Ich will ganz von vorne anfangen, denn ich brauche eure Hilfe!
Also ich selbst bin 20 und er seit kurzem 50! Ich fang' mal an:
Er war mein Lehrer als ich in der achten Klasse , zu dem Zeitpunkt konnten wir uns glaube ich nicht besonders leiden, aber nach und nach wurde unser Verhältnis immer lockerer, so dass wenn wir uns nach dem Unterricht im Flur oder auf dem Parkplatz getroffen haben es sehr locker und entspannt war. Nach der 8. Klasse bin ich von meiner damaligen Schule abgegangen (hatte arg Probleme), als ich mich von ihm verabschiedete gab er mir seine Mail und bat mich, sich bei ihm zu melden. In den darauf folgendem Schuljahr war der Kontakt noch ziemlich förmlich, ich besuchte ihn nach der Schule im Klassenzimmer und wir redeten über ziemlich banale Dinge.
Nachdem ich mich acht Monate nicht gemeldet hatte kam ich in der 10. Klasse nochmal vorbei und unser Verhältnis wurde zunehmend enger, wir waren inzwischen per du und ich habe mit ihm über meine Probleme geredet. Allerdings trafen wir uns nur in meiner alten Schule. Die Mails wurden länger, wir begannen uns zu umarmen. Schon "damals" hatte ich das Gefühl einen ganz besonderen Freund zu haben, empfand immer sehr starke Freundschaft und eine außergewöhnliche Bindung zu ihm. Ich kann mich noch daran erinnern wie ich ihm etwas erzählt habe, er mir sagte dass ihm das Besagte am gleichen Tag auch passiert wäre und dazu kam der Satz "schon wieder habe ich das Gefühl wir sind Seelenverwandte".
Das erste mal wirklich privat trafen wir uns in den Sommerferien zwischen 10. und 11. Klasse. In ungefähr dem Zeitraum erfuhr ich mehr über die Beziehung zu seiner Freundin (die er seit 19 Jahren hat), jedoch musste ich auch erfahren wie unglücklich und leer er sich fühlt (kinderlos, die Freundin wurde immer "langweiliger" - er ist ein sehr aktiver, neugieriger Mensch). Ich glaubte damals an diese ehrliche, ungezwungene Freundschaft die wir hatten, obwohl wir uns nur ab und zu schrieben, alle zwei Monate sahen war es als hätten wir uns gerade erst vor fünf Minuten getrennt. Jedenfalls trafen wir uns immer wieder hier und da in einem Café, lagen auf Picknick decken und starrten Sterne an...bis zu meinem Abitur. In diesem Zeitraum empfand ich für ihn diese unglaubliche Zuneigung (nicht Liebe), die mich dazu aufforderte ihn zu helfen, jedem seiner Wörter mit vollster Aufmerksamkeit zu folgen und einfach ich selbst zu sein. Auch wenn wir so unterschiedliche Menschen sind bzw. einen unterschiedlichen Lebensstil pflegen (ich bin äußerst spontan, aber auch manchmal philosophisch und eine große Freundin der Kunst, er ist wiederum Ingenieur (Lehrer war er nur als Quereinsteiger) und sehr vorausschauend, jedoch auch manchmal nachdenklich) sind wir uns doch immer so einig und wissen immer genau was der andere denkt.
Nach meinem Abitur gönnte ich mir 3 Monate Auszeit, während meine Mutter die Papiere der Uni entgegennahm und mir weiterleitete. Ich ging nach Frankreich, um Ruhe zu haben, mich der Kunst, Französisch und den Menschen dort zu widmen. Da hatten wir keinen Kontakt, da ich für jeden "im Flugmodus" ;-) war. Kurz nach meiner Rückkehr zog ich um und begann mein Kunststudium, hatte allerdings bis kurz vor Unibeginn auf Grund des Stress' keine Zeit für ihn und schrieb ihm nur kurz dass ich gut angekommen war. Eines Abends schrieb ich ihm einen Brief (ich hatte Lust dazu und er hatte mich vor Ewigkeiten mal gebeten einen zu schreiben), indem ich ihm sagte dass ich ihn vermisst habe, sehen will und er vorbei kommen soll. Ich bekam darauf einen Anruf: er wollte mich auch treffen. Also lud ich ihn zu mir ein (inzwischen war ich 18, kannte seine Freundin nur flüchtig, da sie immer sehr eifersüchtig auf mich gewesen war). Ihn wieder zu sehen war einfach WOW: ich hatte so wenig vermisst, aber ihn, unsere Gespräche, wenn er mich ermahnte, ich ihm etwas zeigte, was er noch nicht kannte, oder lange nicht mehr getan hatte und diese Umarmungen, als hätten wir uns vorhin erst gesehen. Wir aßen und ich nahm ihn in einen Jazz Club mit, da ich wusste dass er das als Jugendlicher gerne getan hat. Danach gingen wir Arm in Arm am Rheinufer entlang und redeten stundenlang.
Für uns beide war es der schönste Abend den wir zusammen verbracht haben...ich hatte versucht ihn ein Stück meiner neuen, jugendlichen und seiner alten jugendlichen Welt (wieder) zu geben, damit ich ihn endlich aus seinem Trott raushole.
Seitdem treffen wir uns jeden Monat, spätestens jeden zweiten... wir tun immer wieder unterschiedliche Dinge, meistens aber bei mir in der Stadt und ich würde sagen dass er mein "bester Freund" ist. Aber jetzt kommt der Knack-Punkt:
Letzte Woche haben wir zusammen "Cloud Atlas" geguckt und uns darüber unterhalten. Er fragte mich nach einiger Zeit von Stille "Denkst du wir könnten uns in einem anderen Leben lieben?". Ich war total baff, wusste nicht was ich sagen sollte, lächelte und antwortete mit einem leicht ironischen Unterton "ich dachte wir lieben uns jetzt schon?". Wir mussten beide lachen, wurden danach verlegen und sprachen nicht weiter darüber. Vorgestern wollte ich ihn gerade anrufen und nochmal mit ihm über die merkwürdige Sache von letzter Woche reden, genau in dem Moment klingelt das Telefon und er wollte auch mit mir darüber reden. Wieder war ich baff. Wie zwei frisch verliebte "Teenies" haben wir mehrere Stunden bis spät in die Nacht telefoniert , leider nicht wirklich über das von letzter Woche...über mein Studium, seine "Wohngemeinschaft" mit seiner festen Freundin, mit der er fast nichts mehr teilt, meinen Ex und mehr...
Ich weiß einfach nicht was ich zu dieser Freundschaft sagen soll? Es ist mir so suspekt, nicht weil er viel älter ist, daran hatte ich mich nach und nach gewöhnt, auch an die komischen Blicke wenn wir zusammen unterwegs waren und verneinten Vater und Tochter zu sein. Es ist weder diese Vater-Tochter-Liebe, noch die Liebe die ich für meine Ex-Freunde empfunden habe,... bzw weiß ich das nicht genau. Manchmal liege ich da denke an ihn, muss lächeln wenn er mir schreibt und überlege ob ihm das was ich tue gefallen würde...dann treffen wir uns und die Welt außerhalb schaltet einfach ab...für uns beide...es ist einfach so...seltsam...
Könnt ihr mir sagen was das ist? Sollte ich mit ihm über meine Gedanken reden? Mir fällt es so schwer Menschen zu sagen wie wichtig sie mir sind... Sehr ihr irgendwelche Probleme oder bilde ich mir nur ein durchzudrehen?
Ich entschuldige mich für den langen Text, ich dachte dass das alles wichtig ist.
Danke an alle die das lesen und mir helfen wollen/können