hallo,
ich bin ein 17 jahre altes mädchen und gehe aufs gymnasium. davor war ich auf der realschule und habe dann mit der mittleren reife weitergemacht.
bitte nehmt meine probleme ernst und kommt nicht mit solchen ratschlägen wie "ach das wird schon wieder" und "denk einfach nicht so viel nach". ich weiß im moment nicht, an wen ich mich noch wenden soll.
der text jetzt ist sehr lang, aber um das ganze problem zu schildern, muss ich ganz von vorne anfangen.
erstmal die vorgeschichte:
ich war früher ein total optimistischer, lebensfroher mensch, war mit mir selbst und dem leben an sich eigentlich immer zufrieden und wenn es mal probleme gab, z.B. mit freunden, hab ich sie angesprochen und versucht zu lösen. ich hatte auch nie weiter größere probleme.
aber dann haben sich in meiner realschulzeit meine 3 besten freunde sehr verändert, weil sie neue leute kennen gelernt und sich dann nicht mehr wirklich für mich interessiert haben. am anfang hab ich angesprochen, wie ich die situation sehe und wollte, dass es wieder sowie früher wird, indem wir wieder mehr zusammen machen. ich bin aber immer wieder auf zurückweisung und desinteresse gestoßen und dann kam irgendwann der gedanke, ich müsste mich verändern und mich einfach noch witziger und cooler als vorher verhalten, damit sie mich wieder mögen und merken, wie toll es früher war. das funktionierte aber nicht, und ich wurde einfach immer mehr angemotzt. um nicht mehr anzuecken, hab ich dann einfach garnicht mehr angesprochen, wie scheiße ich es fand, dass sie sich so verändert haben und hab so getan,als wäre nichts und als gings mir gut.
das hat sich natürlich alles in mir angestaut, aber ich hab mir immer nur gesagt "was willst du denn, stell dicht nicht so an und reiß dich mal zusammen, du hast doch gar kein problem". irgendwann hab ich ne psychotherapie angefangen. dann war ich noch bis zu meinem abschluss auf der realschule und nach den sommerferien auf dem gymnasium. da war ich echt froh drüber, weil ich dann nicht mehr jeden tag mit den kaputten freundschaften konfrontiert wurde, die ich immer irgendwie versucht hab, zu beschönigen.
ich hab neue leute kennen gelernt, aber hab auch die halbe schule schon gekannt und da waren viele leute dabei, die ich mag.
aber das problem:
diese unsicherheit, die angst, wieder abgelehnt zu werden und dass alle mich nur blöd und nervig finden. seit der situation damals verstell ich mich für andere und versuch es jedem recht zu machen und ja nichts falsch zu machen. ich fühl mich auch sehr schnell angegriffen und versuch deswegen, meine gefühle und gedanken für mich zu behalten, weil ich denk, dass ich damit andere nur nerve.
meiner psychotherapeutin hab ich das natürlich alles erzählt und wir haben immer strategien durchgesprochen, wie ich mich überzeugen kann, dass das alles nicht (mehr) stimmt.
aber irgendwie hab ich immer wieder bei 0 angefangen. ich weiß durch das ständige verstellen auch gar nicht mehr wer ich bin bzw was ich mag etc. das war auch immer ein thema, dass ich meine alten eigenschaften zurück will und einfach wieder so zufrieden mit mir sein will wie früher.
ich weiß schon lang, dass ich zu viel über alles möglich nachdenk. und irgendwann als ich dann mal gemeint habe, dass mich diese ganzen übungen irgendwie nicht weiterbringen, meinte sie, dass ihr auch aufgefallen ist, dass ich oft die selben fragen und probleme mitbringe, und ich soll einfach mal nichts versuchen. nicht nachdenken. nachdenkverbot. das hab ich dann mal versucht und es hat sich richtig angefühlt, und ich hab auch gemerkt wie ich wieder einen draht zu mir selbst bekomme.
aber leider nur ein paar minuten, dann ging das denken wieder los.
irgendwann hatten wir es dann vom loslassen und meine therapeutin meinte, das ist das richtige, ich muss nicht mehr weiter auf damals eingehen, sondern einfach loslassen.
jetzt ein sprung zu meiner jetzigen situation und meinem eigentlichen problem:
ich bin jetzt das zweite jahr am gymnasium, hab zwei tolle neue beste freunde und viele andere gute.
aber ich verstell mich immer noch, denk, dass ich andere nur nerv und versuch, einfach immer cool und witzig rüberzukommen. meine gefühle behalte ich für mich.
erst neulich hab ich einer meiner freundinnen einen teil von der geschichte damals erzählt, nämlich, dass ich auch wegen dem ganzen stress mal ziemlich abgenommen habe und nah am untergewicht war, mit so typischen gedanken, dass ich dann wenigstens die kontrolle übers essen habe (das ist heute nicht mehr so, ich ess und wiege normal viel). sie hat dann gemeint "das war bei mir genau das selbe".
