Ich habe ein sehr eigenartiges Verhältniss zu Sexualität. Seit meinem 14tem Lebensjahr denke ich über das Thema Vergewaltigung nach und kann nicht aufhören, mich damit zu beschäftigen. Trotzdem bin ich nicht in der Lage, darüber zu sprechen, noch das Wort Vergewaltigung
an sich auszusprechen. Obwohl ich fast keine Erinnerungen daran habe und keinen Einzigen von der vermeindlichen Tat selbst, werde ich das Gefühl nicht los, missbraucht worden zu sein. Auf der anderen Seite kann ich aber auch nicht glauben, wirklich zum Opfer gewurden zu sein. Ich spüre etwas in mir, kann es mir aber einfach nicht eingestehen..... Dieses Gefühl mach mich krank!
Als ich vor mittlerweile 7 Jahren zum ersten Mal mit meinem damaligen Freund schlief, hatte ich sofort das Gefühl diese Situation zu kennen. Mir wurde schlecht und ich wurde traurig. Seitdem hatte ich mit einigen Männern Sex, ohne sie weiter zu kennen oder zu mögen. Ich kam mit meiner Situation ganz gut zurecht. Zumindest habe ich mir das eingebildet..... Allerdings habe ich Sex und Liebe nie so recht verbunden.
Ansonsten habe ich meinen Alltag so voller Aufgaben gepackt, das kaum Zeit bleibt traurig zu werden und sich mit der eigenen Vergangenheit auseinander zu setzten. Den ganzen Tag studiere ich Medizin, versorge mein Pferd und schreibe an meiner Promotion. Das klingt zwar sicher ganz gut, ist aber wahrscheinlich nur der Versuch nicht an dem Verdrängten zu verzweifeln. Und außerdem hatte ich so immer die Ausrede, keinen festen Freund zu haben, wenn mich Freunde und Familie nach der Liebe fragten.
Seit Kurzem habe ich allerdings wieder eine feste Beziehung und ich liebe meinen Freund wirklich. Er ist zärtlich, intelligent und unglaublich lustig. Auch wenn es schwer war, nach 3 Jahren als Singel wieder Vertrauen und Nähe zu einer anderen Person aufzubauen, bin ich doch sehr froh ihn zu haben. Aber seit unserer Beziehung gehen die Probleme erst richtig los! Ich bin nicht in der Lage, liebevoll mit ihm zu schlafen und ihn dabei zu küssen. Es ist nicht so, dass ich keine Lust auf Sex habe, aber eben nicht auf seite einfühlsame Art. Ich verbinde die ganze Sache eher mit Unterdrückung, als mit Hingabe. Und fast nach jedem Mal habe ich unglaublich schwere Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen. In diesen Situationen fühlt er sich verantwortlich und will mir helfen, aber bei dieser Sache kann mir nichts helfen. Es wird einfach nicht besser.
Da es meinem Freund sehr wichtig ist, mich mit dem Thema der Vergewaltigung auseinander zu setzten und es mir endlich selbst einzugestehen, damit ich es nach all den Jahrenes verarbeiten zu können, überlege ich, einen Psychologen aufzusuchen.
Kann mir bitte jemand sagen, ob eine Terapie wirklich hilft. V. a. wenn man sich an keinen Tathergang erinnern kann. Ich weiß nicht einmal, ob mir K. O.- Tropfen in mein Getränk gegeben wurden, oder ob ich als Selbstschutzreaktion alles verdrängt habe.
Ich denke das mich mein Gehirn schützen will, denn anders kann ich mir meine konfusen und unwirklichen Erinnerungen und Träume nicht erklären.