Hallo,
ich verstehe momentan die Welt nicht mehr.
Ich (22) war immer relativ beliebt, und hatte viele Freunde, wurde oft eingeladen, etc, sozial also ganz aktiv und recht gut eingebunden, obwohl es bei mir in der Schule früher nicht so lief (wiederholt, runter vom Gym, Mittlere Reife gemacht, Ausbildung abgebrochen -> ich war zeitweise fast schon das schwarze Unglücksschaf in der Familie). Ersten Respekt bekam ich, als ich mit 19 einen Rappel bekam und mein Abi nachgemacht habe. Mit 20 bin ich dann Hals über Kopf nach Norwegen (zuerst Au Pair - hatte eine Abschiedsparty mit 45 Leuten zuhause - das Schönste, was je für mich gemacht wurde), habe mir aber dann in Norwegen einen Job gesucht (arbeite im Moment als freie Texterin und verdiene ganz gut - das erzähle ich aber so direkt keinem, aber klar wird man gefragt, wenn man in einem Land arbeitet, das dafür bekannt ist und dann untertreibe ich noch eher, weil ich mich schon fast dafür schäme, das ich einfach im Moment Glück habe und viel Geld zur Seite legen kann. Selbst wenn ich hier nur bis Ende des Jahres bin und dann wieder nach Deutschland gehe -> Studium).
Diesen Januar habe ich dann eine Praktikumsstelle in Los Angeles bekommen bei einer Filmgesellschaft (möchte in die journalistische Richtung, also ging ein Traum in Erfüllung) und bin 6 Monate quer durch die Staaten zu lauter schönen Orten gereist, bevor ich wieder hier gelandet bin. Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch nur den Leuten davon erzählt, die gefragt haben und eben Fotoalben auf Facebook gepostet für Freunde und Familie. Ich reise generell viel, mache mal einen Kurztrip (habe Familie in Südeuropa, daher bin ich quasi damit aufgewachsen, mal schnell wegzufliegen. Es ist kein großes Ding, z.B. mal eben eine Freundin übers Wochenende in London zu treffen - mit den Billigflügen für 15 heutzutage aber auch ehrlich keine Kunst mehr. Ich bin da aber auch eben einfach sehr spontan.). Wie gesagt, es geht mir so gesehen super und es haben sich auch immer wieder Leute erkundigt, wie es mir geht und ich hab mich wirklich bemüht, mit allen die mir etwas bedeuten, genauso Kontakt zu halten, auch wenn ich viel unterwegs bin und habe mich m.E. nach auch nicht sehr verändert, reiße immer noch dieselben Witze wie früher und bin genauso schusselig.
Als ich dieses Jahr für einen Monat im Juni zuhause war, haben sich genau 3 Freunde bei mir gemeldet, die mich sehen wollten, obwohl ich ein Jahr weg war. Selbst meine (vormals?) beste Freundin aus Kindergartentagen hatte in vier Wochen kaum einen Termin gefunden für mich - einmal wäre es gegangen, da war der Freund wichtiger, (den sie TÄGLICH sieht! - Von dem sie sich jetzt nach 6 Jahren gerade getrennt hat - mittlerweile sehe ich aber auf Facebook auch, dass sie scheinbar einfach neue Freunde gefunden hat, während ich weg war).
Als ich diesen September für eine Woche an meinem Geburtstag zuhause war, habe ich gemerkt, dass sich einiges verändert hat. Ich hatte knapp 30 eingeladen, am Ende waren 10 da. Der Rest hatte es nicht mal für nötig gehalten, abzusagen, manche konnten aber auch nicht, studierten woanders oder waren im Urlaub. (Wie peinlich es war, mit wirklich bergeweise Essen und einer Party, die um halb Elf schon zu Ende war ("Kommt noch jemand?"), brauche ich nicht zu erwähnen.) Ich war tagelang beschämt und traurig und bin dann wieder hier hoch und habe mich seitdem enorm zurückgezogen und nicht mehr gemeldet.
Ich bin jetzt offensichtlich einfach irgendwie die (weil ich seit August 2009 nur sechs Wochen ingesamt in Deutschland war), die immer weg und sowieso nie da ist. Eine Freundin, mit der ich eigentlich sehr dicke war , sprach mich auf meinem Geburtstag direkt vor allen an: "Sag mal, willst du nicht mal ne Ausbildung machen oder so anstatt immer rumzureisen?" (Ich weiß nicht, ich kann mir Neid irgendwie nicht vorstellen, da sie selbst gerade ganz erfolgreich mit ihrer Fotografenkarriere ist und sie ist sonst auch sehr reif.) - Wie habe ich mich geschämt. Und das, wo ich gerade so hart an meiner Zukunft arbeite und genau weiß, was ich für Pläne am nächstem Jahr habe. Das habe ich dann auch gekontert und dann war Ruhe. Manche scheinen einfach zu denken, ich tingele ziellos durch die Weltgeschichte und verprasse mein Geld damit.
Eine andere kam auch nicht, ohne abgesagt zu haben, meldete sich dann aber vor 2 Wochen, ob ich ihr etwas Schönes mitbringen kann. Ihr habe ich die Meinung gesagt, sie hat dann seitdem keinen Ton mehr gesagt.
Und ein ehemaliger sehr, sehr guter Freund, mit dem ich bis letzten Sommer tägliche Tratschstunden bei Starbucks verbracht habe, hatte sich den Abend (sogar mit einer Notlüge zu mir), wie ich später herausfand, anderweitig verplant...
Jedenfalls: Seit diesem Tag geht es mir schlecht. Aber dieses Jahr möchte ich nun mal einfach noch genießen, ich möchte frei sein, reisen und ist es denn so falsch, wenn ich einfach die Möglichkeiten habe, herumzukommen, wenn ich Erfolg habe und meine Träume verwirklichen kann? Ich tu keinem weh damit und trotzdem habe ich das Gefühl, es wenden sich immer mehr ab.
Und langsam habe ich Angst davor, wie es ist, wenn ich Ende Oktober nach Hause komme und dann auch dort bleiben möchte.
Wie viele von den Freunden, die ich hatte, noch übrig sind. Viele sind weggezogen, zu manchen besteht einfach durch dieses Jahr kein Kontakt mehr. Manche fanden es regelrecht unsinnig, was ich so gemacht habe in letzter Zeit, andere fanden es toll. Trotzdem sind nur wenige geblieben und die wohnen auch nicht in meiner Stadt. Ich bin schon soweit, dass ich mich abhärte und mich nun erst recht auf meine Karriere konzentrieren will vor lauter Trotz. Ich habe noch meine Familie, die zum Glück sehr sehr groß ist und mir Halt, sehr viel Liebe und Unterstützung gibt, aber so langsam spiele ich wirklich mit dem Gedanken, nach dem Studium in 3-4 Jahren ganz woanders neu anzufangen, weil mir meine Heimatstadt mittlerweile fremd vorkommt und ich all das vermisse, was vorher war...
Habt ihr einen Rat für mich oder spinne ich einfach nur?
Liebe Grüße