und dann hab ich gemerkt wie gut es sich anfühlt dass ich ihr wenigstens einen teil der geschichte erzählt hab. etwas in mir hat angefangen zu heilen.
ich hab gedacht: jetzt hab ich den ausweg aus dem gedankenkarussell, ich muss wieder gefühle zulassen und das von damals meinen freunden erzählen. ich hab gedacht: ja das ist es, das fühlt sich richtig an, mach genau das weiter.
aber die gedanken haben mich wieder eingeholt, und ich weiß einfach nicht mehr weiter, was ich jetzt machen soll.
ich schreib hier mal meinen tagebucheintrag von heute hin:
"es ist unglaublich und schmerzhaft, wie schwer mir das alles trotzdem noch fällt. das loslassen, wieder gefühle, vor allem positive, zuzulassen und einfach nach vorne zu schauen. ich verliere den durchblick über meine eigentliche situation bei dem ganzen gewirr aus gedanken: einerseits hat mir das gespräch mit der *name freundin* und meine auseinandersetzung mit mir danach gezeigt, dass es sich sehr gut und richtig anfühlt, wieder gefühle zuzulassen, andererseite verfalle ich seitdem trotzdem dauernd wieder dem gedankenkarussell und stehe dann wieder am ausgangspunkt. und mittlerweile weiß ich nicht mehr: denk ich einfach nur zu viel nach und bild mir meine probleme nur ein? oder ist da wirklich noch ein aspekt aus meiner vergangenheit, den ich noch nicht betrachtet und tausend mal durchanalysiert habe? dabei spielt vor allem der gedanke von früher eine rolle,nämlich "was willst du denn? du hast keine probleme und die anderen verhalten sich doch auch nicht so wie du und sind dauernd am grübeln.". und ich denke, ich hab einfach angst,dass ich beim loslassen wieder nur so tue, als wäre nichts, obwohl ich eigentlich ein problem habe. aber das hat mir meine pyschotherapeutin damals ja schon erklärt, dass ich keine angst haben muss, irgendwas zu verdrängen, ich habe mich lang genug damit auseinandergesetzt.
[und jetzt der kerngedanke]:
wenn ich kein problem habe, warum kann ich dann nicht einfach aufhören zu denken? das denken an sich IST mein problem. und ich begreife nicht, dass alles, meine ängste, meine entwicklung, nur damit zusammenhängen soll. dann kommt zwischendrin immer wieder mal der gedanke und lichtblick "hör einfach auf", und kurz darauf "ES KANN NICHT SO LEICHT SEIN". ich schrei mich in meinem kopf regelrecht an und denk mir "wie blöd muss man eigentlich sein, dass man nicht mal die einfachste sache der welt, nämlich an nichts denken und einfach man selbst sein, nicht kann?". und so geht das immer weiter, tag für tag. das ist der grund, warum ich mittlerweile nicht mehr weiß, was ich glauben soll.
1.) das los- und gefühle zulassen hat sich so gut angefühlt und ich hab mich mir für einen moment wieder so richtig nahe gefühlt, voller lebensfreude und tatendrang.
2.) es muss einen grund geben, warum ich immer wieder in mein altes denkmuster zurückfalle. ist da noch was? oder bin ich wirklich einfach nur zu blöd und muss mich endlich mal zusammenreißen? außerdem ist das alles so bescheuert, das würde niemand verstehen, wenn ich es ihm erzähle.
ich gehe immer einen schritt vor und dann gleich wieder zwei zurück. ich hab richtige schuldgefühle, wenn ich mal wieder dabei bin, in richtung loslassen und etwas neueswagen zu gehen. ich denk mir dann immer: nein, jetzt noch nicht. da ist noch was.du hast es nicht verdient. du hast dir das alles selbst zuzuschreiben. jetzt musst du auch damit leben. du wirst nie wieder glücklich.
und: ich habs satt, für jeden immer die zu sein, zu der man immer mit seiner problemen kommen kann, die einen gut berät und stets zur stelle ist. selbstlos, nett, hilfsbereit und selber ohne probleme.
aber ich hab genauso probleme. ich kann mir nur einfach nicht vorstellen, dass jemand versteht, was in mir vorgeht."
das war der eintrag. und wie ihr seht, mein problem ist das denken an sich, glaube ich zumindest.für mich klingt das so bescheuert, dass ich ständig versuche herauszufinden, ob was anderes dahintersteckt,und dadurch denke ich noch mehr nach. ich weiß, dass ich zu viel denke, aber "einfach loslassen" und weniger denken hört sich für mich so leicht an. und wenn es das wirklich ist, wieso hab ich es dann bis jetzt noch nicht geschafft? und weil ich das alles selber so bescheuert finde, erzähl ich es auch niemanden, weil es wahrscheinlich eh keiner verstehen würde.
ist hier jemand, der das selbe problem hat? bitte helft mir und nehmt mich vor allem ernst.
danke