Hallo ihr,
es gibt hier so viele Threads zu Angststörungen, in denen Menschen ihr Leid klagen. Ich habe das auch, jeder dieser Menschen spricht mir aus der Seele, und ich bin mittlerweile an dem Punkt, an dem ich glaube, mein Leben zurück zu haben. Will Betroffenen mit diesem Thread Mut machen und hoffe, dass auch andere sich hier finden, die ihr Leben und ihre Angst wieder im Griff haben.
Bei mir fing alles vor 3,5 Jahren an. Plötzliche schlimme Panikattacke in einem Hamburger Kaufhaus mit allen möglichen äußerst beängstigenden körperlichen Symptomen. Die Panik blieb, ich hatte tagelang keinen Appetit, war nur unruhig, musste viel weinen und erkannte mich selbst nicht mehr. Es ging so schnell.
Ich habe sehr schnell mit einer Gesprächstherapie begonnen und diese fast 3 Jahre gemacht. Es hat mir schon geholfen, die Auslöser zu finden und einigen unverdauten Schmerz aufzuspüren, aber ich habe erst nach der Therapie, von der ich am Ende enttäuscht war, kapiert, dass ich selbst die Arbeit machen muss.
Also hab ich mein Leben ziemlich auf den Kopf gestellt. Ich beendete eine langjährige, festgefahrene, aber sehr behütende Beziehung. Ich ging eine neue Beziehung ein, mit einem 5 Jahre jüngeren Mann, der vor Lebensfreude und Unternehmungslust nur so sprüht. Ich fing an, mir wieder Dinge zuzutrauen, trotz Angst einfach normal zu leben. Ich fuhr in Urlaub, was davor immer der Horror war, und es ging mir gut. Ich ging in die Stadt, in Freizeitparks, ins Kino, auf Parties, wenn mir danach war. Wenn nicht, zwang ich mich aber auch nicht dazu.
Was eben so viele sagen, ich fing an, meine Angst als Teil von mir und meinem Leben zu akzeptieren und hörte auf, sie loswerden zu wollen. Ich habe aufgehört, der Person hinterherzutrauern, die ich "vorher" war. Jetzt mache ich einfach was ich will, was ich nicht will mach ich nicht und sag das auch deutlich. Ich glaube auch, dass meine Angst viel damit zu tun hat, dass ich mir nicht zutraue, alleine selbstständig zu leben. Ich arbeite jeden Tag daran, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Ich hatte auch ein paar schlimme körperliche Sachen, eine schwere Bissverletzung an der Hand und eine Nierenentzündung, eben so Sachen, vor denen ich immer Angst hatte. Und ich hab das alles überstanden, irgendwie, das hat mir bezüglich meiner Krankheitsangst geholfen.
Ich habe immernoch Angstzustände. Aber die Abstände zwischen den Angstepisoden werden immer länger! Es gibt sogar Wochen, da denk ich garnicht dran... trotzdem, es ist nicht so dass alles wieder super ist, aber es ist auch nicht mehr absolut furchtbar.
Also, ich rate euch, eure Angst zu akzeptieren und trotzdem das zu tun, was ihr gerne möchtet. Wenns zu hart ist quält euch nicht, aber hört nie auf es zu versuchen. Jeden Tag kämpfen, jeden Tag immer wieder einfache Sachen üben, wenn nichts anderes geht! Und überdenkt euer Leben, was euch stört solltet ihr angehen.
Ihr schafft das auch...