an0N_1189750099zP.S.
Nochmal an alle Borderlinger:
Ihr müsst mit Angehörigen, Freunden und Partnern darüber sprechen. Ihr müsst erklären, was Trigger sind, was die bewirken und welche es für Euch sind - sonst werdet ihr ständig unbeabsichtigt getriggert, dass kann nicht gut gehen.
Wenn Ihr nichts erklärt und nichts klärt, nehmen alle nur die Folgen der Lage wahr, in die es Euch bringt. Aber sie werden niemals wissen, wie Ihr empfindet und warum. Haltet niemals für selbstverständlich, dass jemand anders weiß, wie Ihr Euch fühlt.
Über Gefühle reden ist fürchterlich, ich weiss - zu gut. Aber es ist unumgänglich.
Über Borderline und Trigger reden triggert, ich weiss - zu gut. Achtet darauf, dass Ihr es nicht an einem Tag tut, wo Ihr auf dünnem Eis seid, aber Ihr *müsst* es tun, sonst kommt Ihr aus dem Kreis nicht heraus.
Natürlich müsst Ihr nicht bei jedem den Erklärbär spielen, das ist eher kontraproduktiv. Aber unbedingt gegenüber Menschen, die Euch nahe stehen.
Schreibt es auf, statt zu reden, das geht meist leichter über die Finger als über die Zunge.
Die meisten werden versuchen, auf Ihre Art Rücksicht zu nehmen, auch wenn Ihr nichts tut. Aber Ihr doch selbst, dass dass in die falsche Richtung geht!
Keine Sorge, auch wenn wir an allen Ecken so beschrieben werden wie es hier ist - das ist nur das Ergebnis, wenn wir *nichts* tun. Das sind die Erfahrungen, die die Menschen mit Euch machen werden, wenn Ihr es nicht ändert, nicht das, was zwangsläufig passiert.
Keine Sorge, auch wenn wir an allen Ecken so beschrieben werden, wie es hier ist, die meisten Menschen sind in der Lage, das was Ihr sagt, zu durchdenken und es zu versuchen - wenn Ihr selbst auch etwas tut.
Keine Sorge, Fehler passieren, Rückschläge passieren. Auch damit können andere Menschen umgehen - wenn sie sehen, dass Ihr was tut, statt es einfach laufen zu lassen.
Keine Sorge, Menschen können damit umgehen, seltsame Dinge zu akzeptieren, die sie nicht verstehen. - Sehr, sehr viel leichter als immer nur die Folgen davon zu ertragen, dass niemand die Gefahrenpunkte umgeht, bevor die Kuh auf dem Eis ist.
Keine Sorge, die meisten werden Euch zuhören und Euch unterstützen - sie wissen nur nicht, wie sie es tun können, wenn Ihr es ihnen nicht sagt!
Und um mich nochmal zu wiederholen: an alle Partner, Angehörigen und Freunde - Rücksicht? Ja, aber Euch zurückstellen, den Betroffenen in Watte packen und immer klein beigeben ist der *völlig* (!!!) falsche Weg.
Wir müssen nicht generell abgeschirmt werden, es gibt ganz klar abgegrenzte, ganz spezifische Situationen, Ereignisse, Wahrnehmungen, die in uns starke emotionale Reaktionen auslösen. Die werden üblicher Weise Trigger (= Auslöser) genannt und sind ein recht zentraler Punkt in diesem Thema. Dafür gibt es keine Bedienungsanleitung, die sind völlig individuell.
Auf die und nur die muss man achten. Achten heißt auch nicht um jeden Preis vermeiden! Einer meiner Trigger ist, wenn mich fremde Menschen berühren. Schon mal S-Bahn im Berufsverkehr gefahren? Dann wisst Ihr, dass das da nicht vermeidbar ist. Ich fahre jeden Arbeitstag 1,5h je Richtung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Zu 98.5% funktioniert es (1.5% werden halt hässlich - was soll's) - weil ich gelernt habe, das aktiv auszublenden, indem ich mich isoliere - akustisch mit einem MP3 - Player beispielsweise. Das allein nimmt viel Stress weg. Davon wird es noch lange nicht schön, aber es wird so, dass es einen weder auffrisst noch unerträglich einschränkt. Einige Trigger vermeidet man besser ganz, aber immer daran denken, das sind nur ganz bestimmte Punkte. Es ist niemals eine ganze Welt voll Wattebällchen.
Das was Ihr erlebt, sind Folgen emotionaler Überladung. FOLGEN von Problemen, nicht die Probleme selbst!
Kennt Ihr Redewendungen wie "wahnsinnig vor Schmerz" oder "rasend vor Schmerz"? Nun so sieht das von außen aus. Der Trick ist, zu lernen, wie man verhindert, dass es soweit kommt. (und was man tun kann, wenn man es nicht verhindern konnte).
Wir kommen dahin entweder mit den o.g. Triggern oder weil wir uns selten "von selbst" beruhigen. Unsere Anspannung steigt fast ständig schneller an, als sie fällt. Wie ein Wasserfass, wo ein großes Wasserrohr rein und ein kleines hinaus führt. Das läuft über, wenn niemand den Wasserstand kontrolliert und bei Bedarf Wasser abschöpft.
Bei einem richtigen Wolkenbruch kann es auch mal überlaufen, selbst wenn man aufpasst, aber bis auf Ausnahmen, kann man es verhindern, indem man einfach darauf achtet und ggf. eingreift.
Ihr seht meistens nur die überflutete Terrasse bei jedem kleinen Regenschauer, nicht das Wasserfass. Deswegen ist es auch so schwer, darin eine Systematik zu erkennen - ein Tropfen bringt das Fass zum überlaufen, ja. Aber Ihr wusstet nicht, dass es sich die ganze Zeit vorher gefüllt hat.
Um das Bild noch weiter zu spinnen: Ihr seht auch nicht, dass da vielleicht noch ein paar Bäche hinein laufen und nicht nur der Regen vom Dach. Ihr seht nur die überflutete Terrasse nach ein paar kleinen Regentropfen. Ihr könnt eh nicht verhindern, dass es regnet und ihr müsst auch nicht ständig die Terrasse wischen. Wir müssen vorher abschöpfen und Ihr könnt und damit helfen, im Auge zu behalten, wie hoch das Wasser im Fass gerade steht - und dann wird es auch funktionieren. ;)