - neben dem Kind hatte sich ein Hämatom gebildet, mir wurde strenges Liegen auferlegt. In der gleichen Woche Donnerstags verlor ich so viel Blut, dass wir in die Notaufnahme fuhren, weil wir sicher waren, es verloren zu haben. Doch die Ärztin gab Entwarnung - eine Eizelle hatte sich voll nicht weiter entwickelt nach dem Rücktransfer und war abgegangen, das Baby war aber noch da.
Nach 5 Wochen liegen wurde ich wieder gesund geschrieben, konnte ab Freitags wieder arbeiten - ich teilte dies meinem Arbeitgeber mit und das ich Stress in naher Zukunft vermeiden sollte. Weit gefehlt: den Freitag und den kommenden Montag wurde ich nur fertig gemacht. Man hielt mir böse Unterstellen, Verleumdungen und Beschimpfungen vor ohne eine Grundlage und zur Krönung drohte man mir mit einer Abmahnung. Die Sache verlief gänzlich im Sande....
Kurz darauf stand mein Urlaub an. Wir hatten den ärztlichen Segen und eine Woche Teneriffa gebucht. Freitags vor dem Abflug ging ich nochmals zu Ultraschall, er war wie immer lustig (Daumen nuckeln, winken, Schluck auf etc). Sie war so ein Sonnenschein.
Der Urlaub war wunderschön. ich war eine stolze Schwangere, wir hatten tolles Wetter für Dezember, ich zeigte gerne meinen Babybauch und mein Mann erzählte voller Stolz, dass er eine dritte Tochter bekommt. Allerdings erkältete ich mich im Urlaub auch fürchterlich. Am 9.12. landeten wir wieder in Deutschland. Am 12.12. hatte ich leichte Blutungen und dachte an ein neues Hämatom. Ich rief beim Arzt an und man sagte mir, dass dies von dem fürchterlichen Husten sein kann. Freitags hatte ich leicht mehr Blut und rief nochmal an. Der Arzt meinte, da das Wochenende vor der Tür stehe, solle ich lieber nochmal kommen. Ich verlies fluchtartig das Geschäft und fuhr hin.
Der Arzt tastete mich ab, sagte das alles normal sei, da ich aber schon da bin, würde er nochmal ein Ultraschall machen. Währenddessen erzählte ich ihm, dass die Nacht zuvor Party angesagt war im Bauch und erzählte vom Urlaub.... Er fragte mich "Wann haben Sie sie zum letzten Mal gespürt?" Ich antwortete zögerlich "Gestern, warum?" In diesem Moment sah ich auf dem großen Bildschirm den Ultraschall, unsere Tochter von der Seite und da wo immer das Herz geschlagen hatte - da war nichts mehr!
Ich rutschte vom Stuhl, brach heulend und schreiend zusammen - Gott, ich habe die ganze Praxis zusammen geschrien. Nachdem mich das Praxisteam halbwegs stabilisiert hatte, rief ich meinen Mann an und musste ihm sagen, dass unsere Tochter nicht mehr lebt - so etwas möchte ich ihm in meinem ganzen Leben NIE WIEDER sagen müssen. Er kam nach einer Stunde Autofahrt nach Hause und wir fuhren ins Krankenhaus, wo uns die Praxis schon angemeldet hatte. Nach vielen zusätzlichen Untersuchungen wurde bestätigt, dass sich unsere Tochter aus dem Leben verabschiedet hatte.
Um 14 Uhr bekam ich die Tabletten, welche die Wehen einleiteten, man bereitete uns auf Tage bis zur Entbindung vor. Am gleichen Tag um 22.35 Uhr kam bei einer stillen Geburt unsere Tochter Tabea zur Welt. Für uns war sie unser kleiner perfekter wunderschöner Sonnenschein. Die Hebamme ermöglichte uns zusammen mit dem Krankenhausteam einen wunderschönen unvergesslichen Abschied mit Erinnerungsfotos und aller Zeit der Welt. Mit vielen Tränen, vielen Küssen und viel Schmerz verabschiedeten wir drei uns im Kreissaal voneinander, bedankten uns für die schönen Monate im Bauch und das wir sie niemals hätten missen wollen, auch wenn wir drei jetzt unterschiedliche Wege gehe, uns an unterschiedlichen Orten aufhalten werden.
Am 27.12.13 verabschiedeten wir unseren Schmetterling in die Urnenwand auf unserem Friedhof. Die Trauerrede auf unsere Tochter hielt ich, mit der vollen Unterstützung meines Mannes und unter vielen Tränen.
Nach sechs Wochen ging ich wieder arbeiten, allerdings bestand ich auf die sofortige Versetzung in eine andere Abteilung aufgrund der vorangegangen Intrigen meiner Kolleginnen und meines Chefs. Der leugnete natürlich alles, aber was sollte man von so einer armseligen Person auch erwarten. Bis heute habe ich seitens meines Arbeitgebers keine offizielle Beileidsbekundung zum Verlust unserer Tochter erhalten, erwarte aber auch nichts mehr.
Mittlerweile ist sie seit 5 Monaten und zwei Tagen nicht mehr bei uns, wir vermissen sie zum Verrückt werden, psychisch bin ich ganz unten angekommen. Trost empfinde ich nur noch in der Liebe meines Mannes und den wenigen wundervollen Menschen, die immer für mich da sind wie meine Schwester, meine zwei besten Freunden und einem wundervollen bald siebenjährigen Patenkind. Und der Gedanke, dass Tabea mit anderen Schmetterlingskinder auf dem Wolkenrand sitzt und sagt" Schau, dass da unten sind meine Mama und mein Papa, sie weinen um mich, aber ich werde geliebt!"
Mittlerweilen haben wir uns für einen Umzug entschieden, um etwas die Negativenergie los zu werden. In der Hoffnung, aus der Trauer und der Verzweiflung heraus zu kommen und irgendwann wieder Positiv und Zuversichtlich in die Zukunft zu schauen.... wer weiß, vielleicht wartet hinter einer Wegbiegung doch nochmal das Glück.
Ich wünsche Euch allen ganz viel Kraft und immer einen Platz für Euer Schmetterlingskind im Herzen.