Folgendes ist ein kleiner ausschnitt aus meinem leben. schreiben tue ich weil man manche dinge nicht für immer in sich einschließen sollte.
Wie immer bin ich exakt um 20.00 uhr abends hellwach. Das speed hat meine innere uhr total unter kontrolle, sämtliche müdigkeit der letzen stunden ist weg. Jetzt gilt es einen klaren kopf zu haben um an neuen stoff zu kommen. Mein dealer, mein fels in der brandung, wurde hochgenommen und eingebuchtet. Seid zwei tagen bin ich also alleine auf der welt. zwei tage in der kalten hölle. Mechanisch ziehe ich mir meine schuhe an, schließe die haustür ab und gehe nach draußen. Ich muss nicht denken, mein körper kennt jeden schritt genau. Mein atem bildet wölckchen in der kalten winderluft, und meine füße machen spuren in den schneematsch. Aber mir ist nicht kalt. Genausowenig wie mir warm ist. Ich fühle nichts. Pünktlich um halb 9 kommt der bus. Der
busfahrer, eine frau mit ihrem kleinen kind, ein alter mann. Sie heben die köpfe und starren mich
an, ich schaue durch sie hindurch. Das kleine mädchen lächelt mich an. Vielleicht 3 oder 4 jahre alt. Nach kurzem zögern lächelt die mutter ebenfalls. Sie mustert mich schnell von oben bis unten. Schulterlange blonde haare, blaugrüne augen, mit resten von wimperntusche verschmiert. Ca 1,65m groß, zierlich. Ich weiß wonach sie sucht. Nach einem hinweis darauf, ob ich 14, 17 oder 25 bin. Aber da hat sie pech, ich bin alterslos. Von außen wie von innen.
Der bus hält. Ich stehe auf und
steige aus, gehe weiter ohne mich umzudrehen. Ich weiß dass sie mir hinterherschauen. Beide.
Die straßen zwischen den hochhäusern sind leer. Großstadt, emigrierte, sozial schwächere.
Stille. Ein junge auf seinem fahrrad. An der straßenecke rutscht er auf dem schnee aus, stürzt. Früher einmal wäre ich vielleicht zu ihm gegangen und hätte meine hilfe angeboten, aber schon lange hat mich die sucht zu stark im griff. Die welt ist ein blasser, kalter hintergrund für das schillernde abbild der drogen. Ich bleibe stehen. Das haus vor mir ist alt, an mehreren stellen bröckelt die weiße farbe ab. Auf den klingelschildern stehen keine namen. Wer hier lebt will keine aufmerksamkeit. Die tür steht offen. An den fahrstultüren ist ein defekt schild festgeklebt. Ich ziehe mir meine jacke enger um die schultern und steige die treppen hinauf. 1 stockwerk, kälte, weltschmerz. 2 stockwerk, kälte, mein herz blutet. 3 stockwerk. Eine tür. Wärme, hoffnung. Die klingel ist kaputt. Ich klopfe, 3 mal kurz, 2 mal lang. Mein herz schlägt im selben Rhythmus. Nach einer scheinbaren ewigkeit wird die tür geöffnet. Ein junger mann, braune haare, braune augen. Durchschnittlich. Aber für mich ein gesicht dass ich unter millionen wiedererkennen würde.
Er geht einen schritt zur seite und lässt mich rein. Ich gehe ins wohnzimmer und lasse mich auf das abgewetze schwarze ledersofa fallen.er nimmt den sessel gegenüber. Zündet sich eine zigarette an, hält mir mit fragendem blick die schachtel hin. Ungeduldig schüttle ich den kopf. Er zuckt die schultern, lehnt sich zurück und schaut mich an. \*\*\*\*\* war dein dealer?sie haben ihn hochgenommen.
Er spricht leise, mit deutlichem russischen akzent. Ich sage nichts. Steckst du da mit drin?
Ich schaue ihm in die augen, sie reflektieren wie braune murmeln das licht. Nein. Er nickt langsam. Trotzdem musst du verstehen dass es für mich unter den gegebenen umständen ein besonderes risiko ist dir zeug zu verkaufen.
Ich stehe auf. Ich weiß was er will. Wortlos ziehe ich mir jacke und schuhe aus, meinen pullover, meine jeans. Wenn es um speed geht ist mir schon seid ewigkeiten alles egal, und wenn die amphetamine erstmal in meinem blut sind fühle ich sowieso nichts mehr. Ich hake meinen bh aus und schlüpfe aus meinen slip. Plötzlich fällt mir wieder ein wie er heißt. Kostja. Tickt mit cannabis, hasch und speed. Er steht auf, kommt zu mir und hebt mich auf die sofalehne. Ich höre das geräusch seines reißverschlusses und spüre wie er mich an sich zieht. Plötzlich bin ich müde, so müde wie schon lange nichtmehr. Müde von den problemen zuhause, der einsamkeit, den schmerzen, der sucht. Ich lehne den kopf an kostjas schulter und schließe die augen. Er riecht nach zigarettenrauch und rasierwasser. Einen moment fühle ich mich seltsam geborgen. Er packt mich an den schultern und richtet mich auf. Schau mir in die augen. Gehorsam hebe ich den kopf und schaue ihn an. Es tut weh als er eindringt, wie es immer weh tut. Heftige, brennende schmerzen. Ich nehme sie nur nicht mehr war. Sitze geduldig da und warte. Warte darauf dass das leben weitergeht. Mit einer hand fasst er zwischen uns und streichelt meine brüste. Ich weiß dass er sie mag, ich habe ihn mal sagen hören dass silikon ihm fremder ist als der mars und das kleine brüste einen urtrieb in ihm wecken würden. Wo und wann weiß ich nicht mehr, vergessen und verdrängt wie so vieles andere in der vergangenheit. In manchen situationen sind die erinnerungen plötzlich da, aber meistens kommt es mir so vor als wäre nicht ich diejenige die das erlebt hat,sondern jemand fremdes. Er schließt seine hose weder, hebt meine klamotten vom boden auf und wirft sie mir zu. Dann geht er und kommt kurz darauf mit einer packung taschentücher zurück. Ich blute. Vorsichtig wische ich mir die innenseiten der beine ab, so gut wie es geht. Dann ziehe ich mich an. Er steht schon vor der haustür, in der hand ein kleines tütchen. Ich nehme es, schließe fest die hand darum.
Dann verlasse ich die wohnung. Gehe die treppe hinunter. Ich weiß dass er mir nicht nachschaut, eine schneeflocke im winter. Sobald ich draußen bin lehne ich mich an die wand, verteile das weiße pulver auf meinem finger und ziehe. Wärme erfüllt meinen körper. Nichts tut mehr weh. Ich fühle nichts. Ich liebe diese welt, den schnee, die menschen, das leben. Ich bin glücklich. Plötzlich merke ich wie mir etwas nasses die wangen hinunterläuft.
Tränen.