Nachdem etliche Frauen hier ihre Geschichte erzählt haben, würde ich mich gerne auch nun zu meiner äußern. Ich komm einfach nicht mehr klar damit.
Ich wurde vor vier Jahren vergewaltigt.
Damals war ich 18 Jahre alt und hab ein soziales Jahr im Ausland absolviert, als ich mit einer Freundin in einer Bar den Abend ausklingen lassen wollte, lernte ich meinen Vergewaltiger kennen. Ich hatte nicht viel getrunken und doch weiß ich fast nichts mehr. Ich weiß nur noch die Farbe seines T-Shirts, sie war gelb, dass er asiatischer Abstammung war, die rauhen Hände und den Geruch. Der Geruch war eine Mischung von Alkohol, Gras, Zigarettenrauch und Parfüm.
Ich ging mit ihm mit in sein Hotelzimmer und da fiel er über mich her. Er schlug mich, packte mich an den Armen und warf mich aufs Bett. Ab diesem Zeitpunkt fangen meine Gedächtnislücken an. Es kommen nur mehr Bruchstücke, aber das Gefühl was ich dabei empfand is ganz deutlich - Todesangst. Ich gab ab einem gewissen Zeitpunkt auf mich zu wehren und lies es über mich ergehen. Ich konnte aus dem Zimmer flüchten, als er gerade auf der Toilette war.
Ich hatte fürchterliche Schmerzen, als ich in den Spurrinnen der Autos zu meinem Hotel lief.
Ich ging mich sofort duschen, versuchte mich zu säubern und versuche es immer noch. Ich kann mich waschen so lange ich will ich werde nicht sauber.
Ich hab mich zwei Jahre lang niemanden anvertraut, da ich das Ereignis versucht hab zu verdrängen. Es gelang mir auch ganz gut bis ich auf meiner alten Arbeitsstelle sexuell Belästigt wurde und dann kam alles hoch.
Ich war jahrelang in psychologischer Behandlung und es half mir auch, aber nur bis zu einem gewissen Punkt.
Die meisten der Opfer haben sich isoliert nachdem sie vergewaltigt worden sind haben sich isoliert und zurückgezogen, aber ich habe mir nichts anmerken lassen wollen. Also ging ich vermehrt aus, obwohl ich es nicht wollte und ging auch regelmäßig mit fremden Männern nachhause, denn was sollte schon schlimmeres passieren? Ich wollte mich zum damaligen Zeitpunkt spüren und konnte auch nicht "Nein" sagen. Ihr denkt euch jetzt sicher "wie spüren?", tja Sex ist für mich einfach nur schmerzhaft.. Von meinem psychischen Schmerz will ich nicht anfangen, aber auch meine körperlichen Schmerzen waren nicht ohne (Lippen aufbeissen, Fingernägel in meine Hände graben, dass diese bluteten)
Je länger ich in Behandlung war, desto mehr realisierte ich, dass ich mir damit auch beweisen wollte "Ich kann und es macht mir nichts aus!" - kurz gesagt ich hab mich selbst belogen.
Ich hab mich damit selbst zerstört. Ich versuchte mich mehrere Male umzubringen und von meinen selbsverletzenden Handlungen will ich gar nicht anfangen. Mein Körper ist ein Abbild meiner Seele. Meine Rettung war dann der Kauf von meinem Pferd. Ich übernehme nun Verantwortung für ihn und kann ihm alles erzählen.
Ich will den Frauen da draussen Mut machen und euch sagen es wird bergauf gehen.. Es dauert nur und ihr müsst euren Weg finden und Hilfe annehmen wieder lernen.
Es geht mir von der Psycher her wieder besser, aber Beziehungen zu Männern funktionieren bislang immer noch nicht. Bei mir hat es bislang, aber nur an den Partnern gelegen, da sie nicht damit klar gekommen sind. Ich kann bis heute kaum Zärtlichkeiten zulassen und Männern, welche ich im Grunde mag, kaum Gefühle zeigen.
Ich arbeite jeden Tag an mir, um irgendwann das Erlebte zu akzeptieren. Die psychologische Betreuung habe ich abgebrochen und versuche nun einen neuen Weg. Ich würde nur gerne wissen, ob diese Leere, welche ich immer noch empfinde irgendwann gefüllt wird? Werde ich jemals verstehen können warum die Männer mir, dass angetan haben? Kann ich ihnen, dass jemals verzeihen und werde ich dem männlichem Geschlecht allgemein verzeihen können?