Verliebt
Hallo,
auch wenn ich nicht selbst betroffen bin, kann ich schon ungefähr verstehen wie du dich fühlst.
Du schreibst das du seit Jahren unter sozialen Ängsten leidest. Bedeutet dass, das du generell engere Beziehungen vermeidest, sei es beruflich, nachbarschaftlich, Freunde, vor allem aber partnerschaftlich und intim?
Meistens steckt dahinter ja die Angst abgelehnt, zurückgewiesen, ausgegrenzt und damit gedemütigt und gekränkt zu werden. Da du bereits in Therapie bist, wirst du ja bestimmt schon erarbeitet haben, was hinter deinen Ängsten steckt, also wovor genau du dich im Zwischenmenschlichen fürchtest, oder?
Es ist nämlich wichtig seine Ängste zu kennen, um eben sich selbst zu (er-)kennen. Bleiben wir gleich mal bei dir. Wie stehst du selbst zu dir? Liebst und akzeptierst du dich so wie du bist? Vertraust du dir?
Bist du dir deiner Selbst bewusst? Denn Gefühle (gerade positive) für andere Menschen können sich ja nur aufbauen, wenn auch die eigenen positiven Gefühle zu sich selbst vorhanden sind. Du musst wahrscheinlich täglich an der Liebe zu dir selbst arbeiten, um dann die Liebe zu anderen aufbauen zu können.
Ich frage mich auch, ob du dir und deinen Gefühlen wirklich vertraust. Denn wenn du das tun würdest, dann bräuchtest du ja nicht zu fragen was andere meinen, ob du verliebst bist oder nicht.
Das kann dir ja sowieso niemand sagen. Nur du weißt das! Und ich möchte dir ans Herz legen da auf dich selbst zu vertrauen.
Es scheint ja zumindest eine Sympathie für den Mann zu geben und das ist doch schon mal toll! Lass doch die Dinge einfach auf dich zu kommen. Genieße den Augenblick. Wenn du Lust hast ihn zu küssen dann geh deinem Gefühl nach und mach es. Du hast festgestellt das du es gerne hast wenn er dich berührt, das ist doch eine Aussage. Grübel nicht zu viel darüber ob es richtig oder falsch ist, was du da machst. Oder ob es Verliebtheit, Liebe, Zuneigung oder Sympathie ist. Genieße den Augenblick. Du musst dich doch nicht von vornherein festlegen, was daraus wird. Man muss sich ja erstmal beschnuppern und kennen lernen und dann wirst du ganz von selbst an den Punkt kommen an dem DU weißt was du empfindest und zukünftig willst.
Du hast in der Vergangenheit vermieden und schließlich verlernt, dich zwischenmenschlichen Kontakten auszusetzen, sie durchzustehen und aus ihnen zu lernen. Dadurch gerietst du in einen immer stärkeren zwischenmenschlichen Entwicklungsrückstand. Jetzt in dieser für dich neuen Situation, bist du daher verunsichert und weißt deine Gefühle gar nicht einzuordnen bzw. lässt sie gar nicht heraus. Aber du kannst deinen Gefühlen und damit dir selbst vertrauen.
Ich würde an deiner Stelle offen und ehrlich zu ihm sein. Sag ihm ruhig in angemessener Weise wie es in dir aussieht. So musst du dich mit deinen Gefühlen für ihn auseinander setzten und lernst gleichzeitig dich anderen Menschen zu öffnen. Vielleicht erscheint dir das als zu schwierig, aber es ist wichtig genau das zu tun wovor du dich fürchtest. Denn nur so überwindet man Ängste.
Und das mit dem Parfüm ist doch im Grunde nur ein geringes Problem, ein Detail am Rande. Die beste Lösung ist: Nachdenken, was man sich selber in so einem Fall wünschen würde. Ich schätze bei einem netten Abend, wenn man sich gut verstanden hat, dann sollte so ein Thema auf liebevolle Art angesprochen werden. Überlege dir wie du sowas gerne hören würdest. Und dann sage es ihm, teile ihm auch deine Gefühle mit. Sag ihm das dir das auch unangenehm ist, du aber dachtest ihr könntet ehrlich zu einander sein. Die meisten Menschen, gerade wenn man sich privat auch gut versteht, sind einem nicht böse nach so einem Gespräch, sondern im Gegenteil, sie sind dankbar für ein so offenes Verhältnis.
Häufig stärkt ein kritisches Thema, das offen und klar ausgesprochen wird eine Beziehung erst. Und wenn er doch auf eine unangemessene Weise reagiert (was ich aber nicht glaube), dann hast du es wenigstens probiert. Wenn man keine Kritik oder Unangenehmes äußern kann, dann entsteht eh kein vertrauensvolles Verhältnis und dann ist diese Beziehung sowieso nicht die richtige.
Alles Gute!
Es ist nicht falsch, zurückhaltend bis vorsichtig zu sein. Es ist aber eine Frage der "Dosierung", inwieweit eine solche Haltung nützt oder behindert oder sogar schadet.
Du hast vermieden und schließlich verlernt, dich zwischenmenschlichen Kontakten auszusetzen, sie durchzustehen und aus ihnen zu lernen. Dadurch gerätst du in einen immer stärkeren zwischenmenschlichen Entwicklungsrückstand und kannst am Schluss tatsächlich nicht mehr "normal" Kontakt aufnehmen und