Hallo Esperanza
das ist wirklich eine schwierige Situation. Ich kann mir schon vorstellen, das er einfach so reagiert in seiner Trauer. Manchmal denke ich, das Männer eh anders damit umgehen. Männer weinen ja nicht- das ist ja allgemein bekannt obwohl wir es besser wissen...
Als mein Vater gestorben ist, hab ich geheult bis ich keine Tränen mehr hatte. Dann war ich irgendwie apathisch, bin 1 Woche zu meinem Freund gezogen (hab damals noch zu Hause gewohnt). Ich konnte aber nicht bei meiner Mutter bleiben (die waren schon ewig getrennt) weil sie selbst seit Jahren eine Krebserkrankung hatte. Ich wollte sie damit nicht belasten. Sie hat dann wiederum um mich getrauert, weil sie es so schlimm für mich fand. Später hab ich dann doch mit ihr reden können.
Als meine Mutter dann gestorben ist (4Jahre später) war es wieder das gleiche, außer das ich nun mit meinem Freund zusammenwohnte. Ich würde auch wahnsinnig gerne viel mehr über meine Eltern reden, aber ich muß jedes Mal wieder anfangen zu weinen. Einerseits weiß ich ja auch, das es ok ist, aber ich denke immer, ich falle den Leuten zur Last. Und da es nun 7, bzw. 3 Jahre her ist könnte der ein oder andere vielleicht komisch reagieren. Ich habe den Tod meiner Eltern noch lange nicht überwunden. Und ich glaube so richtig geht das nie weg.
Was Deinen Freund angeht: er wird so versuchen über den Tod seines Vaters hinwegzukommen. Es ist eine merkwürdige Art, da stimme ich Dir zu- und wahrscheinlich wird er irgendwann merken das das nicht der richtige Weg ist... aber gib ihm Zeit. Es ist erst "Monate" her. Und das er sofort wütend wird bei jeder Kleinigkeit- das hat nichts mit Dir zu tun. Die Welt ist einfach ungerecht! Das denkt er sich so, wie ich es mir auch dachte und so ist es nun mal. Man sieht Belanglosigkeiten anders. Man ärgert sich über Dinge nicht mehr so schnell, die andere in die Luft gehen lassen. Und das kann einen wütend machen. Was ist z.B. ein umgekippter Mülleimer gegen den Tod eines geliebten Menschen (ok- unglückliches Beispiel). Es ist schwer zu begreifen- aber wende Dich nicht von ihm ab. Das ist das Schlimmste was ihm jetzt noch passieren kann. Wenn ihr vorher so gut befreundet wart, dann erhalten ihm (und Dir) die Freundschaft. Geh auf ihn zu und nimm ihn in den Arm. Du brauchst gar nichts sagen. Das Du da bist, zählt. Und wenn er drüber reden will, dann wird er es tun.
Ich kann mir vorstellen, das Du Dich ohnmächtig fühlst und vielleicht wird er Dich auch anschnauzen oder Dir gegenüber frech werden. Ich kann mir aber auch vorstellen, das das seine Schutzfunktion ist!
Lange Rede- kurzer Sinn: wende Dich nicht ab, sei ein Freund! Ich wünsche Dir viel Erfolg und das ihr gemeinsam die Trauer in den Griff bekommt!
LG, Melli